Musik an sich


Reviews
Joe Strummer & The Mescaleros

Streetcore


Info
Musikrichtung: Punk

VÖ: 20.10.2003

(Hellcat / SPV)

Internet:

www.hell-cat.com



Das letzte Werk des Meisters

Nun ist der Meister seit einem knappen Jahr unter der Erde. Die Endfassung dieses Albums hat er also nie gehört und auch seine Vocals sind nur von älteren Aufnahmen reingeschnippelt. Das aber in einer Perfektion, die all dies nicht vermuten lässt. Die ganze Platte ist getragen von der unverkennbaren Stimme Joe Strummers.

Das Album setzt sich aus acht neuen, eigenen Songs und zwei Coverversionen zusammen. Gecovert wird zum einen in spektakulärer Weise Bob Marley's "Redemption Song" und Bobby Charles' "Before I Grow Too Old", welches hier jedoch "Silver & Gold" betitelt wird. Das Album ist sehr abwechslungsreich geworden und vor allem instrumentell und stilistisch sehr vielseitig. Das kann aber auch ganz einfach mit den zerstückelten Aufnahmen zusammenhängen.

Auch wenn da auf jeden Fall noch alles unternommen worden ist, die Songs in eine untereinander harmonische Folge zu pressen, wirkt das Album auf mich nicht wie aus einem Guss. Ist allerdings unter den Aufnahmebedingungen aber eben ganz verständlich und schließlich sind es einfach zehn so gute Songs, dass man sie auch als einzelne Songs veröffentlichen kann. Da ist die aktuelle Single "Coma
Girl" oder auch "Get Down Moses", die absolute Ohrwürmer sind. Letzterer Song ist für mich sogar der originellste und beste Stück auf Streetcore. Allgemein kann man wieder viel The Clash raushören, ohne dass die Songs nicht zeitgemäß nicht klingen würden.

Das Album findet auf jeden Fall in der Gegenwart statt,
auch wenn sicherlich einige Rückblicke zu erkennen sind. Mit Stücken im Stile von "Long Shadow" sind auch ganz traditionelle Protestsinger-Songs vorhanden. Auf der anderen Seite auch abgefahrene, rockige Songs im Stile von "All In A Day" und "Midnight Jam" lebt viel von dem stark eingesetzten Delay. Meiner Einschätzung nach unterstreicht Strummer hier noch mal ganz klar welch
musikgeschichtlich wichtige Figur er ist und das sollte auch angemessen gewürdigt werden.

Sicher kann man sich darüber streiten wie die Medien ausschmückend mit dem Tod umgegangen sind und was da nicht alles gemacht wurde. Da ist vieles ganz sicher Heuchelei und es ist auch ganz klar, dass sich für dieses Album nicht die Hälfte der Leute dermaßen stark interessiert hätten, würde Joe noch leben. "Coma Girl" wäre nicht in den Charts und "Streetcore" wäre auch kein größeres Thema als es Global A Go-Go" war. Joe Strummer ist aber tot
und ich bin mir unsicher ob man sich gegen den "Remember-Joe-Strummer"-Hype so abschotten kann oder ob es überhaupt notwendig ist. Der Tod eines Künstlers dieser Größenordnung ist nun mal nicht alltäglich und wirft die Platte eben in das Licht in dem sie vielleicht auch gesehen werden muss.
Und schließlich bleibt "Streetcore" einfach ein wahnsinnig gutes Album. Das ist Rock'n'roll.



Kevin Kirchenbauer



Trackliste
1. Coma Girl
2. Get Down Moses
3. Long Shadow
4. Arms Aloft
5. Ramshackle Day Parade
6. Redemption Song
7. All In A Day
8. Burnin' Streets
9. Midnight Jam
10. Silver & Gold
Besetzung

Joe Strummer
Pablo Cook
Richard Flack
Tymon Dogg
Martin Slattery
Scott SHields


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