Musik an sich


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Alan Parsons Project

Original Album Classics


Info
Musikrichtung: Prog / AOR

VÖ: 24.09.2010 (1978-87)

(Arista / Sony)

Gesamtspielzeit: 323:13


Die Zusammenstellung
Fünf von zehn Alben des Alan Parsons Project werden mit diesem Boxset preisgünstig unters Volk gebracht. Eine Best of der Alben ist das nicht. Das Fehlen des grandiosen Debüts Tales of Mystery and Imagination lässt sich eventuell noch damit erklären, dass die Rechte nicht in der Hand der späteren Plattenfirma liegen.
Aber mit I robot, Amonia Avenue und Eye in the Sky fehlen Hochkaräter die Eve und Stereotomy klar in den Schatten stellen.
Sinn macht die Auswahl vor allem dann, wenn man vermutet, dass in absehbarer Zeit noch eine zweite Box des Alan Parsons Project geplant ist, der man noch echte Zugnummern zugestehen will.
Das schmälert die musikalische Qualität des vorliegenden Pakets aber nur bedingt. Denn völlig schwache Alben hat es vom Alan Parsons Project nie gegeben.

Die Edition
Schwach ist am Boxset vor allem die lieblose Aufmachung, die bei den Original Album Classics aber erklärtes Ziel ist, um die Alben sehr preisgünstig in die Läden zu stellen.
Konkret bedeutet das: In einem Pappschuber stecken 5 Papp-Card-Sleeves, die schlicht mit der verkleinerten Vor- und Rück-Seite der Originalalben bedruckt sind. Die Bonus-Tracks, die jedes Album enthält, sind lediglich auf der Rückseite des Schubers gelistet, wo die Alben noch dazu in nicht ganz historischer Reihenfolge abgebildet sind.
Das war es! Irgendwelche weiteren Informationen, Texte, Liner Notes o.ä. gibt es nicht.

Die Musik
Die Box beginnt mit Album Nummer drei, das gleich das Highlight darstellt. Das gilt sowohl für das Original-Album, wie für die Boni, die zwar keinen neuen Stücke, aber hier teilweise wirklich interessante Alternativ-Versionen von Album-Tracks liefern.
Fast jeder Song auf Pyrmaid kann in den Überflieger-Bereich eingeordnet werden, ob das dramatische Intro „Voyager“, das atmosphärische „What goes up..“ mit seinen hochfliegenden Akkorden, „One more River“, einer der schönsten Power-Songs, der je im Grenzbereich von AOR und Prog aufgenommen wurden, oder die progressiven Krone des Albums „In the Lap of the Gods“.
Und selbst diese Sammlung von Oberklasse-Songs toppt Pyramid noch mit dem Instrumental „Hyper-Gamma-Spaces“ und vor allem dem Quasi-Titel Song „Pyrmania“, dem es auf wahrhaft geniale Art gelingt progressiven Anspruch mit der Leichtigkeit des Pops zu verbinden.
Eins von drei 20-Punkte-Alben, die am Anfang der Karriere des Alan Parsons Projects standen.

Eve war im Vergleich dazu eine klare Enttäuschung. Ich weiß noch, wie ich versucht habe, mir das Album nach Erscheinen schön zu hören und (vor kritischen Freunden) schön zu reden.
Heute fällt mir das etwas leichter, obwohl der Abstand zu Pyramid immens ist. Eve ist ein gutes AOR-Prog-Album mit deutlichen Friedensangeboten an Mainstream und Pophörer.
Mit dem tollen Instrumental „Lucifer“ steht der Star gleich am Anfang. Ansonsten hat „Eve“ mit Balladen wie „You won’t be there“, dem symphonischen „Winding me up“ und dem kraftvollen „I’d rather be a Man” ein gutes am Abwechslung reiches Programm zu bieten, dem der AOR-Pop von „Damned if I do“ mit seinen weiblichen Vocals noch mal einen weiteren Akzent verleiht.
Die Boni sind im Wesentlichen weniger interessante, dumpfere Rough Mixe. Hier lohnt sich höchstens ein Ohr für die etwas künstlicher klingende Version von „Lucifer“, oder das abschliessende „If I could change your Mind“, das mit einem schönen Bläser-Solo (Oboe?) glänzen kann.
Allerdings gibt es mit dem leichten Piano-Stück „Elsie's Theme from the sicilian Defense” ein nicht auf dem Album vorhandenes Stück.

