Musik an sich


 
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Interview mit Tartosgardh

 

Wer sagt eigentlich, dass man um Musik zu machen eine komplette Band braucht? Warum nicht alles selber einspielen? Für Dragonlord Darkenor von Darkaroth stellt das kein Problem dar, wie er mit seinen Veröffentlichungen beweist. Grund genug sich ein wenig mit ihm zu unterhalten.

MAS:
Tartosgardh ist ein Bandprojekt bei dem du alles alleine machst. Wie bist du auf die Idee gekommen so ein Projekt zu gründen?

Darkenor:
Ich habe eigentlich schon immer selber Musik gemacht, anfangs rein am Computer rumgesampelt, später Grunge- oder Crossover-Songs geschrieben. Auf Gothic-, Death- und Black Metal kam ich erst mit 18, vorher hörte ich Grunge, Punk, Hardrock, Crossover und natürlich Bands wie Metallica oder Sepultura. Besonders gut gefielen mir Theatre of Tragedy oder Tristania und so beschloss ich, mal Richung Gothic Metal etwas zu komponieren. Schließlich war "Rest in Terrifying Agony" aufgenommen. Mein Projekt betitelte ich anfangs Roses of Darkness, benannte mich aber in Tartosgardh um und nahm 1999 die erste CD "Seelenopfer braucht der Tod" in Eigenregie auf.

MAS:
Was bedeutet Tartosgardh und dein Name Dragonlord Darkenor v. Darkaroth?

Darkenor:
Roses of Darkness gefiel mir nicht mehr, da es ziemlich klischeehaft klang. Zudem wollte ich keine real existenten Wörter zu einem Bandnamen verbinden und bastelte mir eben Tartosgardh zurecht. Ursprünglich hatte der Name keine Bedeutung, er gefiel mir lediglich, doch einer "Geburtsstunde" entdeckte ich eine tiefere Bedeutung, die ganz gut ins Konzept passte. "Tartos" ähnelt "Tartaros", der Unterwelt in der griechischen Mythologie. Um dorthin zu gelangen, passieren die Toten den Fluss Styx mit einem Boot..."Tartos" sollte den traurigen, melancholischen, morbiden Teil von Tartosgardh symbolisieren. "Gardh" hingegen klingt wie "guard", also Wächter, reflektiert das Kämpferische, die Energie, das "Gardh", dieser Wächter beschützt sozusagen Tartosgardh, stellvertretenend für mein Herz und meine Seele, vor allem, was mich eben bedroht, negativ behaften usw. könnte. Dieses Auf und Ab zwischen Depression, Düsterheit, Kraftlosigkeit, Verzweiflung und Energie, Kampf gegen Probleme charakterisiert nicht nur mich selber oder die tiefere Bedeutung Tartosgardhs, sondern auch die musikalische Bandbreite.

Darkenor bedeutet für mich "der Verdunkler"...durch Werbung, Propaganda, Politik werden Menschen leider sehr oft geblendet, sehen soziale Misstände nicht, erkennen Probleme in der Welt nicht oder sie sind ihnen egal. Diese blendende "Sonne", diese "Alles ist schön, alle sind zufrienden-Maschine" will ich hin zur Wahrheit, Erkennnen der Probleme und Kritikfähigkeit hin verdunkeln. Die Sonne wird verdunkelt, aber nur dunkler gemacht, nicht in totale Dunkelheit gehüllt, man wird nicht mehr geblendet und erkennt, was man vorher aufgrund der Blendung nicht sehen konnte.

Auf den ersten Blick ist bei Tartosgardh sehr viel Fantasy dabei, aber alles hat auch eine reale Bedeutung. "Sundeath is our battle's goal" heißt nicht, dass die bööööse Sonne sterben soll und Dunkelheit toll und anstrebenswert ist, sondern es hat die vorhin erklärte sozial- und allgemein kritische Komponente.

