Musik an sich


Reviews
Supertramp

Live in Paris '79 (2CD & DVD)


Info
Musikrichtung: Prog-Pop

VÖ: 17.07.2015 (1979)

(Eagle Vision / Universal)

Gesamtspielzeit: 121:47

Internet:

http://www.supertramp.com
http://www.rogerhodgson.com
http://www.siebenberg.com
http://www.johnhelliwell.com


1979 waren Supertramp auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Vier Alben in Folge, die man allesamt eigentlich nur mit 20 Punkten bewerten kann, lagen hinter dem Quintett. (Heute würden Rezensenten – um die Unterschiede zwischen den Alben zu berücksichtigen - Crisis? What Crisis? und evtl. auch …even in the quietest Moments wahrscheinlich etwas niedriger einstufen.) Das damals aktuelle Album Breakfast in America, das fast nur aus potenziellen Singles besteht, war 1979 das weltweit meistverkaufte Album überhaupt – was im Booklet zu Live in Paris 1979 immer wieder betont wird. Die 10-monatige Welt-Tour zu dem Album näherte sich ihrem Ende, als Supertramp an vier aufeinander folgenden Abenden vier ausverkaufte Konzerte in Paris gaben. Diese Konzerte waren die Grundlage für das 1980 erschienene Live-Doppelalbum Paris, das 16 Songs enthielt.

2012 wurde die DVD nachgereicht – mit ebenfalls 16 Songs, aber nur 11 deckungsgleichen. Von den fünf „herausgefallenen“ Stücken kamen vier als Bonus-Tracks, allerdings nur per Audio mit „nicht sehr interessant gestalteten Videos“, wie unser Wolfgang damals urteilte. Der fünfte Bonus-Track war überraschenderweise „Downstream“. So war der fünfte ausgefallene Titel auf der DVD überhaupt nicht vertreten – und das war mit „The logical Song“ immerhin einer der größten Hits der Band überhaupt.

Drei Jahre später – also heute – kopulieren CD und DVD miteinander und bringen die Konzerte in dem wohl bestmöglichsten Umfang an den Start. Die beiden CDs enthalten das komplette 22 Songs umfassende Konzertprogramm. Da kann die DVD nicht ganz mit, weil nicht von allen Tracks Video-Material enthalten ist.

Immerhin umfasst das reguläre Programm mit 18 Tracks mehr als die vorausgegangenen Audio- und Video-Versionen. Die vier Stücke, die fehlen, werden als Bonus-Tracks mit Video-Clip-Animationen geliefert. Da es sich um exakt dieselben Stücke handelt, die Wolfgang bereits auf seiner DVD-Review besprochen hat, nehme ich an, dass es sich auch um dieselben Animationen handelt, und muss Wolfgangs Urteil – zumindest in zwei Fällen – relativieren.
Zu „Ain't nobody but me“ erscheint eine Europa-Landkarte, auf der sich ein Flugzeug von Konzertort zu Konzertort bewegt und dabei Striche zieht, die bei der Landung in Paris zu einem wahren Gitternetz geworden sind, das ganz Europa miteinander verbindet. Eine ganz witzige Idee! Das Video zu „You started laughing (when I held you in my Arms)” (nie auf einem Album erschienene b-Seite der Crisis? What Crisis? Single „Lady“) ist ein Computer animierter Flug durch die Straßenschluchten eines Manhattans, das statt aus Häusern aus Geschirrstapeln besteht. Eine pfiffige Aufnahme des Breakfast in Amerika Artworks.
Zu „A Soap Box Opera” wird ein Fotoalbum durchgeblättert. Bei „From now on” erscheinen Wolken mit Bandfotos und bei „Downstream“ Live-Shots und Bilder vom nächtlichen Paris.

