Musik an sich


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Hopfen und grandiose Musik: Der Bavaria Vista Club gastiert in der Hallertau




Info
Künstler: Bavaria Vista Club

Zeit: 01.10.2016

Ort: Wolnzach - Volksfesthalle

Internet:
https://www.facebook.com/BSCConcerts

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben wir Euch, liebe Leser, über das schöne Bavaria Vista Club Festival auf der Kreutalm berichtet. Das Konzept - bayerische Mundartmusik frisch und zeitgemäß interpretiert - hatte uns ziemlich begeistert, nachdem die Plattenfirma BSC Music mit ihrem Mundart-Label schon jahrelang gute Vorarbeit leistete. So war es eine Ehrensache den nächsten Termin der Veranstaltungsreihe in Wolnzach zu besuchen, nachdem wir einen Club im Rahmen des D’amato-Festivals in Wolfratshausen aussetzen mussten.

Wolnzach liegt mitten in der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Also schon mal eine gute Voraussetzung für etwas Gemütlichkeit, oder nicht? Der Veranstaltungsort war die Volkfesthalle in der Marktgemeinde. Allerdings war diese nichts anderes als eine Lagerhalle mit Asphaltboden, die sonst anscheinend als Verkehrsübungsplatz für Schulkinder dient. Deswegen muss man der Gemeinde, die Veranstalterin war, ein großes Lob aussprechen, dass sie es schaffte ein wenig Behaglichkeit in diesen trostlosen Ort gebracht zu haben. Es war also nicht allzu schwer sich den auftretenden Gruppen hinzugeben. Das waren an diesem Abend Sauglocknläutn, IRXN und Oansno.

Und nicht zu vergessen MUC³, die dieses Mal eine Art Einheizer waren, welche die Besucher im Eingangsbereich ein wenig in Stimmung bringen sollten. Leider waren die drei Herren um IRXN-Frontmann Bernie Maisberger etwas unauffällig platziert, so dass ihre Musik relativ aufmerksamkeitslos dahin dudelte. Keyboard, E-Gitarre und drei Stimmen reichen den drei Herren für ihre Musik, die sie folgendermaßen beschreiben: „dadaistischer Elektro-Pop aus München, bayerisch, mit der Seele von Falco“. Kann man schon mal so stehen lassen. Einen Hit haben sie mit „Johanna“ auch in der Hinterhand. In einem anderen Rahmen ist die Truppe sicherlich lustig.



Danach ging es nach einer offiziellen Begrüßung durch die Kulturreferentin auf der großen Bühne richtig los. Da man im allertiefsten Bayern ist, war der Start mit etwas Einheimischem sicher nicht verkehrt. Deswegen hatte man das in Lederhosen gewandete Duo SAUGLOCKNLÄUTN geladen, das mit Akkordeon, Kontrabass und hin und wieder auch Gitarre, Ukulele sowie immer mit viel Lokalkolorit seine Lieder spielte, die sich zwischen Musikcomedy und Satire bewegen. Es wurde viel auf der Bühne geredet und noch viel mehr gesungen. Die Texte mitten aus dem Leben gegriffen, mal heiter, dann auch mal wieder äußerst bissig. Das machte nicht nur Spaß, sondern regte auch mal zum Nachdenken an. Ihre recht traditionelle Musik hatte nicht nur Unterhaltungs-, sondern wie im Falle von „Der Done mit seiner Drohne“ durchaus Ohrwurmpotenzial. Kein Wunder, dass man das Publikum auf den Bierbänken zum ausgelassenen Mitschunkeln aufforderte. Waren schon recht sympathisch und nett diese zwei Herren.



Weiter ging es mit in Wolnzach wohlbekannten Gesichtern. Zumindest eines von den fünf. Denn der gebürtig aus Franken stammende Gitarrist Reinhold Alsheimer, stadtbekannter Künstler und Freigeist, hat seit vielen Jahren seine Heimat in dem Ort gefunden. Mit seiner Band IRXN spielte er an diesem Abend ein grandioses Konzert vor einer ausgelassenen Menge. Man merkte gleich, dass die Band hier relativ bekannt ist, so dass eine tolle Stimmung garantiert war. Mit seinen kraftvollen Folkrocksongs rannte das Quintett also offene Türen ein. Davon ließ sich die Band sicht- und hörbar anstecken. Vor allem Sänger Bernie drehte vollkommen auf und schleuderte dem Publikum voller Inbrunst seine Texte entgegen, die die Leute vor der Bühne regelrecht aufsaugten. Die Setliste war durchgängig mit Highlights gespickt, die Ansagen spritzig und die ganze Band tauchte voll in ihrem Sound ein, so dass sich auch Neulinge recht schnell vom keltisch-bayerischen Folkrock anstecken ließen und das Tanzbein schwangen. Mit ihrem Sound hat die Band mittlerweile schon vor zehn Jahren eine Lücke gefüllt, von der man gar nicht dachte, dass sie gut klingen könnte. Wie immer ein Genuss, diese IRXN!



Die Münchener OANSO taten sich danach nicht ganz so leicht. Das lag wohl daran, dass das Publikum das Quartett nicht kannte und anfangs nicht so recht was damit anzufangen wusste. Dabei ist die Musik der Band nicht weniger ansteckend, wenn auch in Sachen Instrumentierung wesentlich traditioneller. Akkordeon, Trompete, Tuba, Schlagwerk und Gesang standen hier an der Tagesordnung. Die Wurzeln liegen eindeutig in der bayerischen Volks- und Hausmusik, allerdings mit ihrem jugendlichen Dreh, der an LaBrassBanda erinnert. Oansno rocken mit ihrer Mischung traditioneller einheimischer Musik, Weltmusik, Ska, Reggea und Balkansounds. Die Texte drehen sich hauptsächlich um Bier (wie passend an einem Ort an dem das Deutsche Hopfenmuseum beheimatet ist…) und ihre Heimat München und sind dabei nicht selten rotzfrech bis triefend ironisch. Hier wird eben frei weg von der Leber gespielt und gesungen. Liegt wohl auch an ihrer Herkunft als Straßenmusikanten, dass man sich unbedarft aber voller Spielfreude ans Werk geht. Davon ließ sich nach einer gewissen Eingewöhungsphase auch Wolnzach anstecken. Spätestens mit dem Hit „Oane moan i pack i no“ waren die letzten Dämme gebrochen und die Leute vor Ort feierten die äußerst versierten Musiker ordentlich.

Leider war das Ganze auch dieses Mal wieder viel zu früh vorbei. Aber das ist ein Grund mehr mal wieder beim Bavaria Vista Club vorbei zu schauen. Die nächste Gelegenheit bietet sich in Bälde wieder. Genauer gesagt am 19. November in München. Dort feiern IRXN nicht nur ihr 10-jähriges Jubiläum, sondern es werden auch wieder Oansno (Heimspiel!) und Zwoastoa mit von der Partie sein. Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Da lohnt sich auch eine etwas weitere Anreise. Denn hier wird eine ganz besondere, zeitgemäße Mundart-Musikkultur präsentiert!


Zum Abschluss danken wir noch Christoph von BSC Music sowie Reinhold Alsheimer und der Marktgemeinde Wolnzach für die unkomplizierte Presseakkreditierung.



Mario Karl



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