Auf der "Dragonstorms" heißt mein Charakter Dragonlord Darkenor v. Darkaroth, auf der "Seelenopfer" nur Lord Darkenor. Das Dragonlord resultiert aus dem Drachen Korak, der mich in meiner Welt begleitet, v. Darkaroth, weil ich mein Königreich Darkaroth nenne.Tartosgardh könnt e man auch als Polito-Fantasy bezeichnen oder kritischen Fantasy Metal, es ist eine Vermischung von Reaktion auf Problemzustände in unserer realen Welt und Phantasie, diese Probleme werden nach Darkaroth transportiert und dort bearbeitet. Das real existente Christentum könnte ich auch mit einem Brief an den Papst thematisieren, mit Lyrics, wie es viele Hardcore oder Punkbands machen, ich transportiere es aber in meine Welt, wo ich es in eine phantastische Welt, Darkaroth, Darkenor, Drache Korak, einbette. Nehmen wir eine Band wie rage against the machine, sie kritisieren z.B. den Brutalokapitalismus der USA, eben direkt. Ich hingegen würde diese Problematik in ein phantastisches Gedicht einbauen, einige wenige gnadenlose Krieger terrorisieren ein Phantasievolk, unterdrücken es...und Darkenor und Korak treten gegen die Schreckensherrschaft an.

Auch der Drache Korak ist nicht nur ein Phantasiewesen, er steht für Schutz, Unterstützung für mich als realen Menschen, wenn ich eben verzweifelt bin und kraftlos bin. Er ist wie eine Energiereserve, wie ein Notstromgenerator in einem Krankhaus, wenn die Stromversorgung der Stadt zusammenbricht, hat das Krankenhaus trotzdem Strom. Ich könnte hier wohl noch stundenlang dies und das näher erläutern, aber das würde einfach den Rahmen sprengen.

MAS:
Spielst du alle Instrumente wirklich selber?

Darkenor:
Nein, ich spiele selber gar nichts. Einen Freund zwinge ich dazu, in meinem Namen Musik zu komponieren und aufzunehmen. Scherz, die Antwort lautet jein. Selber spiele ich die Gitarren und die Keysboards, Drums und Bass jedoch sind am Computer programmiert...wieso? Naja, ganz einfach, weil ich einfach nicht Schlagzeug oder Bass spielen kann.

MAS:
Du musst eine Unmenge an Equipment haben! Hast du eine Art "Proberaum" oder hast du die ganzen Sachen bei dir im Schlafzimmer stehen?

Darkenor:
Eine Unmege nun wirklich nicht. Mein Equipment setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Meiner Gitarre samt Amp und Effekgerät, meinem Keyboard, mittlerweile schre alt, kaum mehr spielbar und vom Sound her sowieso nicht besonders und eben meinem Computer.

MAS:
Hast du nie daran gedacht eine komplette Band aus Tartosardh zu machen?

Darkenor:
Nein, ich möchte mich halt wirklich total musikalisch und lyrisch umsetzen, mich verwirklichen, mich inszenieren. Deswegen ist bei Tartosgardh alles selber gemacht, jeder Hihat-Anschlag von mir durchdacht. Da ich eben wirklich alles selber komponieren will, möchte ich mir auch nicht von anderen Bandmitgliedern reinreden lassen.

MAS:
Vermisst du es, keine Gigs spielen zu können?

Darkenor:
Ich träume oft davon, live zu spielen. Ob ich real wirklich gerne die Möglichkeit hätte, kann ich nicht genau sagen. Einerseits wäre es schon interessant und faszinierend, andererseits bin ich wohl der falsche Typ, um auf einer Bühne vor fremdem Publikum selbstsicher meine Songs präsentieren zu können. Und außerdem wäre es auch nicht mein Ding, auf einer Tour z.b. Abend für Abend immer die selben Songs runterzuspielen, weil dabei einfach ihre sagekraft und ihre Bedeutung für mich verloren gehen und abgeschwächt werden würde.

MAS:
Wie würdest du deine Musik beschreiben?