So viel zum Rahmen, in dem sich gut zwei Stunden Musik abspielen, die eine der grandiosesten Rockbands überhaupt in perfekter Form zeigen. Diese Melange von progressiver Fantasie, poppiger Eingängigkeit und emotionaler Tiefe ist tatsächlich einzigartig. Es ist tragisch, dass diese Formation durch den tiefen Riss zwischen den beiden Komponisten, Textern und Sängern Rick Davies und Roger Hodgson auseinander gerissen wurde.
Die Distanz zwischen den beiden wird auf der CD durch die farbige Tracklist deutlich gemacht. Davies‘ Songs erschienen in Violet; die von Hodgson in Gelb. Und jeder singt seine Lieder selber. Nur einmal wechseln die Buchstaben eines Songs von Gelb zu Violet – und es mag kein Zufall sein, dass das Stück, das beide zusammen geschrieben und gesungen haben, eines der besten der gesamten Bandgeschichte ist: „School“!

Neben den beiden ist vor allem John Anthony Helliwell zu erwähnen, der mit seinen Bläsersoli immer wieder prachtvolle Akzente setzt und komplett für die Ansagen und die Kommunikation mit dem Publikum zuständig ist.

Zu drei Songs, die aus dem Rahmen fallen, noch kurze Anmerkungen. Zwei Mal gibt es – neben dem Agieren der Musiker – noch etwas für’s Auge. Bei „Crime of the Century“ sind das Bilder vom Eifelturm, während in „Fool’s Overture” die Glockenschläge vom Big Ben mit Fotos des historischen Gebäudes hinterlegt werden. Die Originaltöne von Churchill werden von Bildern historischer Personen und EreignisseN, die etwas mit Hoffnung und Verzweiflung zu tun haben (Kriegs- und Katastrophen-Bilder, Hiroshima, Mao, die Beatles, Elvis, die Royals, Kennedy, ….) begleitet. Zum Ende hin tobt dann eine Truppe von „Superhelden“ etwas sinnfrei über die Bühne (Charlie Chaplin, Superman, Miss Piggy, eine Banane, ein Gorilla und einige mehr).
Musikalisch aus dem Rahmen fiel „Another Man’s Woman“. Hier wird ausführlich soliert und das Stück über die 7-Minuten Grenze ausgedehnt. Alle anderen Stücke werden sehr dicht am Original präsentiert – mit Ausnahme einiger jazziger Improvisationen im Instrumentalteil von „Child of Vision“.

Ein absolutes Muss!



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 School (5:55)
2 Ain't nobody but me (5:12)
3 The logical Song (3:44)
4 Goodbye Stranger (6:42)
5 Breakfast in America (2:51)
6 Bloody well right (6:15)
7 Hide in your Shell (6:59)
8 From now on (6:56)
9 Child of Vision (7:23)
10 Even in the quietest Moments (4:51)
11 You started laughing (when I held you in my Arms) (4:02)

CD 2
1 A Soap Box Opera (5:05)
2 Asylum (6:47)
3 Downstream (3:28)
4 Give a little Bit (4:26)
5 Dreamer (3:23)
6 Rudy (6:55)
7 Take the long way home (4:39)
8 Another Man's Woman (7:26)
9 Fool's Overture (10:54)
10 Two of us (1:50)
11 Crime of the Century (6:02)

DVD
1 Intro (1:27)
2 School (5:39)
3 Bloody well right (6:23)
4 The logical Song (3:49)
5 Goodbye Stranger (6:41)
6 Breakfast in America (2:34)
7 Hide in your Shell (6:48)
8 Asylum (6:43)
9 Even in the quietest Moments (4:45)
10 Give a little Bit (4:26)
11 Dreamer (3:21)
12 Rudy (6:54)
13 Take the long way home (4:37)
14 Another Man's Woman (7:25)
15 Child of Vision (7:16)
16 Fool's Overture (10:55)
17 Two of us (1:29)
18 Crime of the Century (6:28)
19 From now on (Credits) (2:33)
20 (0:01)
21 Ain't nobody but me (Bonus-Track) (4:56)
22 You started laughing (when I held you in my Arms) (Bonus-Track) (4:17)
23 A Soap Box Opera (Bonus-Track) (5:05)
24 From now on (Bonus-Track) (6:36)
25 Downstream (Bonus-Track) (3:32)
Besetzung

Rick Davies (Voc, Keys)
Roger Hodgson (Voc, Git, Keys
Dougie Thomson (B)
Bob Siebenberg (Dr, Perc)
John Anthony Helliwell (Blasinstrumente, Voc)



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