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Reviews
Willy DeVille

Crow Jane Alley


Info
Musikrichtung: Rock / Country

VÖ: 20.09.2004

(eagle records / edel music)

Gesamtspielzeit: 42:07


Fünf Jahre Zeit nahm sich William Borsay, besser bekannt als Willy DeVille, um ein neues Studioalbum auf den Markt zu bringen. Mit Crow Jane Alley kommt es in diesen Tagen in die CD-Regale und überrascht bereits mit seinem Cover, das den „guten alten“ Willy in der Bemalung und Kleidung sowie dem Federschmuck der Crow-Indianer zeigt – ein erheblicher Wandel von seinem bisher so gepflegten Image eines leicht morbiden Mississippi-Delta-Dandys. Die Frage ist jedoch, ob sich die Optik auch musikalisch niederschlägt.

Bereits die ersten Takte des Albums verursachen ein wenig Stirnrunzeln, denn es scheint ein Freistilringen der Instrumentalisten stattzufinden, das sich jedoch unverzüglich in geordnete Bahnen verliert und Willy DeVille in gewohnter Qualität zeigt mit Latino-Rhythmus einer ansonsten „schmutzigen“ Instrumentierung durch eine raue Mundharmonika und anscheinend impulsives Musizieren. „Right there, right then“ erscheint da schon bedeutend polierter, glatter und Pop-orientierter, so dass man zu diesem Titel durchaus mal das Tanzbein schwingen kann, was eigentlich bei den wenigsten Songs des gebürtigen New Yorkers der Fall war und ist. Seine Hispano-Vorliebe zeigt sich jedoch bereits wieder bei „Downside of town“, wo er seine klagende und teilweise brüchig klingende Stimme nur von einer Gitarre und einem Akkordeon – übrigens hervorragend gespielt vom „Los Lobos“-Mitglied David Hidalgo - begleiten lässt und dadurch mexikanisches Feeling erzeugt, bevor er mit „My forever came today“ eine Trennungs-Ballade der kommerzielleren Art präsentiert. Diese Stimme ist nun einmal gemacht für Herzschmerz und die dunklen Seite des Lebens, und wäre bei fröhlichen Melodien als deplatziert anzusehen.

"Crown Jane Alley" geht somit folgerichtig auch in diese Richtung und beschreibt ein düsteres Szenario in einem dunklen Hotelzimmer in einer dreckigen Umgebung, musikalisch optimal umgesetzt. Man hat das Gefühl, man könnte sich an dem beschriebenen Dreck infizieren, und bekommt Lust, den nächsten Song anzuwählen. Nicht, weil das Lied so schlecht, sondern so echt gemacht ist. Auch „Muddy waters rose out of the Mississippi mud“ ist nicht als Born der Freude gedacht und liefert ein atmosphärisch dichtes Erlebnis, bei dem man die düstere und schwüle Stimmung richtig fühlen kann. Da sich die Stimme Willy DeVille´s recht befremdlich anhört und man einen Duettpartner vermutet, erscheint ein Blick ins Booklet erforderlich, der aber nur bestätigt, wie wandlungsfähig der Sänger ist und hier einem tiefgehenden und schweren Blues präsentiert. „Come a little bit closer“ löst endlich die Spannung und lässt ein wenig Leichtigkeit aufkommen, wenn er seine – leider nur kurze - Affäre mit einer leidenschaftlichen Mexikanerin beschreibt und dafür die klassische Instrumentierung mit Geige, Trompete und Percussions wählt.

Bryan Ferry steuerte zu diesem Album den Titel „Slave to love“ bei, übrigens der einzige Song, der nicht aus der Feder Willy DeVille´s stammt. Obwohl sich die Stimmen von Ferry und DeVille in keiner Weise ähneln, kann man dieser Version nicht im geringsten unterstellen, sich hinter dem Original verstecken zu müssen, denn die wiederum klagende Stimme kann durchaus einem Sklaven (der Liebe) entstammen, der sehr stark unter seinen Gefühlen leidet. Kein Abklatsch, sondern eine gute Coverversion, bei der man das Original nicht verbogen hat, sondern gerade im Backgroundbereich fast unangetastet gelassen hat. Recht scheppernd und klimpernd beginnt „(Don´t have a) Change of heart“, bevor es in Richtung einer traditionellen Country-Honkytonk-Ballade im 6/8-Rhythmus dreht und ein wenig an Kenny Rogers´ „Lucille“ erinnert, wenn Willy nicht so klingen würde, als hätte er bereits mehr als eine Flasche Whiskey intus. Aber auch dies dürfte ein Ergebnis der gekonnten Gesangsmalerei sein, durch die die Hörer in die Stimmung versetzt werden, die dem Inhalt des Songs entspricht. Nur zu gut kann man sich den Sänger in angetrunkenem Zustand an einer Theke vorstellen, wo er dem Barkeeper die Story seiner in die Brüche gegangenen Beziehung erzählt. Südstaaten-Rhythm´n´Blues ist das musikalische Gerüst des letzten Songs dieses Albums: „Trouble comin´ everyday in a world gone wrong“ erinnert in einigen Passagen an CCR und manchmal an ZZ Top und ist mit modernen Elementen wie den Einblendungen von Radiomeldungen und Schießereien bestückt und unterscheidet sich von den übrigen Titeln der CD durch härtere Gangart, wenn die aus dem Ruder laufende Welt beklagt wird. Zum Ende hin landet aber auch dieser Titel musikalisch in der Einsamkeit des William Borsay.

Fazit:
Bei Willy DeVille und seiner Musik hat man nur zwei Alternativen: entweder liebt man sie, oder man hasst sie. Für Zwischenräume ist da kein Platz, denn zu tief zieht er seine Hörer in seine Songs und die dort beschriebene Stimmung hinein. Kein Platz für Easy Listening, denn man muss sich schon die Stiefel anziehen, um mit Willy in den „Mississippi mud“ hinabzusteigen. Wenn man diese Erlebnisse heil überstanden hat, bekommt man - quasi zur Belohnung und Entspannung – einen leicht gemachten Song, zu dem man mal Mitschwingen oder Mittanzen kann.
Willy DeVille kann wie nur wenige andere Stimmungen erzeugen, die durchaus bedrückend sein können. Seine früheren Alben zeugten bereits von dieser Qualität, die er auch auf seinem neuen Longplayer präsentiert. Es ist – trotz des Covers – keine „neuer“ DeVille zu erwarten bzw. zu befürchten, denn er bleibt wie er ist: gut!



Lothar Heising



Trackliste
1Chieva4:39
2Right there, right then4:23
3Downside of town3:09
4My forever came today4:13
5Crown Jane Alley3:16
6Muddy waters rose out of the Mississippi mud5:58
7Come a little bit closer3:24
8Slave to love4:30
9(Don´t have a) change of heart2:28
10Trouble comin´ everyday in a world gone wrong6:07

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