Musik an sich


Reviews
The Silver Mt Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band With Choir - "This Is Our Punk-Rock," Thee Rusted Satellites Gather And Sing
(Constellation)
Alternative
Trackliste:
1.) Sow Some Lonesome Corner So Many Flowers Bloom (16:26)
2.) Babylon Was Built On Fire / Stars No Stars (14:42)
3.) American Motor Over Smoldered Field (12:02)
4.) Goodbye Desolate Railyard (14:25)

Der dritte Streich des stetig wachsenden Musikerkollektivs erweist sich als weiterer Ohrenschmaus, das Hinzufügen des Chores erweitert das Spektrum des bisher gebotenen erheblich. Die Verwendung des Klaviers wurde stark zurückgefahren, das komplette Album strahlt eine wärmere, versöhnlichere Atmosphäre aus als die Vorgänger; die oftmals klaustrophobische Stimmung der ersten beiden Platten weicht mehr Weite, Raum, Offenheit; ohne jedoch die Zugehörigkeit zum A Silver Mt Zion - Kosmos zu verwischen.

"Sow Some..." beginnt mit der Aufnahme aus einer Tanzschule o.ä.; eine Lehrerin zählt auf acht an, darüber stimmt die Gitarre ein, und wenige Momente später beginnt der Chor sein getragenes Werk, das Gefühl von Wohlsein breitet sich aus. Nur durch die Verwendung von So, Fa & La wird eine Atmosphäre geschaffen, die einen unweigerlich in den Bann zieht, jeglicher Gedanke an etwas anderes löst sich auf, verliert sich vollkommen in der Musik, The Silver Mt Zion... haben es wieder hinbekommen, eine eigene Welt zu erschaffen, in der man völlig losgelöst von allem Irdischen verweilt. Der Gesang verstummt, ein sphärisch angehauchter Part lässt die Gedanken weiter schweifen, das Gebirge und die Bilder im Booklet bzw. auf der CD-Hülle lassen eine Eisenbahnfahrt durch weite, ausladende Landschaften voller Geborgenheit und Ruhe entstehen, Wälder ziehen vorbei, 3 1/2 Minuten vor Liedende lassen Schlagzeug und Bläser Berge entstehen, der Zug nimmt weiter Fahrt auf und verschwindet langsam am Horizont.

"Babylon..." beginnt hallig-wabernd, vereinzelt wird die Gitarre gezupft, Streicher stimmen verhalten ein, dieses typische leicht sehnsuchtsvoll-verlangend-melancholische Gefühl stellt sich ein; jeder Ton wird zelebriert, die zerbrechlich-klagende Stimme Efrims fällt ein - Gänsehaut! Teilweise leicht verzerrt wird instrumental weitermusiziert, das Ende gehört wieder dem Gesang: zwei Stimmen singen auf faszinierende Weise gegen/miteinander, Klavier und (westernmäßige) Gitarre schleichen sich ein, alles wird dichter und dichter, schaukelt sich gegenseitig hoch, verwebt sich zu einem Ganzen; klingt ab, trennt sich nacheinander wieder, verhallt.

Das erste Drittel von "American Motor..." gehört wiederum dem Gesang nebst dezenter Begleitung, dann gesellt sich das Schlagzeug und der Rest dazu, leichte Parallelen zur Hauptband, Godspeed You! Black Emperor, lassen sich ziehen. Ein angenehmes Gefühl von Größe macht sich breit, nur Streicher und Gitarre bleiben am Ende übrig, leise setzt der Chor ein, wird zum dominierenden Element, räumt kurz den Instrumenten den Platz; Gesang und Streicher bilden gemeinsam den Abschluss des Stückes.

"Goodbye Desolate Railyard" beginnt langsam, Gesang, Geige und Klavier bilden das vorherrschende Triumvirat zu Beginn, die Stimmung wirkt leicht sehnsüchtig-traurig, die Instrumente kreieren ein zerbrechliches Klanggemälde, das langsam den Weg für zu lange andauerndes Gequietsche freigibt, das sich vollkommen allem Schönen in den Weg stellt, das man bisher auf der CD gehört ab. Da das Gequietsche in das Fahren eines Zuges übergeht, halte ich der Gruppe mal zu Gute, dass es das Quietschen der Zugbremse darstellen soll... ärgerlich (und für meine Ohren völlig fehl am Platz) ist es trotzdem. In den Zug setzt langsam die Gitarre mit einigen Akkorden ein, dann folgt wieder wunderbarer (Chor)Gesang, die Gitarre begleitet leise, verstummt, der Chor verklingt... die Gedanken hängen noch eine Weile dem soeben erlebten nach, das innere Bild verwischt langsam, die Realität fordert ihren Tribut.

"...dedicated to rail track wanderers everywhere...", dieses Zitat umschreibt die Stimmung und Gefühle, die während des Hörens aufkommen, einfach am Besten. Jedem, der die Gruppe schon kennt, sei diese CD auf's Wärmste ans Herz gelegt, derjenige, der die Gruppe bis jetzt nicht kennt, findet einen guten Einstieg.

19 von 20 Punkte

Sascha Christ

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