Eloy

The Vision, the Sword and the Pyre (Part I)


Info
Musikrichtung: Prog / Kraut

VÖ: 25.08.2017

(Artist Station Records / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 62:24

Internet:

http://www.eloy-legacy.com


„Ich, Jean de Nouillompont, genannt Jean de Metz, berichte dies, weil ich die wirklichen Ereignisse als Waffengefährte, aufrichtiger Freund und Bewunderer der Jungfrau in Rüstung und Waffen, selbst mit erlebt habe.“ Mit diesen Worten beginnt das Booklet zu The Vision, the Sword and the Pyre und lässt sofort den Anspruch laut werden, den Mastermind Frank Bornemann für den sein neues Werk erhebt, dessen erster Teil nun in den Plattenläden steht.

Ob es der hannoverschen Prog-Legende mit diesem Album tatsächlich gelingt einen historisch gereinigten Weg durch die von üppiger Legendenbildung geprägten Berichte der heiligen Johanna, der Jungfrau von Orleans, oder schlicht Jean d’Arc zu bahnen, lassen wir einmal dahin gestellt. Die Eloy-Fans dürfte auch eine andere Frage weit mehr beschäftigen: Gelingt es der Band 2017 an alte Großtaten anzuknüpfen, und wenn ja, an welche?

In welche Richtung es geht, zeigt schon ein Blick auf die Besetzungsliste. Da wimmelt es von Background-SängerInnen, Sprechstimmen und Keyboards, die gelegentlich noch von echten Streichern und Flöten unterstützt werden. Natürlich erinnert das an vergangene Geschichten, wie die Reise ins 14. Jahrhundert auf The Power and the Passion oder die apokalyptischen Visionen von Ocean, aber auch an die Konzeptalben Planets und Time to turn.

Und im Grunde ist Frank Bornemann nicht ungeschickt genau zwischen diesen beiden Polen gelandet. Die etwas zu glatte 80er Jahre Pop-Arrangements der beiden letztgenannten Alben wird durchbrochen, ohne ganz in den manchmal doch noch recht naiven Charme der frühen Alben zu verfallen. So dürften „Early Signs…“ und „The Call“, in dem von der Berufung Johannas berichtet wird, auch die frühen Fans zufrieden stellen, während der kraftvoll inszenierte Aufbruch in „Vaucouleurs“ an die Time to turn-Phase erinnert.

Aber The Vision, the Sword and the Pyre ist deutlich mehr als ein Wiederaufkochen der „alten“ Eloy. Bornemann hat auf der Basis der stärksten Phasen der Krautrock-Legende ein eigenständiges zeitgemäßes Werk geschaffen, das über die Grenzen der 70er und 80er Jahre hinausgreift und mit Momenten, wie der vom Flötisten Volker Kuinke in „Chinon“ angedeuteten höfischen Musik, auf das Geschehen in den Texten eingeht.

Inhaltlich deckt das Album den Weg von der Berufung Johannas bis zur Eroberung von Orleans ab, die in der fantasievollen Prog/Kraut-Nummer „Les Tourelles“ mit dramatischem Bombast gefeiert wird.

Damit ist die Geschichte von Johanna bekanntlich nicht beendet. Daraufhin weißt nicht nur das “Part I“ im CD-Titel hin. „Why?“ beendet das Album mit nachdenklichen Vorahnungen sehr ruhig in einer sehr typischen Eloy-Atmosphäre.

Mit The Vision, the Sword and the Pyre beweist Frank Bornemann, dass mit Eloy noch zu rechnen ist.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1The Age of the hundred Years' War 4:24
2 Domremy on the 6th of January 1412 1:51
3 Early Signs ... from a longed-for Miracle 4:20
4 Autumn 1428 at home 0:57
5 The Call 6:03
6 Vaucouleurs 4:44
7 The Ride by Night ... towards the predestined Fate 3:37
8 Chinon10:05
9 The Prophecy 4:48
10 The Sword ... the Dawning of the Unavoidable 6:06
11 Orléans 4:33
12 Les Tourelles 7:37
13 Why? 5:19
Besetzung

Frank Bornemann (Voc, Git, Keys)
Klaus-Peter Matziol (B)
Hannes Folberth (Keys)
Michael Gerlach (Keys)
Kristof Hinz (Dr, Perc)

Gäste:
Christoph van Hall (Streicher <1,10>)
Jens Lueck (Keys <1,5>)
Arthur Kühfuss (Keys <5,8>)
Niklas Fischer (Keys <3,8,>)
Johannes Berger (Violine <9>)
Volker Kuinke (Flöten <3,6,8,10>)

Alice Merton (Sprecherin Johanna <5,6,8>)
Kim Hutchinson (Sprecherin Mutter von Johanna <2>)
Kai Ritter (Sprecher Vater von Johanna <2,4>)
Eric Pulverich (Eine Stimme im Chor des Untersuchungsgerichts <8>)
Leon Kaack (Eine Stimme im Chor des Untersuchungsgerichts <8>)
Bick Buttchereit (Eine Stimme im Chor des Untersuchungsgerichts <8>)
Jessy Martens (Voc Johanna <13>)

Julian Göke (Voc <1>)
Isgaard (Voc <9>)
Anke Renner (Back Voc <3,5,6,11>)
Alexandra Seubert (Back Voc <3,9,11>)
Lisa Laage-Smidt (Back Voc <6>)
Simon Moskon (Back Voc <3,8,9>)
Sven-Arne Zinnke (Back Voc <5>)
Kinderchor der Marktkirche in Hannover <9>
Peter Becket (Armee Chor <10>)
Tom Jackson (Armee Chor <10>)



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