Musik an sich


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Hannes Wader

Mal angenommen


Info
Musikrichtung: Liedermacher

VÖ: 29. 9. 2006

(Pläne / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 66:23

Internet:

http://www.HannesWader.de


Hannes Wader anno 2006 – das geht eigentlich gar nicht.
Entweder müsste der politische deutsche Liedermacher par excellence sich verändert und der neuen Zeit angepasst haben – musikalisch und inhaltlich! Das ist kaum vorstellbar und kann nur daneben gehen.
Oder Wader müsste Wader bleiben. Und das kann doch wohl nur völlig abgestanden daher kommen.

Das Erstaunliche passiert. Wader bleibt sich treu und wirkt dennoch frisch und authentisch – trotz alledem!
Musikalisch hat er kein Jota verändert. Jeder Akkord kommt uns ungeheuer bekannt vor. Jedes Arrangement hat es schon mal gegeben – natürlich bei Wader selber. Hannes ist „wieder unterwegs“. Auch das eine gut 15-minütige Stück finden wir auf Mal angenommen – dieses Mal ein Rückblick auf die eigene Familiengeschichte.

Einiges finden wir nicht mehr. Abgedrehte Geschichten wie den “Tankerkönig“ vermeidet Wader. Sein alt-linker Ansatz ist in dieser globalisiert resignierten Gesellschaft wohl schon skurril genug. Und auch die ganz harten Worte benutzt Wader nicht mehr. Ansonsten kommt er textlich wie wir ihn gewohnt sind: Bibelfest und religionskritisch, Sozialist und Antifaschist, Geschichts- und Klassen bewusst hält er dieser Welt den Spiegel vor und singt weiter die Lieder der einfachen Leute – trotz alledem.

Insgesamt vielleicht etwas persönlicher als früher bleibt Wader als Liebhaber von Natur, frankophilem Leben, Wein und der (Arbeiter)-Geschichte erkennbar.

Am schönsten vielleicht das etwas dünnhäutig Kritik abwehrende “Politik“, das sensibel beobachtende und mit viel Perccusion recht powervoll rüber kommende “En roulant ma Boule“ und natürlich immer wieder - “Trotz alledem (III)“.

Frühen Liebhabern macht er es so leicht – und vielleicht gerade deshalb auch schwer. Da könnte der wadersche Spiegel den einen oder anderen an die eigene Worte von vor 20,30 Jahre erinnern – und wer sich dann noch ein Stückchen Gewissen erhalten hat, …Immerhin ist seine Generation in der Regel noch angenehm in gut dotierten Positionen angekommen – und dürfte auch noch recht unbedrängt (gemeinsam mit Herrn Blüm) eine reichhaltige Rente verzehren.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Politik (Mal angenommen…) 5:08
2Blues in f 4:56
3Der hölzerne Brunnen 5:29
4En roulant ma Boule 4:21
5Schwestern, Brüder… 4:19
6Trotz alledem (III) 3:55
7Gewalt 8:52
8Gute Tage 7:14
9Der Weissdornbusch 5:39
10Familienerbe16:18
Besetzung

Hannes Wader (Voc, Git)
Benjamin Hüllenkremer (B)
Felix Behrendt (Kontrabass)
Hakim Ludin (Perc)
Ben Ahrens (Perc)
Nils Tuxen (Git, Mandoline, Dobro)



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