Darkenor:
Emotion Metal. Oder mit herkömmlichen Begriffen erklärt: Black-Gothic-Death/Thrash-Epic Metal mit klassischen Einflüssen. Grundsätzlich gibt es keine Grenzen, ich versuche, alle meine vielseitigen Gefühlswelten einfließen zu lassen, möchte mein ganzes Spektrum einbauen, sieht man auch an den Vocals. Grunts, Gekreischen, normales Reden...ich würde wahnsinnig gerne auch cleanen Gesang inkludieren, nur mangelt es mir da an Können, ich könnte mir meine Gesang nicht anhören. Da es eben keine Grenzen gibt, ist alles auf den kommenden CDs zu erwarten, ich tüftel gerade an Tribal-Drums herum oder EBM-Einflüssen. Die ganze Bandbreite unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht, vor allem auch soundmäßig, da ich keinen guten Synthisizer habe, keine guten Electrodrums etc...was beispielsweise PROJECT PITCHFORK machen, ginge bei mir rein equipmentmäßig nicht.

Für mich ist Musik auf einer Ebene mit Gefühl. Wie ich mich fühle, so höre ich privat, bzw. wie ich mich fühle, so komponiere und dichte ich. Geht es mir gut, sind die Songs, wie auf der "Dragonstorms", kraftvoll, hymnenhaft, befinde ich mich in einer seelischen Krise, resultiert mein Befinden in traurigen, verzweifelten Songs.

MAS:
Wie wichtig sind dir textliche Inhalte?

Darkenor:
Total wichtig! Primär schreibe ich Gedichte, um mir Probleme von der Seele zu schreiben, mich einfach künstlerisch auszudrücken und zu betätigen. Eigene Gedichte sind für mich essentiell. Und diese bilden dann die Grundlage für Songs, heißt, ich dichte unabhängig von der Musik, schaffe Gedichte, die später "vertont" werden. Zuerst das Gedicht, dann die Musik.

MAS:
Um was geht es? Hast du ein Konzept?

Darkenor:
Ich bin ein Freund von Konzepten, deswegen hat alles auch eines. "Seelenopfer braucht der Tod" beginnt mit "Vor dem Todestore"....der Einstieg in die morbide Welt. Bis auf "Master of Darkness" und " The Black Crusade" behandeln orbide Sehnsüchte, Selbstmordgedanken, Düsterheit, den Reiz der dunklen Seite. Schließlich geht mein Charakter in Einsamkeit und Melancholie unter, stirbt im letzten Song "The Fatal Kiss of Time". Das neue Album "Dragonstorms" beginnt mit "Where the Stars enlighten the Tombstone". Der Drache Korak wäre zu meiner Rettung gekommen, doch zu spät, ich war bereits tot, er gegräbt mich in diesem Song. "Rebirth in Blood" handelt von meiner Wiedergeburt, eine Vampirin findet meine letzte Ruhestätte, durch ihr Blut erweckt sie mich zu neuem Leben. "Tartosgardh" erklärt die Mentalität, das Auf und Ab zwischen Kraftlosigkeit und Energie, ist meine persönliche Hymne, "The Chains of Blind Belief" - Kritik am Christentum, "Beyond Horizons" ein philosophischer Exkurs, "Für Claudia" beschreibt die Beziehung zu meiner damaligen Freundin, ist abgesehen von "I walk my Way" der einzige reale Song, abseits der Phantasiewelt. In "Rebirth in Blood" wurde ich von einer Vampirin zurück ins Leben geholt, nun stellt sich die Frage, was aus der geworden ist..."In dieser Nacht" gibt Antwort über ihre Machenschaften. "Eternal Iceage" ist ein Schlusstrich, beschreibt nochmal Darkaroth, das Fade-Out, obwohl ich normal alle Songs mit Schlussakkorden enden lasse, soll die Unsterblichkeit der Seele bzw. Tartosgardhs symbolisieren. "I walk my Way", nicht mehr in das Konzept eingewoben, soll klarstellen, wie ich Musik meine und auch Aussagen wie "Tartosgardh ist Krieg, mein wird sein der Sieg" erklären - es ist mein persönlicher Krieg gegen Probleme, die das Leben nunmal so mit sich bringt und keineswegs rechts angehaucht. Es wird halt leider im Metalbereich sehr viel totdiskutiert, was "evil" ist, was "cool", was man hören darf, was nicht - also soll "I walk my Way" zeigen, dass ich nur für mich Musik mache, meinen Weg gehe, auf Trends scheiße und ich es für mich mache und nicht, um "evil" zu sein, berühmt zu werden oder sonstigen Blödsinn.

