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Reviews
Magnum

On The Thirteenth Day


Info
Musikrichtung: Melodic Hard Rock

VÖ: 21.09.2012

(Steamhammer / SPV )

Gesamtspielzeit: 54:34

Internet:

http://www.magnumonline.co.uk


Eins vorneweg: Erst beim mehrmaligen Durchhören offenbart sich die Qualität des vorliegenden Albums. Insgesamt sind sehr viele Texte in der Realität angesiedelt. Es geht um Verrat, Vertrauen, Liebe und ums Älterwerden. Ich vermisse einen Song im Stile von „Into The Valley Of The Moon King“. Aber ich glaube, davon will sich die Band bewusst distanzieren. Die Rückbesinnung auf die Märchenthematik wie bei den Alben Princess Alice And the Broken Arrow oder Into The Valley Of The Moonking findet definitiv nicht statt. Tony Clarkin packt einige Themen an, die ihm sehr wichtig sind und wird auch bei manchen Songs manchmal richtig böse. Ich jedoch der Meinung, dass dies der Band gut zu Gesicht steht und finde auch das Cover-Artwork von Rodney Matthews durchaus gelungen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass mir Mr. Burns, der Kernkraftwerkbesitzer aus der Serie Die Simpsons, die Flagge entgegenhält. Es gibt eine Folge, in der er als Vampir dargestellt wird und da sieht er fast genau so aus. Wer weiß, von was sich Mr. Matthews hier inspirieren ließ…

Der Sound auf dem Album klingt rau und sehr transparent. Bob Catley röhrt wie zu besten Zeiten, die Gitarren klingen fett und satt (Anspieltipp: „Dance Of The Black Tattoo“) und sie haben Mark Stanways Keyboard wieder ordentlich in Szene gesetzt. Alle Songs werden durch Bassist Al Barrow und Schlagzeuger Harry James mit einem überaus ordentlichen Rhythmusfundament versehen. Fazit: Sehr guter Sound. Insgesamt ein starkes Album, aber an Göttergaben wie On A Storyteller’s Night oder Wings Of Heaven kommt es nicht hin. Dafür fehlen die wirklich großen Melodien, die gleich beim ersten Mal im Ohr hängen bleiben. Hier nun die Songs im Einzelnen:

1. "All The Dreamers"
Einem mystischen Intro folgt der typische Opener eines Magnum-Albums. Der epische Songaufbau passt optimal. Bob Catley ist sehr gut bei Stimme und macht von Beginn an klar, dass er noch ordentlich Dampf in den Backen hat. Der moderne Keyboard-Anstrich ist auffallend, aber passend. Außerdem bringt Bob Catley hier auf den Punkt, warum wir überhaupt da sind: „Cause they’re all here to rock and roll“. Simpler kann man den Sinn des Lebens eigentlich nicht ausdrücken.

2. "Blood Red Laughter"
Sehr gute Melodieführung. Bei einer poppigeren Produktion hätte der Song vermutlich auch auf Wings Of Heaven stehen können. Die knackige Melodie geht schnell ins Ohr. Tony Clarkin liefert bei dem Song ein Super-Gitarrensolo ab. Das Anfangsriff erinnert ein bisschen an „Just Like An Arrow”. Für mich der beste Song des Albums!

3. "Didn’t Like You Anyway"
Hier drückt die Band ihre Abneigung gegen Leute aus, die andere betrügen, belügen oder zu ihren Gunsten ausnutzen. Ein sehr cooler Text, wobei es mir lieber gewesen wäre, sie hätten diesen Song einer bestimmten Person oder Gruppe gewidmet. Die Musik hätte bei diesem Thema ruhig noch ein bisschen zorniger klingen können.

4. "On The 13th Day"
Sehr originelle Melodie, sehr feiner Refrain - typisch Magnum. Sehr guter, geradliniger Titelsong und sicher auch live ein Bringer. Für mich definitiv ein weiteres Highlight des Albums!

5. "So Let It Rain"
Die Vorab-Single startet sehr melodisch, mit viel Keyboard und einem sehr rau singenden Bob Catley. Der Text ist poetisch und drückt aus, wofür Magnum stehen: einfache Leute, die Rockmusik machen. Sie wissen, dass sie mittlerweile niemand mehr etwas beweisen müssen. Diese Gelassenheit macht sich positiv bemerkbar. Von der Melodie her auch ein Song, der locker auf Wings Of Heaven oder On A Storyteller’s Night gepasst hätte.

6. "Dance On The Black Tattoo"
Wer denkt, dass es so weiter geht, irrt sich gewaltig. Hier wird die Gitarre richtig fett herunter gestimmt. Bob Catley röhrt sich förmlich die Seele aus dem Leib und Mark Stanway gibt dem Song bedrohliche Keyboard-Sounds mit auf den Weg. Ein Song mit einem überaus düsteren Grundfeeling, wie ich ihn von Magnum bis jetzt noch nicht gehört habe - einer der wahrscheinlich aggressivsten Magnum-Songs überhaupt! Auch hier wieder ein feines Gitarrensolo von Tony Clarkin.

7. "Shadow Town"
Der Gitarrensound erinnert ein bisschen an „Midnight (You Won’t Be Sleeping)” vom Vigilante-Album. Auch von der Melodieführung hätte der Song gut auf das Album gepasst.

8. "Putting Things In Place"
Obligatorische, schwermütige Ballade mit einem sehr mystischen Beginn. Aber auf der anderen Seite: Keine andere Band kann Herzschmerz-Balladen schöner vertonen als Magnum, oder?

9. "Broken Promises"
Sehr lässige Rocknummer mit sehr prägnantem Refrain. Insgesamt eine überaus typische Magnum-Nummer. Sehr cooler Text. Bob Catley lässt den harten Hund raushängen. Aber nur um im Schlussteil doch noch einmal die Frau seiner Träume anzubetteln: Warte, bleibt doch noch! Für mich die Magnum-Version des Songs „Self Esteem“ von The Offspring und definitiv eine weitere Perle.

10. "See How They Fall"
Von Text her sehr interessant gemacht. Ich habe das Gefühl, dass es um das Altwerden geht und das Thema Vergessen und Gedächtnislücken. Ich finde es ziemlich mutig von der Band, dass sie mit so einem Thema daherkommen. Überhaupt finde ich, dass das komplette Album eine gewisse Altersweisheit durchzieht. Vom Text her die wohl größte Überraschung auf dem Album.

11. "From Within"
Sehr cooler Songaufbau, allerdings im Gesamtbild etwas unspektakulär. Die Melodie bleibt nicht unbedingt gleich zu Beginn im Gehör hängen. Textlich werden Magnum hier wieder etwas positiver: Mit innerer Stärke und Zuversicht lassen sich viele Schwierigkeiten meistern.



Stefan Graßl



Trackliste
1All The Dreamers
2 Blood Red Laughter
3 Didn’t Like You Anyway
4 On The 13th Day
5 So Let It Rain
6 Dance On The Black Tattoo
7 Shadow Town
8 Putting Things In Place
9 Broken Promises
10 See How They Fall
11 From Within
Besetzung

Tony Clarkin (Gitarre, Background-Gesang)
Bob Catley (Gesang)
Mark Stanway (Keyboards)
Al Barrow (Bass, Background-Gesang)
Harry James (Schlagzeug)


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