Musik an sich


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Mitch Ryder

Live im Rockpalast (DVD)


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 29.06.2012 (1979/04)

(WDR / MiG / Intergroove)

Gesamtspielzeit: 218:00


Zwei Konzerte im Abstand von 25 Jahren – beide aufgezeichnet vom Team des Rockpalast; das erste 1979 in einer der legendären Rocknächte, das andere 2004 in der von Kerzen erleuchteten Burg Satzvey.

Der Rockpalast-Auftritt beginnt unglaublich. Wie kann der Kerl diese Chance nur so versieben. Mitch Ryder kommt völlig verstrahlt auf die Bühne – kann halb abwesend seine erste Ansage kaum rüber lallen. Das an diesem Ort sonst alles abfeiernde Publikum verharrt abwartend.
Wie hacke Mitch Ryder in diesem Moment war, kann man in dem in der Umbaupause vor dem Auftritt live übertragenen Interview sehen, das als Bonus auf der DVD enthalten ist. Der junge Alan Bangs musste sein Gespräch mit Mitch Ryder und Jack Daniels gleichzeitig führen. Womit er sichtlich überfordert war. Allein dieses Interview ist schon ein Stück Rockgeschichte, weil es das Ungeschminkte dieser Rock-Nächrte deutlich macht, wie kaum etwas anderes. (Ich warte noch auf das Interview mit Stevie Ray Vaughn bei seinem Rockpalast-Loreley-Auftritt.)

Wahrscheinlich haben die Rockpalast-Macher in diesen Minuten Blut und Wasser geschwitzt. Einige Minuten später ist das Alles Vergangenheit. Die Band ist von der ersten Sekunde an so drauf, als hätte sie sich schon mindestens eine Stunde mit Publikum warm gespielt. Und Ryder ist trotz (oder wegen?) seines Zustands das Sahnehäubchen. Er hat nichts mehr unter Kontrolle. Der Rock’n’Roll und der Blues kontrollieren ihn und sorgen für eine Sternstunde selbst im Rahmen der Rocknächte.

Damit kann Mitch Ryder 25 Jahre später zwar nicht mehr mithalten; eine tolle Show liefert er trotzdem. Als lebendiges Beispiel für die Folgen der gefallen Mauer tritt der Detroiter 2004 schon seit einigen Jahren mit der DDR-Blues-Formation Engerling als Backing-Band auf. Das wirkt sich aus. Der Blues-Anteil ist deutlich gestiegen. Das liegt allerdings nicht nur an Engerling. Auch der Chef selber treibt sich häufiger in moderateren Stimmungen herum.

Aber zum einen machen die Sechs das sehr gut; zum anderen hat es keinen grundsätzlichen Wechsel gegeben, sondern lediglich eine Akzentverschiebung. Auch 2004 rotzt der einen Tag vor diesem Auftritt 59 gewordene Ausnahmesänger mit einer Energie durch den fast zweistündigen Auftritt, dass er damit ganze Heerscharen von Jünglingen alt aussehen lässt.

Ein fantastischer Doppeldecker!
Gehört als DVD, oder Do-CD in jede Sammlung.



Norbert von Fransecky



Trackliste
DVD 1
Gruga Halle Essen, 6./7. Oktober 1979
1 Long hard Road (6:17)
2 War (8:28)
3 Nice’n’easy (6:56)
4 CC Rider / Jenny take a Ride (4:13)
5 Ain’t nobody white (can sing the Blues) (8:32)
6 Devil with a blue Dress on / Good golly Miss Molly (3:51)
7 Liberty (5:15)
8 Dance ourselves to Death (9:04)
9 Wicked Messenger (3:30)
10 Rock’n’Roll (7:20)
11 Tough Kid (5:39)
12 True Love (7:09)
13 Soul Kitchen (11:56)

14 Interview 1979 (11:00)


DVD 2
Burg Satzvey, 27. Februar 2004
1 Yeah, you right (6:42)
2 From a Buck 6 (5:00)
3 Everybody loses (5:05)
4 True Love (7:33)
5 The Porch (3:47)
6 Ain’t nobody white (can sing the Blues) (6:04)
7 CC Rider / Jenny take a Ride (4:19)
8 Rock’n’Roll (6:15)
9 Freezin’ in Hell (8:40)
10 Subterranean Homesick Blues (6:17)
11 The Terrorist (4:57)
12 Red Scar Eyes (11:42)
13 Devil with a blue Dress on / Good golly Miss Molly (3:51)
14 Heart of Stone (11:47)
15 Gimme Shelter (13:35)
16 It wasn’t me (6:38)
17 Bass Intro / Little Wing (2:30)
18 Soul Kitchen (13:01)

19 Interview 2004 (14:00)
20 Interview mit Engerling (8:00)
Besetzung

1979
Mitch Ryder (Voc)
Joe Gutc (Git)
Richard Schein (Git)
Billy Csernits (Keys)
Mark Gougeon (B)
Wilson Owens (Dr)


2004
Mitch Ryder (Voc)
Robert Gillespie (Git, Back Voc)
Heiner Witte (Git, Back Voc)
Wolfram Bodag (Keys, Mundharmonika)
Manne Pokrandt (B, Back Voc)
Vincent Brisach (Dr)


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