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SURVIVORS ZERO: Keine Keyboards, keine schrillen Schreie oder zu viele Melodien – einfach Death Metal pur!




Info
Gesprächspartner: Survivors Zero (Sami Jämsén)

Zeit: Oktober 2009

Stil: Death Metal

Internet:
http://www.survivorszero.com
http://www.myspace.com/survivorszero

In Finnland gibt es bekanntlich Bands wie Sand am Meer. SURVIVORS ZERO sind jetzt eine weitere. Und wenn man einmal die Besetzungsliste liest, könnte man meinen hier handle es sich nur ein weiteres Projekt von vielen. Kopf und Gründer des Ganzen ist Sami Jämsén, der sich bisher als Produzent des Studios Perkele einen Namen gemacht hat. Am Mikro röhrt mit tiefen Growls Tommi Virranta (ex-Deathchain), den Bass bedient ex-Finntroll Frontklotz Tapio Wilska, hinter den Kesseln sitzt Reima Kellokoski von Impaled Nazarene und an den sechs Saiten ist neben dem Chef Jani Luttinen (The Scourger, The Wake) zu hören, welcher mittlerweile Gründungsmitglied und Machine Men-Gitarrist J-V Hintikka ersetzt hat. Zu fünft schmieden die Herren bissigen und zeitgemäßen Death Metal, hart aber doch nicht ganz unmelodiös. So wie man es sich als Genrefan wünscht. Zwar klingt der Sound der Band etwas zusammen geklaut (egal ob bei Arch Enemy, Carcass oder At The Gates) und das Songwriting könnte ein bisschen abwechslungsreicher sein, aber trotzdem ist das Debütalbum CMXCIX eine äußerst spaßige CD geworden, die zum freudigen Mitbangen verleitet. MAS hakte bei Vorsteher Sami Jämsén nach um zu sehen was hinter der Band steckt.


Eure offizielle Biografie sagt, dass Du Survivors Zero gegründet hast, da genug vom aktuellen Zustand der finnischen Metalszene hattest. Was läuft in Deinem Heimatland denn falsch?

Es tut sich viel in Finnland. Aber meiner Meinung nach ist das generelle Niveau der Bands dort ziemlich niedrig. Und viele Bands singen über Zauberer, Drachen und all diesen Blödsinn. Wenn Dio über das Töten eines Drachen singt ist das cool, aber wenn ein 16-jähriger Typ sich in eine Robe wirft und mit einem Gummischwert im Wald rumhüpft ist es das nicht. Ich denke es ist sehr eine Frage des Images und der Glaubwürdigkeit. Die meisten dieser Jungs sind noch nicht so weit. Es gibt nur eine kleine Gruppe von Leuten, die meiner Meinung nach immer noch richtig starken Metal machen. Einige der Bands davon sind zum Beispiel Torture Killer, Sotajumala und Cannibal Accident.

Wie sollte dann für Dich richtiger Metal oder viel mehr Death Metal klingen?

Keine Keyboards, keine schrillen Schreie, nicht zu viele Melodien, keine dämlichen Tempowechsel. Richtiger Metal beziehungsweise Death Metal sollte mit tiefen Growls sein, zerschmetternder, tiefer gestimmter Gitarrenarbeit, einer durchgehenden Basslinie und kleinen Variationen um das Ganze eine wenig interessanter zu machen. Amon Amarth sind eines der besten Beispielte echten Metals heutzutage. Auch wenn sie heutzutage ziemlich episch klingen, ist die starke Death Metal-Verbindung immer noch da.

Also kommen Survivors Zero dem Ideal einer Death Metal-Band in Deinen Ohren ziemlich nahe. Es ist wohl genau der Sound den Du immer spielen wolltest.

Exakt! Dies ist die Art von Musik die ich mir immer vorgestellt hatte zu spielen. Und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich zu 100 % mit etwas zufrieden.

Wie hast Du die richtigen Leute gefunden, welche Deiner Vision folgen möchten?

Ich wollte schon immer mit Tommi arbeiten, da er für mich einer der Top 5 Metalsänger auf diesem Planeten und zudem noch ein ziemlich guter Freund ist. Und als er erste Kostproben gehört hat, hat er sofort zugesagt. Ich ging zu Wilska und spielte ihm mein Zeug vor. Und das war es dann, er war gefangen. J-V kannte ich von verschienen Studiosessions und er ist ein Killer-Gitarrist. Er war auch sehr einfach zu begeistern. Kellokoski ist ein Freund der anderen, also machte auch er mit. Und Jani ist ein sehr guter Freund von Wilska, so war auch er dabei. Es kennt also jeder die anderen irgendwo her, mehr oder weniger. Es ist wie eine Art kleine, glückliche Familie.

Also genau der richtige Haufen an Leuten zum Arbeiten?

Ich könnte mir keine besseren Kumpels für die Band wünschen. Als wir auf der Straße waren lief alles perfekt. Man kann diesen Jungs auf und abseits der Bühne absolut vertrauen. Absolute Profis mit einer ziemlich entspannten Attitüde.

Du hast die Musik auf dem Debütalbum im Alleingang geschrieben. Sind Deine Begleitmusiker hier nur eine Art Werkzeug oder konnten sie mehr zur Musik beitragen?

