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Reviews
Messiaen, O. (Kim)

Sämtliche Klavierwerke IV: Die frühen Werke


Info
Musikrichtung: Klavier

VÖ: 07.07.2005

Centaur / Klassik Center Kassel
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. CRC 2727


Gesamtspielzeit: 68:45



KONTEMPLATION UND EKSTASE

Paul Kim vollendet seine Einspielung sämtlicher Klavierwerke von Olivier Messiaen (1908-1992) mit zwölf Kompositionen, die zwischen 1928 und 1943 entstanden sind. Ein sehr kurzes Prelude von 1964, kaum mehr als ein Seitenstück, beschließt das Programm.

Die acht poetischen Preludes des gerade zwanzigjährigen Studenten am Pariser Conservertoire, die die CD eröffnen, stehen noch hörbar in der Tradition Claude Debussys. Und doch ist ein messiaentypischer Ton unverkennbar: Die häufig ausgesprochen langsamen Tempi, repetetive Strukturen, eine seltsam statische und schwebende, farbige Harmonik. Nicht nur Les sons impalbables rêve … weißt da auf einen späteren Orgelzyklus wie La Nativite (1936) voraus. Wer Messiaens Musik schon immer als zu süß und überfeinert empfunden hat, dessen Geschmacksnerven dürften auch in diesem Fall ob manch überaus graziöser und feenhafter Passage gereizt reagieren. Alle anderen werden an diesen exotischen, intensiv duftenden Klang-Orchideen ihre helle Freude haben. Manches klingt in seinen schier unendlich gedehnten Zeitmaßen und Wiederholungen wie eine Vorahnung aktueller Ambient-Music. (Und dies bei Messiaen, der auf die Erzeugnisse der U-Music meist mit Abscheu reagierte! Die außergewöhnliche, originelle Fantasie bulesque zeigt immerhin, dass sich der Komponist 1934 der Faszination des Jazz für den Moment dieses einen Stücks nun doch nicht hat verschließen können – freilich zu seinen eigenen Bedingungen.)
Die späteren Stücke sind vom Ton in mancher Hinsicht ähnlich – doch blitzen jetzt häufiger unvermutet heftige Ausbrüche und brillante Kaskaden auf: Kontemplation und Ekstase sind die musikalischen Pole, zwischen denen sich nicht nur der junge Komponist bewegen wird. Offenkundig religiös ist übrigens nur ein Stück: das berühmte Les offrandes oubliées (1930), ein Markstein für Messiaens Stil: neo-gregorianische Melodien, elastische Rhythmik.

Paul Kim ist den delikaten, mitunter ausgesprochen flüchtigen Reizen dieser Musik hörbar verfallen. Nicht zuletzt seine ausführlichen, ebenso persönlichen wie kundigen Werkeinführungen im Booklet zeigen jedoch, dass er dabei nicht die musikalischen wie pianistischen Tatsachen aus den Augen verloren hat. Seine Einspielung trumpft mit transparenten Strukturen, einer hinreißenden Anschlagskultur und feinsten Schattierungen auf. Messiaens Musik klang selten so schwerelos, so entrückt und - trotz aller Süße – so unkitschig. Dazu kommt ein geradezu hypnotisches Timing. Die Musik scheint stellenweise stillzustehen, verliert aber nie an innerem Zusammenhalt. Wahrlich betörend!



Georg Henkel



Trackliste
101-08 Preludes (1928-29)
209 Les offrandes oubliées (1930)
310 Fantasie burlesque (1934)
411 Pièce pour le tombeau de Paul Dukas (1935)
512 Rondeau (1943)
613 Prelude (1964)
Besetzung

Paul Kim, Klavier


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