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Desolation - Call of the Storm
Demo
Black Metal

 

Wenn irgendwann ein guter Produzent diese Band unter seine Fittiche nimmt, kommen auf einige Genregrößen schwerer Zeiten zu. Erstaunlich, was Desolation bereits im Demostadium auf die Beine bringen. Selbst ohne weitere Überarbeitung könnte man "Call the Storm" ins Repertoire etablierter Metalfirmen aufnehmen ohne sonderliches Stirnrunzeln hervorzurufen.

Aus den Boxen droht bodenständiger Black Metal, in der Regel ohne das Gekreisch von irgendwelchen aufgescheuchten Trällerlerchen. Hier wird noch männlich gelitten, in einer düster vergehenden Zeit, in der das Leben keinen Pfifferling mehr wert, sondern nur noch eine elende Last ist. Auf Highspeedorgien wird verzichtet. Man bleibt fast durchgehend im majestätischen Mitempo.

Mit klassisch anmutenden Einsprengseln, elegischen Zwischenparts, akustischen Gitarren, Pianoparts und dann gelegentlich (bei zwei Stücken) doch auch einmal mit einer weiblichen Stimme verschaffen Desolation sich Abwechslung und eigenes Gepräge. Die klassischen Elemente bleiben ornamentale Versatzstücke, die Ruhepausen zum Aufatmen schaffen, und das düstere Grundelement erst richtig zur Geltung bringen. Man verfällt nicht in den Fehler auf den langsam donnernd ins abseits fahrenden Zug des Klassik-Metal-Crossovers aufzuspringen. In seiner Abwechslung besonders hervorzuheben ist "A certain Movement", das alle Trademarks der Band aufweist, und gleich sämtliche vorhandenen Gesangsstimmen aufbietet: Sebastian Thomas für das Gegrunze, Johannes Bergmann für schrille Schreie und majestätischen cleanen Chorgesang, sowie in einem Gastauftritt die frühere Bandkeyboarderin Lydia Herrmann als weiblicher Kontrast.

Zwei Besonderheiten sind noch zu erwähnen: Desolation sind eine deutsche Band aus der Umgebung von Hannover, die seit 1994 existiert. Sogar der Versuch in deutscher Sprache zu texten endet ohne jede Peinlichkeit. Die Textzeile "Auge um Auge um Auge um Auge um Auge des Wahnsinns Gerechtigkeit" ist eine fast preisverdächtig Demaskierung, die jeden Versuch, der Gewalt als Lösung für Probleme das Wort zu reden, im Keim ersticken sollte.

So ein Text bei einer BM-Band wäre erstaunlich, wären Desolation nicht bekennende Christen, die nicht bei der Schilderung einer deprimierenden Welt stehen bleiben. Der Horizont unter den düsteren Wolken zeigt einen Silberstreif - und das ist die Auferstehung Jesu Christi, die eine bessere Welt für alle Menschen erhoffen lässt. Der Schmerz, den man noch so genüsslich durchlebt, ist doch nur die Ankündigung der Apokalypse, in der dieses Jammertal vergehen wird, um einer strahlenden Zukunft im Angesicht Gottes Platz zu machen.

"Call the Storm" kann für 18 Mark inklusive Porto bestellt werden. Kontakt zur Band über Nicolas Marochow, Tel 05105/61505; e-mail: n.marochow@steindesign.de.

Noch in diesem Jahr soll auch eine eigene Internetpräsenz der Band unter www.desolation.de gestartet werden.

Norbert von Fransecky

17 von 20 Punkten
 

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