Musik an sich


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Birtwistle, H. (Atherton)

Punch and Judy. A tragical comedy or comical tragedy. Opera in one act


Info
Musikrichtung: Neue Musik Oper

VÖ: SCHRILLE MASKERADE

NMC Ancora / Note 1
2 CD (AD ADD 1979) / Best. Nr. NMC D138


Gesamtspielzeit: 97:00



SCHRILLE MASKERADE

Punch and Judy ist im traditionellen englischen Puppentheater das, was heute im TV die Famlilie Bundy oder die Simpsons sind: Comicfiguren, die alle Tiefen und Untiefen familiären und gesellschaftlichen Lebens durchwaten, keine Peinlichkeit auslassen, sich lieben und schlagen und irgendwie nicht von einander lassen können.
Der Stoff reizte auch den englischen Komponisten Harrison Birtwistle (Jg. 1934). Zusammen mit dem Librettisten Stephen Pruslin hat er 1967 einen schrillen Einakter aus der Vorlage gemacht, in der Punch, der heißblütige Grobian, erst sein Frau Judy und das namenlose Baby drangsaliert (letzteres endet im Kamin), um dann eine Reihe haarsträubender Abenteuer zwischen Himmel und Hölle, Einbauküche und Galgen zu erleben.
Birtwistle erzählt die Geschichte musikalisch zwar mit durchaus avantgardistischen Mitteln. Doch zu der nicht gerade psychologisch erzählten Geschichte mit ihren grellen Effekten und abrupten Richtungswechseln passt sein Mix-Stil, der traditionelle Formen wie Arie, Ensemble und Chor mit modernem Klangvokabular erkennbar und doch ganz neuartig gestaltet, ziemlich gut. Zumal die Ausführenden Sänger/innen und die Mitglieder der London Sinfonietta unter der Leitung von David Atherton ihre Sache sehr engagiert machen. Gesungen und gespielt wird präzise und spannungsvoll, mit viel Freude an der Parodie und instrumental-vokalen Überzeichnungen. Also: Nichts für nebenbei, aber eben auch keine kalte, marmorharte neutönerische Kost. Neue U-Musik in einer willkommenen Wiederveröffentlichung.



Georg Henkel



Besetzung

Phyllis Bryn-Julson – Pretty Polly / Hexe
Jan Degaetani – Judy / Wahrsagerin
Philip Langridge – Anwalt
Stephen Roberts – Punch
David Wilson-Johnson – Choregos / Jack Ketch
John Tomlinson – Doctor

The London Sinfonietta
Ltg. David Atherton


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