MAS:
Warum hast du keine female Vocals mehr dabei?

Darkenor:
Zur Zeiten der "Seelenopfer braucht der Tod" war ich von Theatre of Tragedy und Kollegen, vom Wechselspiel zwischen Grunter und Sängerin begeistert und wollte dieses Schauspielhafte auch einbauen. Jetzt verzichte ich auf eine Sängerin, weil ich keine mehr benötige, sie nicht ins Konzept passen würde und ich wirklich ALLES selber machen will, ohne fremde Beteiligung.

MAS:
Siehst du zwischen den einzelnen Veröffentlichungen eine Stiländerung?

Darkenor:
Das können Außenstehende sicher besser beurteilen, wie sie meine Songs empfinden, ich bin wohl zu tief in sie involviert. Fakt ist der Wegfall der Sängerin, weiters beinhaltet die "Dragonstorms" mehr Wiederholungen von Melodien, ein Grundriff, meist zu Anfang, wird später als Resümee noch mal wiederholt. Die "Seelenopfer braucht der Tod" ist grundsätzlich traurig, verzweifelt, die "Dragonstorms" fast ausschließlich positiv. Der Stil ist grundsätzlich irgendwie gleichgeblieben, obwohl es sich verändert hat. Kommende neue Songs werden ruhiger, verträumt und auch härter werden. Ziemlich paradox, ich weiß.

MAS:
Wie nimmst du eigentlich auf? Warst du in einem Studio?

Darkenor:
Ich nehme alles zuhause auf, mit einfachen Mitteln. Leider fehlt es mir nicht nur an Equipment, sondern auch an technischem Wissen. Da aber ich rein mit meinen Mitteln noch einiges in Punkto Sound rausholen kann, habe ich auch nie vor, in ein "echtes" Studio zu gehen. Auf allen CDs habe ich alles eben bei mir aufgenommen, bis auf die Vocals der "Dragonstorms", für die ich zu Martin Wiese von ENID fuhr. Grund war, dass ich nicht in meiner Wohnung wegen der Nachbarn so laut rumkreischen konnte.

MAS:
Planst du schon das nächste Album?

Darkenor:
Nein, ich plane grundsätzlich nicht. Nach "Dragonstorms", welches ich mit einer Verspätung von einem Jahr herausgebracht habe, habe ich bis jetzt einen neuen Song namens "Hinaus in die Kälte" geschrieben und es existieren einige neue Riffideen. Wichtig ist erstmals zu wissen, welche Gedichte ich vertonen will und um die herum bastle ich später dann die Song s.

MAS:
Wie geht es mit Tartosgardh weiter?

Darkenor:
Es geht auf jeden Fall weiter, wobei alles möglich ist. Die Frage, ob auf der nächsten CD Korak wieder dabei sein wird, kann ich genauso wenig beantworten wie etwaige Stiländerungen. Jedenfalls habe ich vor, in Zukunft nur mehr deutsche Lyrics zu verwenden, da ich mich in meiner Muttersprache eben besser ausdrücken kann. Eventuell werden die Texte philosophischer werden, naturverbundener, spiritueller. Aber nix ist fix...mit den Lyrics bin ich nach Fertigstellung der CD nach kurzer Zeit wieder unzufrieden, über die Texte der "Seelenopfer braucht der Tod" kann ich nur mehr schmunzeln. Da die "Dragonstorms" von den Songs her schon eigentlich ein Jahr alt ist, würde ich auch einige Textpassagen jetzt nicht mehr so schreiben. Man entwickelt sich eben weiter, was ich als sehr, sehr wichtig betrache. Stagniert man geistig, kommt dies einem mentalen Tod gleich. Geistige Progressivität, Weiterentwicklung stellt einen essentiellen Part des Lebens dar, m an soll Erfahrung sammeln, aus Fehlern lernen, für Neues offen sein und das Interesse an neuen Dingen niemals verlieren.

MAS:
Deine abschließenden Worte....

Darkenor:
Seid kritisch, fresst nicht alles blind rein, was euch die Medien vorgaukeln, geht euren Weg. Danke für das Interview, danke und Gruß an alle meine Freunde!

Daniela
 

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