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The Bird and the Bee

Ray guns are not just the future


Info
Musikrichtung: Pop

VÖ: 25.09.2009

(Blue Note Records / EMI)

Gesamtspielzeit: 44:54

Internet:

http://www.thebirdandthebee.com


Schon lange habe ich nicht mehr ein so überzeugendes Elektro-Pop Album gehört, wie dieses.
Nicht nur, weil es atmosphärische und auch ein wenig stimmliche Ähnlichkeiten zu dn beiden ersten Goldfrapp Alben gibt, würde ich sagen, das tatsächlich deren Felt Mountain mich letztmals derart überzeugt hat.

The Bird and the bees stammen aus Kalifornien und bestehen aus der Komponistin und Sängerin Inara George, die mit teils engelsgleicher Stimme singt und dem Multiinstrumentalisten Greg Kyrstin, der sich jedoch auf Synthesizer und Programmings sowie die Produktion bei diesem Album beschränkt. Doch das reicht für die 12 Stücke (zwei der 14 Tracks sind nur als Interlude bzw. Intro zu bezeichnen) denn den beiden gelingt ein bis auf einige Schlagzeugspuren rein elektronisches, überaus vielfältiges Popmeisterwerk. Gehen wir einfach mal Song für Song durch:

"My love" – beginnt mit Midtempo Beat, Clappings, der betören den Stimme und leicht melancholischen Sounds und Melody. Die Musik erinnert and Radiohead von Kid A die mit Air einen Popsong geschrieben haben. Und bei den Chören schmilzt man dahin.
"Diamond Dave" – hat einen Rockabilly Rhythmus, der bass hüpft wie bei Cre´s Lovecats, bevor dann ein glitzernder Starsound im Chorus kommt.
"What´s in the middle" - Die Grundmelodie stammt auch von einem frühem Cure Song, dieser wird jedoch schnell zu einem elektronischem Beat and die Programmings zum diesmal eher Sprechgesang werden fast ein wenig psychedelisch. Der Chorus ist jedoch Pop pur. Und das Gitarrensolo (das kurz und stark verfremdet ist) haut einen auch um. Wenn mir doch nur der Cure Song einfallen würde, von 17 Seconds oder Three imaginery boys….
"Ray Gun" – Könnte auch auf einem der ersten beiden Portishead Alben sein, ist nur ne Spur heller. Dunkler Sound, flirrende Sounds und das ein elektronischer Spinett Klang.
"Love Letter to Japan" – Das wird die Single, oder. Ist es bereits die Single? Japanische Folklore als Sounds, zackige und auch etwas zickige Melodie, eigentlich perfekter Radiopop der momentan wieder ausgeschlachteten Synthiesounds der Achtzieger, jedoch im Refrain wieder so zerbrechlich und schön und die Stimme betört derart, das man diesen Ohrwurm, auch wenn der Refrain etwas nervig ist, lieben muss.
"Meteor" – erster kleiner Schwachpunkt, leiser, eher langweiliger beat, ein wenig an Björk erinnernden Stimme und ein wenig zuviel Ohlalala Chöre, aber immer noch besser als alle La Roax dieser Welt.
"Baby" – Popballade mit einem etwas eintönigen Refrain, aber irgendwie durch die Stimme trotzdem schön. Aber kein Highlight.
"Poilie Dance Song" – hier geht es wieder beschwingter zur Sache, Sehr rhythmisch betont und zum Schluss hin wird es fast orchestral.
"You are a cad" – Hier wird ein wenig Chanson adaptiert. Und nach dem Intro geht es direkt weiter in Kabarett und Vaudeville Sound.
"Witch" – Ganz klar der Höhepunkt: dunkle Sounds, wie sie Portishead nicht besser machen könnten, dazu Soundtrackatmosphäre, die einen nur darauf warten lässt, das Shirley Bassey hervor kommt und Goldfinger intoniert. Mit diesem Klangbild ist man natürlich auch gleich wieder in der nähe der Eingangs erwähnten Goldfrapp.
"Birthday" – noch mal ein beschwingter Wavepopper
"Lifespan of a fly" – Zum Abschluss gibt es leicht klassisch angehauchte Spieluhrelektronik, sehr spartanisch und mit der lasziven Stimme einfach unwiderstehlich, die naïve Pianospur gibt Ihr Übriges.

Also: besseren Elektropop kann man kaum machen. Schickt mal ganz schnell all diese La Roux und Little Boots und wie sie alle heißen in die Wüste und hört Euch diese Scheibe an. Die kann man durchgängig hören, die Künstler beweisen Gespür für Melodien und eigenen Ideen und trotzdem laufen einem Schauer über den Rücken ob der Erinnerungen an damals – und natürlich ob der unvergleichlichen Stimme. So sollte moderner Retropop (was für ein Widerspruch in sich) klingen.
Grandios!



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Fanfare0:29
2 My love3:46
3 Diamond Dave3:14
4 What´s in the middle 3:21
5 Ray Gun4:42
6 Love Letter to Japan4:07
7 Meteor3:21
8 Baby3:50
9 Phil0:10
10 Poilie Dance Song3:47
11 You are a cad3:10
12 Witch3:55
13 Birthday3:48
14 Lifespan of a fly3:14
Besetzung

Inara George: Gesang, Kompositionen
Greg Kyrstin: Synthesizer, Produktion


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