Musik an sich


Reviews
Kashmir - Zitilites
(Columbia/Sony)
Alternative Rock
Trackliste:
01. Rocket Brothers (5:26)
02. Surfing The Warm Industry (4:26)
03. The Aftermath (4:22)
04. Ruby Over Diamonds (3:09)
05. Melpomene (4:39)
06. The Push (4:46)
07. Ramparts (4:06)
08. Petite Machine (4:44)
09. The New Gold (3:40)
10. Big Fresh (5:11)
11. In The Sand (3:13)
12. Small Poem Of Old Friend (6:04)
13. Zitilites (4:01)
14. Bodmin Pill (3:59)

Der Sommer hat sich verabschiedet - kein verschwitztes, klebriges Gefühl mehr auf der Haut, kein schlechtes Gewissen mehr, wenn man die abgedunkelten eigenen vier Wände vorzog, statt auf der hundertsten Grillparty unter sengender Sonne abzufeiern. Nun beginnt die Zeit der langen Abende auf dem heimischen Sofa, eingemummelt in Decken und Kuschelpullis - Zeit für Kashmir.

Doch in diesem Fall sind nicht die Produkte aus Edelwolle gemeint, sondern vier junge Männer aus dem hohen Norden, die sich mit ihrem bereits vierten Album "Zitilites" (sprich Citylights) aufgemacht haben, den Thron des Alternative-Rock zu besteigen. Im kleinen Königreich Dänemark sind sie schon lange absolute Superstars, mit Doppelplatin und sechs "Danish Grammy Awards" hoch dekoriert, ausverkaufte Tourneen inbegriffen.

Die Songs auf Zitilites klingen allesamt sehr britisch und den Vergleich mit Coldplay und Travis müssen sich die Jungs um Sänger Kasper Eistrup schon gefallen lassen, wobei sie aber immer ihren ganz eigenen Charme versprühen. Vielleicht liegt es auch mit daran, dass das Album in Cornwall vom Briten John Cornfield gemixt wurde, der bereits unter anderem mit Supergrass, Muse und den Stone Roses gearbeitet hat.

Obwohl es ein sehr melancholisches Stück Musik ist, kommt auch bei mehrmaligem Hören keine Langeweile auf. Im Gegenteil, es entwickelt sich das Verlangen immer weiter in dieses bezaubernde Werk einzutauchen. Ohrwurmgleiche Refrains, wie beim Opener "Rocket Brothers" oder der Singer-Songwriter-Ballade "The Aftermath", wechseln mit dem vom Drumcomputer dominierten, kritischen "Surfing the warm Industry", ab. Unter psychedelischen Einfluss gerät man bei "Ruby over Diamonds", welches von Kasper Eistrup mit monotoner Stimme besungen wird. Das vom Punk angehauchte "Ramparts" beweist jedoch, dass die Dänen nicht nur in der Melancholie zuhause sind.

Kashmir haben sich mit ihren "Lichtern der Stadt" die Aufmerksamkeit des restlichen Europas mehr als verdient. Gerne lässt man sich von ihrem samtenen Klangteppich sanft umhüllen und ins Traumland entführen.

Wer behauptet eigentlich, dass diese Musik nur für die dunkle Jahreszeit bestimmt ist?

18 von 20 Punkten

Jutta Hinderer

Internet: www.kashmir.dk

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