Musik an sich


Reviews
Oryon

Bounce


Info
Musikrichtung: Plastik Pop

VÖ: 5.09.2008

(AGR Television Records / Universal)

Gesamtspielzeit: 49:53

Internet:

http://www.oryonmusic.com/


„Ich habe so lange von diesem Moment geträumt“ leitet Oryon den „Dankeschöntext“ seiner Debüt CD ein. Im Info zur CD steht dann etwas von einer verkorksten Jugend, in der sich aber trotzdem durchgesetzt hat. Aus dem Internet erfährt man auf seiner Hochglanz-gestylten Homepage dann noch, dass er äußerst erfolgreich als Model arbeitet (was die Bilder im Booklet auch belegen), auch als Schauspieler und natürlich als Musiker und Sänger unterwegs ist. Schon die erwähnten Bilder im Booklet und der Beilage des Promoters stehen äußerst konträr zu dem Text, in dem immer von der schweren Zeit, die der Künstler durchgemacht hat, die Rede ist. All dies ist natürlich kein Grund, Oryon seine Ernsthaftigkeit als Musiker und Künstler abzusprechen, denn warum sollte sich nicht trotzdem ein gewisser Tiefgang hinter der ganzen Schönheit des Auftritts verstecken?

Legt man das Debüt Bounce dann jedoch in den Player, wird man Zeuge von einer ganz großen Produktion. Denn hier gibt es über Eurodisco, Downbeat, Boygroup-Pop, die unvermeidliche Schönklang-Ballade und ja, sogar rockähnliches alles, was darauf zugeschnitten ist, erfolgreich zu werden. Alles hervorragend nach heutigen Standards produziert, das heißt, alles schön laut, immer die große, elektrische Orchestersauce dahinter oder die große blubbernde und stampfende Technik-Disko. Es gibt keine Nuancen, alles ist fett, und im Zweifel wird der Gesang sechs Mal übereinander gelegt. Allerdings kann von Musizieren nur an zweiter Stelle gesprochen werden, weshalb wohl auch nur Produzenten, aber keine Musiker angegeben wurden. Und auch textlich erwartet einen der ganz seichte Weg (siehe Titel der Stücke). In den etwas mehr gespielten als produzierten Songs kann Oryon sogar mit seiner Stimme recht gut überzeugen, doch man wird einfach das Gefühl nicht los, dass hier so gezielt auf den Erfolg produziert wurde, dass der Künstler an sich recht wenig mit dem Werk zu tun hat. Oryon hat zwar einige Songs laut Credits selber geschrieben, doch haben die Produzenten wohl schon dafür gesorgt, dass alles schön konsumierbar bleibt.
An sich ist an der modernen Popproduktion nicht soviel auszusetzen, so produziert man heute leider Pop, was stört ist der Pathos um den Künstler herum. Das wirkt einfach unglaubwürdig, besonders wenn man dann auch noch liest, dass diese Produktion zeitgleich mit der frisch mit und von ihm produzierten Reality-Show Straight 2 my heart erscheinen soll.
Was bleibt ist eine durchschnittliche, auf die Charts abgeschmackte Popproduktion im Stile gecasteter Boygroups oder „Superstar“ Teilnehmern, mit einem rundherum perfekt aufgebauten Promotion- und Merchandising-Apparat. Dass dieses Teil seinen Erfolg haben wird, steht außer Zweifel. Relevant ist es nicht. Und noch mal betont, mir stößt es besonders auf, auch wenn sie den Tatsachen entsprechen sollte, wenn negative Aspekte einer Biographie für solch enorme Werbezwecke derart aufgebauscht werden.
Wer 08/15 Popklänge mag kann sich mit Bounce genau solange vergnügen, bis die nächste Produktion dieser Art den Festplattenspeicher des Ipods benötigt.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Bounce2:55
2 I don´t want to be over3:11
3 I will4:42
4 Rockstar5:28
5 Until forever is gone3:22
6 Fallen4:08
7 It´s good to be bad (intro)0:24
8 It´s good to be bad5:25
9 If only I could see4:33
10 So close3:50
11 Naked3:59
12 All I want (is sex)3:41
13 The hell with you (Prelude)0:39
14 The Hell with you3:36
Besetzung

Keine Musiker angegeben
Oryon: Gesang



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