Musik an sich


Reviews
Isaac – Gombert – Flecha – Mena u. a. (Coll)

In mani dei Catalani


Info
Musikrichtung: Renaissance instrumental

VÖ: 01.07.2010

(musièpoca / Codaex / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. MEPCD-002)

Gesamtspielzeit: 61:40

Internet:

http://www.lacaravaggia.com/



FARBIG AUFGESPIELT

Das 2005 vom Zinkisten Lluís Coll gegründete Ensemble La Caravaggia hat sich der authentischen Interpretation der Musik der Renaissance und des Frühbarock verschrieben. Mit dieser CD liefert das Ensemble eine repräsentative Visitenkarte seines Könnens.

Auf dem Programm stehen italienische und spanische Kompositionen aus berühmten Cancioneros (Gesangs- bzw. Liederbüchern), die zwar überwiegend als Vokalmusik notiert wurden, aber, wie seinerzeit üblich, auch in gemischter Besetzung oder eben auch reinen Instrumentalfassungen musiziert wurden. Auf der Basis solider Quellenforschung, die im mehrsprachigen Beiheft dokumentiert ist, bringen die Spieler eine große Bandbreite vor allem von Blasinstrumenten zum Einsatz, wie sie in der späten Renaissance üblich waren: Flöten, Zinken und Posaunen, außerdem die Xirimía (ein Doppelrohrblattinstrument), Gitarren (Baixo) oder eine Drehleier (Viola de roda) – das Reservoire an „Spezialinstrumenten“ scheint in dieser Zeit schier unerschöpflich. Diverse Schlaginstrumente wie Tambourins und Trommel sorgen gelegentlich für eine dezente, manchmal auch solistische rhythmische Belebung der mehrstimmigen Sätze.
Die kommen mal kunstvoll polyphon und mal volkstümlicher daher. Dabei mischen sich in diesen Bearbeitungen frankoflämische, mediterrane und in Spuren auch lateinamerikanische Einflüsse. Je nach Charakter der Stücke öffnen die Interpreten sozusagen Fenster in jene Musikkulturen, die inspirierend im Hintergrund gestanden haben mögen (inklusive Exotismen wie dem geschickt eingewobenen Obertongesang zu dem aus anonymer Feder stammenden Paxarico que vas a la fuente, das sich im Cançoner de Barcelona befindet).

Obwohl die subtile modale Harmonik der Renaissance für Dur-Moll-geeichte Ohren eine gewisse Statik besitzt, sorgen die sehr abwechslungsreichen Besetzungen und das virtuose Spiel der acht Caravaggianer für viel Abwechslung. Was überdies für die Interpretationen einnimmt, ist die feinsinnige Gestaltung und delikate Tongebung. Das ist Kunstmusik, die für Kenner komponiert und aufgeführt wurde. Man mag sich gerne vorstellen, dass es seinerzeit genauso geklungen hat …



Georg Henkel



Besetzung

La Caravaggia
Jordi Giménez Puig: Posaune
Tim Goudarzi: Glöten, Xirimía
Joaquim Guerra: Xirimía, Baixó, Flöte
Arnau Rodon: Zink, Flöten
Francesc X. Banegas: Posaune, Obertongesang
Daniel Espasa: Viola de roda
Marc Clos: Schlagzeug

Lluís Coll: Zink und Leitung


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