Stilistisch und qualitativ landet The Turn of a friendly Card genau zwischen den beiden vorausgegangenen Alben. Während das knackige „Maybe a Price to mpay“ an den satten AOR-Prog von Pramid anknüpft liefert das Instrumental „Gold Bug“ so etwas wie einen Nachfolger für „Lucifer“. Mit „Time“ enthält das Album eine der schönsten Balladen des Alan Parsons Projects. „Games People play“ ist dagegen ein rhythmischer Volltreffer.
Die zweite Seite des Albums bestand dann aus dem 5-teiligen Konzeptstück „The Turn of a friendly Card“, das aus einem tollen Seelenstreichler als Rahmen, knackigem AOR-Prog, einem dramatischen Instrumental im Zentrum und einer soften tänzerischen Nummer besteht.
Bei den Boni kann man bestenfalls auf den fast sakralen Gesang des Basic Backing Track von „Nothing left to lose“ und das verstärkte Piano von „Time“ hinweisen.

Schwächstes Album der Box ist Stereotomy. Daran kann auch der Bonus-Bereich nichts ändern, obwohl er mit „Rumour goin' round“ wieder mal einen non-Album Track enthält, der aber nicht viel mehr ist als ein blasser Aufguss des Titeltracks.
Stereotomy. bringt mit „Beaujolais” einen poppigen Hit mit Schmiß, das etwas blasse „In the real World“, das aber immerhin als gut fließender AOR-Prog durchgeht, und „Where’s the Walrus?“, das dramatisch beginnt, vom Bass weiter geführt wird und insgesamt etwas an Jean Michel Jarre erinnert.
Okay, viele Bands würden sich für eine Kollektion wie Stereotomy einen Arm ausreißen. Aber die sind ja auch nicht das Alan Parsons Project.

Mit dem letzten Album schwingt sich das Alan Parsons Project noch einmal zu ungeahnten Höhen auf. An dem Werk des Architekten Antonio Gaudi orientiert, der die grandiose Kathedrale La sagrada Famila in Barcelona erbaut hat, bringt es einmal mehr ein Album ohne jeden Ausfall an den Start.
Sanfte Nummern, die spirituell die Nähe zum Himmel in dem prächtigen Gebäude einfangen, stehen neben knackigen Rockern, schönen Groovern, dramatischen Prog-Epen und ruhigen Instrumentals, die den Bogen zurück zu Pyramid schlagen.
Mit diesem Album hat das Project am Ende seines Wirkens bewiesen, dass es nichts verlernt hat.
Die Bonus-Tracks sind eher belanglos.

Fazit:
Musikalisch ist die Box ein Hammer:
20, 15, 18, 14 und 17 Punkte ergeben einen Schnitt von 16,8 Punkten.
Die karge Aufmachung gibt allerdings Abzüge in der b-Note. Für Fans des Alan Parsons Project, die die Alben schon im Schrank haben, gibt es keinen Grund zuzugreifen. Die Bonus-Tracks sind dafür einfach zu unergiebig.
Wer allerdings noch kaum was vom Alan Parsons Project besitzt und auf Texte, Booklets u.ä. verzichten kann, hat eine gute Gelegenheit das halbe Werk einer der größten Bands des Mainstream orientierten Progs abzugreifen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
Pyramid (1978)
1 Voyager (2:24)
2 What goes up... (3:31)
3 The Eagle will rise again (4:20)
4 One more River (4:15)
5 Can't take it with you (5:06)
6 In the Lap of the Gods (5:27)
7 Pyrmania (2:45)
8 Hyper-Gamma-Spaces (4:19)
9 Shadow of a lonely Man (5:34)
10 Voyager / What goes up / The Eagle will rise again (Instrumental Version) (9:06)
11 Voyager / Little Voice (Early Version Demo) (4:10)
12 Can't take it with you (Early Version Demo) (1:46)
13 Hyper-Gamma-Spaces (Demo) (2:21)
14 The Eagle will rise again (Alternative Version - Backing Track) (3:23)
15 In the Lap of the Gods (Part 1 Demo) (3:14)
16 In the Lap of the Gods (Part 2 Backing Track Rough Mix) (1:56)