Ich hatte die Musik bereits schon länger geschrieben. Deshalb ist auch nichts von den anderen mit dabei. Das wird sich sicher noch ändern, je länger wir als Band bestehen. Aber jeder in der Band steht zu 100 % hinter der Musik und das kann man auf dem Album auch hören. Wir sind eine sehr starke Einheit.

Haben Dir die Erfahrungen aus Deiner Arbeit als Toningenieur während des Songwritings und beim Arrangieren sehr geholfen?

Ja, ich denke das kann man auch gut hören. Es ist die Summe aus meinen gemachten Erfahrungen. Perfekt ausgearbeitet und genau so wie ich es wollte. Ich spiele bereits seit 25 Jahren Gitarre und arbeite seit 20 Jahren in einem Studio. Also ich denke, dass das genug Zeit zum Üben war.

CMXCIX wurde, genauso wie euer Demo Extinction von Jonal Kjellgren produziert. Warum hast Du nicht alles in Deinem Studio gemacht und selbst produziert? Brauchtest Du ein paar Ohren von außerhalb?

Hätte ich nicht Jonas den Mix machen lassen, würde ich heute immer noch am Demo rumschrauben. Ich bin zu kritisch mit meinem eigenen Zeug. Dieses Mal wollte ich mich aufs Gitarrespielen konzentrieren. Und Jonas beschäftigte sich damit, das Ganze zusammenzuhalten. Ein externer Produzent bringt auch immer seinen eigenen Sound mit. Deshalb klingt das Album in meinen Ohren auch so frisch.

Was war zusammenfassend Jonas’ Beitrag am Gesamtergebnis?

Er gab uns wichtiges Feedback bei Änderungen in der letzten Minute, sowie Komponierideen. Er brachte die Leute dazu, noch härter zu arbeiten um einen perfekten Take zu erreichen. Und er nahm bei vielen Dingen Gewicht von meinen Schultern. Jetzt liebe ich dieses Album. Wäre ich die ganze Zeit mit allem möglichen gestresst gewesen, würde ich es wahrscheinlich hassen und nie wieder hören wollen. Jonas ist ein sehr talentierter Mischer und sein Sound tritt richtig ins Hinterteil!

Ist der Albumtitel 999, also 666 umgedreht in römischen Ziffern, nicht ein wenig klischeehaft oder doch einfach nur Metal?

Es ist auch das Veröffentlichungsdatum des Albums (ursprünglich sollte das Album am 9.9.09 veröffentlicht werden - Anm.d.Red.). Das ganze Konzept des Albums dreht sich um die Menschheit und das Christentum. Der Titel CMXCIX bezieht sich auf das Jahr 999, als die Christen dachten das Ende der Welt würde kommen und sie die Ernte auf den Feldern verrotten ließen. Und natürlich gab es kein Armageddon. Dasselbe passierte 1999 und wird 2999 passieren. Die christliche Heuchelei wird immer weiter gehen. Sie versuchen uns mit ihren Jüngster Tag Visionen zu verängstigen um uns ein Teil ihrer Herde zu machen. Das kannst Du jetzt klischeehaft finden, mich interessiert das so was von überhaupt nicht.

Tommis Texte entsprechen dem was Du mir gerade erklärt hast. Also nicht nur um das dunkle und garstige Gefühl der Musik zu unterstützen?

Ein großer Teil bewegt sich auf einer symbolischen Ebene. Man muss also ein bisschen tiefer graben. Tommi schreibt auch sehr persönliche Texte und kombiniert diese mit Dingen die er liest. Wie zum Beispiel Milton oder Nietzsche.

Ist Survivors Zero eine richtige Band die auch Konzerte spielt, oder doch eher eines von tausenden anderen Projekten aus Finnlannd?

Wir haben gerade Daten einer Europatour mit 22 Konzerten für 2010 mit Hypocrisy und Hatesphere bekannt gegeben (s. hier). Und während ich hier mit Dir spreche, sind wir in Finnland mit Sotajumala und Deathchain unterwegs. Ich denke, dass damit Deine Frage beantwortet ist.

Survivors Zero werden des Öfteren mit frühen Arch Enemy oder At The Gates verglichen. Hast Du hiermit ein Problem und fühlst Du Dich dadurch ein wenig geehrt?

Als großer Fan beider Bands habe ich kein Problem damit. Ich denke, dass man auch den Einfluss dieser Bands in unserer Musik hören kann. Genauso wie auch andere Bands die ich zu meinen „Einflüssen“ zähle, wie W.A.S.P., Dokken, Loudness, Entombed, Dismember, Deaht, Pestilence und so weiter. Die Liste könnte ewig weiter gehen.

Welche sind Deine fünf Death Metal-Lieblingsalben?

1. Left hand path – Entombed
2. Testimony of the ancients – Pestilence
3. Heartwork – Carcass
4. Dark recollections – Carnage
5. Nightmares made flesh – Bloodbath

Welche Pläne hast Du momentan für Survivors Zero?

Etwas um die Welt zu touren und hoffentlich nächstes Jahr ein zweites Album aufnehmen. Und bei alldem einfach eine großartige Zeit haben!



Mario Karl



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