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Reviews
End of Green

High hopes in low places


Info
Musikrichtung: Dark Rock/Metal

VÖ: 20.08.2010

(Silverdust Records/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 43:18

Internet:

http://www.endofgreen.de
http://www.myspace.com/endofgreen


Ich muss es einfach schreiben: Beim ersten Hören des neuen End of Green-Albums High hopes in low places war ich etwas enttäuscht. Denn irgendwie weigerte sich das Album anfangs so richtig ins Ohr zu gehen. Das war zwar auch beim vor zwei Jahren veröffentlichten The sick's sense so. Aber diese Platte machte das durch seine Bulligkeit wieder wett. Also wurde der siebte Streich der deutschen Goth-Rock-Könige erst einmal zur Seite gelegt. Und wie es oft so ist, kann der erste Höreindruck doch täuschen. Nennen wir es erwachsen oder gereift. Irgendwann packt einen High hopes in low places - und zwar richtig. End of Green sind einfach eine Band mit zu viel Potenzial, als dass sie einfach so ein langweiliges Album herausbringen würden.

Was einen am Anfang etwas erstaunt, ist dass die neueste Platte des Quintetts ein ganzes Stück ruhiger und weniger hart als sein Vorgänger ist. Die meisten Songs versuchen subtiler die Gunst des Hörers zu erlangen. Statt den Gitarren stehen eindeutig die Melodiebögen und der charismatische Gesang von Michelle Darkness im Vordergrund, der es heutzutage nicht mehr nötig hat, allzu oft seine tiefste Grabesstimme herauszuholen, wie zum Beispiel beim finsteren und fast doomig daher kommenden „Carpathian gravedancer“, welches sich wie ein düsterer Regenschauer über einem ergießt. Das emotionale und gesanglich fast einschmeichelnde „Tie me a rope … while you're calling my name“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Düsterer wird es da gefühlt nur noch bei der Ballade „An awful day“, welche zwar sparsam instrumentiert und beruhigend klingt, aber ein gewisses Unwohlsein verbreitet. Dagegen klingt das aufwühlend und fast post-rock-artig arrangierte und mit ungewöhnlich hellem Gesang versehene „Saviour“ in seiner Schwelgerei regelrecht positiv. Diesen Song darf man mit Fug und Recht zu den absoluten Albumhighlights zählen.

Für viele gehört auch der eingängige und ein wenig an die 69 Eyes erinnernde Rocksong „Goodnight insomnia“ in diese Kategorie. Besitzt dieser doch ähnliches Hitpotenzial wie einst „Dead end hero“. Kein Wunder, dass das Lied als erstes Vorgeschmack auf das Album ausgewählt wurde. Dazu hätte aber auch der Titeltrack „High hopes in low places“ getaugt, der zuerst mit einem modernen Riff überrascht, sich aber dann in einen typischen End of Green-Song verwandelt und sicherlich ein Livekracher wird. Etwas untypischer klingt dagegen „Under the sway“. Des Sängers Vorliebe für Protogothbands ist von seiner Zweitband Bury Me Deep bestens bekannt. Und auch dieser Song hat eine starke 80er Schlagseite. Mit seinem hüpfenden Bass und seinem klaren Gitarrenlead bekommt er aber einen starken Postpunktouch und klingt am Ende einfach saugut.

Auf High hopes in low places bekommt man vielleicht nicht mehr ganz die Band von Alben wie Songs for a dying world oder Last night on earth zu hören. Aber ein derartiger Stillstand wäre schon lange der Tod des Fünfers gewesen und man kann ihm nur zu seiner Entwicklung beglückwünschen. Denn anno 2010 ist es endgültig: End of Green haben es an die Spitze geschafft und Weichspülerbands wie HIM schon lange weit hinter sich gelassen. Das siebte Album der Band wird mit Sicherheit auch noch bei der Endjahresabrechnung zu den stärksten Veröffentlichungen des Düstergenres zählen.


Mehr zum Album in unserem Interview mit Gitarrist Sad Sir.



Mario Karl



Trackliste
1Blackened eyes3:46
2 Goodnight insomnia3:28
3 Carpathian gravedancer6:15
4 Under the sway4:37
5 Tie me a rope … while you’re calling my name5:14
6 High hopes in low places4:25
7 An awful day4:07
8 Saviour4:31
9 Slaves2:38
10 Starlight4:17
Besetzung

Michelle Darkness (Gesang, Gitarre)
Rainier Sicone Di Hampez (Bass)
Lusiffer (Schlagzeug)
Sad Sir (Gitarre)
Kirk Kerker (Gitarre)


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