Eve (1979)
1 Lucifer 85:069
2 You lie down with Dogs (3:46)
3 I'd rather be a Man (3:52)
4 You won't be there (3:34)
5 Winding me up (4:04)
6 Damned if I do (4:51)
7 Don't hold back (3:38)
8 Secret Garden (4:40)
9 If I could change your Mind (5:47)
10 Elsie's Theme from the sicilian Defense (The Project that never was) (3:11)
11 Lucifer (Demo) (2:50)
12 Secret Garden (Rough Mix) (4:45)
13 Damned if I do (Rough Mix) (4:47)
14 Don't hold back (Vocal Rehearsal Rough Mix) (3:44)
15 Lucifer (Early Rough Mix) (4:17)
16 If I could change your Mind (Rough Mix) (5:47)

The Turn of a friendly Card (1980)
1 May be a Price to pay (4:57)
2 Games People play (4:19)
3 Time (5:05)
4 I don't wanna go home (4:57)
5 The gold Bug (4:33)
6 The Turn of a friend)y Card (Part One) (2:40)
7 Snake Eyes (3:18)
8 The Ace of Swords (2:58)
9 Nothing left to lose (4:05)
10 The Turn of a friendly Card (Part Two) (3:21)
11 May be a Price to pay (Intro-Demo) (1:32)
12 Nothing left to lose (Basic Backing Track) (4:35)
13 Nothing left to lose (Chris Rainbow Vocal Overdub Compilation) (2:03)
14 Nothing left to lose (Early Studio Version with Eric's Guide Vocal) (3:12)
15 Time (Early Studio Attempt) (4:43)
16 Games People play (Rough Mix) (4:33)
17 The gold Bug (Demo) (2:50)

Stereotomy (1984)
1 Stereotomy (7:15)
2 Beaujolais (4:27)
3 Urbania (4:34)
4 Limelight (4:39)
5 In the real World (4:17)
6 Where's the Walrus ? (7:34)
7 Light of the World (6:22)
8 Chinese Whispers (1:02)
9 Stereotomy Two (1:18)
10 Light of the World (Backing Track) (6:15)
11 Rumour goin' round (Demo) (5:01)
12 Stereotomy (Eric Woolfson Guide Vocal) (6:38)
13 Stereotomy (Backing Rough Mix) (1:24)

Gaudi (1987)
1 La sagrada Familia (8:44)
2 Too late (4:34)
3 Closer to Heaven (5:54)
4 Standing on higher Ground (5:46)
5 Money talks (4:23)
6 Inside looking out (6:19)
7 Paseo de Garcia (3:43)
8 Too late (Eric Woolfson rough Guide Vocals) (4:14)
9 Standing on higher Ground / Losing Proposition (Vocal Experimental) (3:58)
10 Money talks (Chris Rainbow / Percussion Overdubs) (0:38)
11 Money talks (Rough Mix backing Track) (4:29)
12 Closer to Heaven (Sax / Chris Rainbow Overdub Section) (0:50)
13 Paseo de Garcia (Rough Mix) (3:47)
14 La sagrada Familia (Rough Mix) (7:28)

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