Musik an sich


Reviews
Juliette Lewis

Terra Incognita


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 28.08.2009

(Roadrunner Records)

Gesamtspielzeit: 46:06

Internet:

http://www.myspace.com/juliettelewis


Wer sich bereits an die Wandlung Juliette Lewis’ von der Schauspielerin zur wilden Rockamazone im hautengen Ganzkörperanzug mit Indianerkopfschmuck gewöhnt hat, muss sich mit Terra Incognita etwas umstellen. Die Licks sind mittlerweile passé, sie ist alleinige Chefin im Ring und dementsprechend prangt ihr Name erstmals dick und fett alleine auf einem CD-Cover. Doch etwas Schützenhilfe hatte sie auch hier. Songwriterisch stand ihr guter Freund und Gitarrist Chris Watson zur Seite. Für den Sound sorgte Mars Volta-Vordenker und Klangmagier Omar Rodriguez-Lopez, der nicht nur hinter dem Mischpult saß und das Ganze produzierte, sondern auch eine Schar an geeigneten Musikern für das Projekt zusammenstellte, die sich hier The New Romantics nennen.

Der Einfluss Wuschelkopfs ist auch durchgehend zu spüren. Denn eine gewisse Portion an Schrägheit und Experimentierwahn tragen die meisten Songs in sich. Allen voran „Female persecution“, bei dem sich Juliette Lewis lasziv um durch die Luft wirbelnde Gitarren und über ein rückwärts eingesampeltes Schlagzeug schlängelt. Aber auch „Ghosts“ oder der zähe Opener „Noche Sin Fin“ sind alles andere als einfache Stangenware. Demgegenüber steht dagegen eine luftige Popnummer wie „Uh Huh“. Zwischen diesen beiden Polen spielt Juliette auch ihre ganze stimmliche Bandbreite aus, zwischen wilder Riot Girl-Attitüde und lockerer Leichtigkeit. Oder auch als kratzige Nachfolgerin von Janis Joplin, wie beim dreckigen Blues „Hard lovin’ woman“. Eine äußerst spartanisch und ehrlich klingende Nummer.

Aber auch der Rest strotzt vor Leidenschaft und man kann das Herzblut, welches in diesem Album steckt, regelrecht spüren. Leider sind aber nicht alle Songs richtige Hits, manche laufen sogar regelrecht ins Leere. Aber das anfangs fast träge und später ziemlich ansteckende „Romeo“, das würzige „All is for god“, der vielschichtige Abschluss „Suicide dive bombers“ und der lässige Alternative-Rocker „Fantasy bar“ sind durch die Bank starke Nummern, die man sich gerne einverleibt. Die übrigen Lieder entfalten erst im Gesamtkontext so richtig ihre Wirkung.

Und als durchgehendes Album weiß Terra Incognita auch zu gefallen. Es ist stimmungsvoll und hat etwas von einem David Lynch-Film. Allerdings fast eher ruhig als ungestüm. Näher an ihren schrägen und nicht selten krassen Charakteren, mit welchen Juliette Lewis in den 90ern in der Filmbranche groß raus kam, war sie noch nie. Der musikalische Befreiungsschlag ist also gelungen und dem Ziel eine eigene musikalische Persönlichkeit zu werden, ist Frau Lewis ein gutes Stück näher gekommen.



Mario Karl



Trackliste
1Intro1:00
2 Noche Sin Fin4:07
3 Terra Incognita3:23
4 Hard Lovin' Woman4:54
5 Fantasy Bar4:04
6 Romeo4:14
7 Ghosts3:01
8 All Is For God2:31
9 Female Persecution5:50
10 Uh Huh3:09
11 Junkyard Heart4:57
12 Suicide Dive Bombers4:56

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