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Reviews
Incoming Cerebral Overdrive

Controverso


Info
Musikrichtung: Postcore/Mathcore

VÖ: 30.09.2009

(Supernatural Cat/Cargo)

Gesamtspielzeit: 33:24

Internet:

http://www.incomingcerebraloverdrive.com
http://www.myspace.com/incomingcerebraloverdrive


Ach du heilige ... die Italiener Incoming Cerebral Overdrive (oder einfach kurz I.C.O.) hauen mit ihrem zweiten Streich Controverso ganz schön den Putz von der Wand! Verfrickelten und verwinkelten Hardcore von der brutalsten Sorte gibt es hier zu hören, der keine Gefangenen macht und versucht in die großen Fußstapfen von Kultkapellen wie Coalesce, Botch, Converge oder Dillinger Escape Plan zu treten. Und die Voraussetzungen dazu sind gar nicht schlecht, denn I.C.O. haben ihre Vorbilder wohl ziemlich genau studiert. Sie hauen einem ihre Riffs mit regelrechter mathematischer Präzision um die Ohren, verpackt in acht breaklastige Songs, die zuerst so gar nicht ins Ohr gehen wollen. Zu unruhig und sperrig klingt das Ganze. Nein, für zart besaitete Gemüter und nervöse Zeitgenossen mit empfindlichem Nervenkostüm ist das wirklich nichts, wenn das Quintett mit fett klingendem Sound zu Hochform aufläuft.

Während die Instrumentalisten ihren Arbeitsgeräten alles abverlangen, macht dies auch Frontmann Samuele mit seinen Stimmbändern. Er kotzt sich beständig mit seinem heiseren Gebrüll aus und gibt des Öfteren auch mal den Psychopaten. Das klingt dann eher wie ein gequälter Gollum auf Speed, anstatt wie tongewordene Zerrissenheit. Also eher aufgesetzt als mit ehrlicher Leidenschaft. Und das zieht sich durch das ganze (recht kurze) Album. Hier sind zweifelsohne talentierte Köpfe an Bord, aber trotzdem berührt einen die Musik von I.C.O. nicht wirklich. Einige gute Momente hat Controverso aber zweifelsohne. Seien es der wilde Hoppel-Groovepart von „Controversial“ oder das plötzliche Auftauchen eines melodischen Klavierteils in Opener „Reflection“. Generell sorgt der Einsatz von Synthie-Tönen für etwas Abwechslung und mehr Tiefe. Etwas das auch das abschließende Instrumental „There“ vorspielt, obwohl es dann doch mehr an der Oberfläche kratzt. Was die Songs der Band trotz der zerpflügten Spielweise aber auszeichnet, ist der durchgehende Groove, welcher einem roten Faden zu folgen scheint. Leider klingen dabei alle Songs recht ähnlich.

Zurück bleibt, dem Titel entsprechend, leider ein etwas zwiespältiger Eindruck von Controverso. Mit spielerischem Können wirbeln I.C.O. die Synapsen des Zuhörers ordentlich durcheinender und verdrehen ihm den Kopf. Aber im Jahre 2009 wirkt das lange nicht mehr so neu und kreativ wie noch vor zehn Jahren. Vor allem wenn der Sache ein wenig die Seele abgeht. Mathcore-Fans und Freunde der oben genannten Bands dürfen trotzdem ruhig ein Ohr riskieren.



Mario Karl



Trackliste
1Reflections3:38
2 Oxygen2:24
3 Controversial3:04
4 Science4:43
5 Magic6:32
6 Sound3:53
7 Colours3:18
8 There5:51
Besetzung

Samuele Storai (Vocals)
Maurizio Tuci (Guitar)
Stefano Tocci (Guitar & Synth)
Alessio Corsini (Bass)
Filippo Baldi (Drums)


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