Musik an sich Vocatus - Geld verdienen mit Beschwerden!

Reviews


Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Impressum



Musik an sich
 
A Date with the Devil (Arien aus Opern von Berlioz, Meyerbeer, Lizt, Boito, Offenbach, Gounod, Stravinsky)
(Naxos)
Klassik Vokal
 

Samuel Ramey (Bass), Münchener Rundfunk Orchester / Julius

Der amerikanische Sänger Samuel Ramey feiert dieses Jahr seinen 60. Geburtstag. Seine wandlungsfähige, wuchtig-markante Baßstimme verströmte zu ihren besten Zeiten einen machohaften männlichen Charme, der zu buffonesken Tönen, aber auch zu einer latenten Brutalität fähig war. Beste Voraussetzungen eigentlich für das aktuelle Recital mit dem vielversprechenden Titel ‚A Date with the devil', das dem Sänger vor allem Gelegenheit bietet, die dunkle Seite seiner Charakterstimme auszuspielen: Er singt Partien des Mephisto (aus Opern von Berlioz, Boito und Gounod), den teuflischen Bösewicht Bertram (Meyerbeers ‚Robert le diable'), den Quacksalber Dr. Mirakel (Offenbachs ‚Hoffmanns Erzählungen') und den sinistren Nick Shadow (hinter dem sich der Teufel in ‚The Rakes Progress' von Igor Stravinsky verbirgt) - Arien der Verführung und Blendung, Trinklieder und gesungene Höllenfahrten ... und klingende Visitenkarten Rameys, denen er seine Popularität verdankt.

Daß sich in der knappen Stunde trotz des an sich spannenden Programms und mancher Solonummern für Orchester dann doch eine gewisse Monotonie breit macht, liegt allerdings nicht nur an der Auswahl der Stücke. Es scheint ganz so, daß die Zeit auch an Rameys Stimme nicht spurlos vorübergegangen ist. Oder war er zur Zeit der Aufnahme (übrigens ein Konzertmitschnitt aus München) einfach nicht ausreichend disponiert? Sein Baß klingt eng, forciert. Über weite Strecken müssen Lautstärke und vokales Poltern den Verlust an Farben, Glanz und Durchschlagskraft ersetzten. Und in der Höhe gerät das üppige Vibrato auch schon mal zum Tremolo. Kurz: Rameys diabolischen Verführern fehlt es einfach an der notwendigen bedrohlichen Mächtigkeit und an einer gewissen attraktiven Boshaftigkeit. Seine ‚Teufel' haben eher etwas Onkelhaftes an sich. Auch das eher brave, etwas eintönige Dirigat von Julius Rudel vermag da nicht sonderlich inspirierend zu wirken. Vieles geht hier musikalisch einfach seinen gemächlichen Gang.

Nur für Ramey-Fans.

10 von 20 Punkte

Georg Henkel

 

Inhalt | Impressum | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe