Musik an sich


Reviews
Lightning Dust

Fantasy


Info
Musikrichtung: Alternative

VÖ: 26.06.2013

(Jagjaguwar / Cargo Records)

Gesamtspielzeit: 39:31

Internet:

http://www.lighning dust.com


Die beiden Personen hinter Lightning Dust, Amber Webber und Josh Wells, sind hauptamtliche Mitglieder der kanadischen Folkprorocker von Black Mountain. Rein Zahlenmäßig haben sie nun mit Ihrem dritten Werk Fantasy mit Ihrer Hauptband gleichgezogen.
Ich kenne die beiden ersten Werke des Duos nicht, jedoch wird z.B. das 2. Als Mischung aus Fleetwodd Mac und Suicide beschrieben, was nach einer fast unvereinbaren Mischung klingt. Und auch Millionen Lichtjahre von dem entfernt ist, was auf dem neuen Werk geboten wird. So erinnert mich der Gesang des Openers “Diamonds“ und die Harmonien vielleicht ein wenig an Fleetwood Mac, jedoch handelt es sich hier um einen 100 protzentigen synthetischen Wavepopsong. Die nach 80er Jahre klingenden Synthies und vor allem Drummachines entführen tief in die Zeit von Ultravox und OMD. Allein der schwermütige Gesang und der Sound verweist ein wenig auf die Jetztzeit. Das ändert sich auch im eigentlich nur aus Drummachine und einfachen Synthiespuren bestehenden “Reckless and Wild“ nicht. Ein sich langsam steigernder, trauriger elektronischer Popsong nach bester 80er Manier.
“Mirror“ startet mit schwermütigen, hymnischen Keyboards und springt dann in naive, allzu Klischehafte 80er Synthies über mit einem Klang von einer glatt polierten Mischung aus Japan und OMD.
Die erste hörbare Gitarre taucht auf “Moon auf. Hier erhebt Amber Webber Ihre durchaus schöne Glockenstimme zu einem sehr athmosphärisch-schönen Lagerfeuersong, was absolut nicht negativ gemeint ist. An diesem Song fällt dann auch auf, das Ihre Stimme in diesem spartanischen, akkusitschen Klangbild wesentlich besser zu Tage tritt, als im rein elektronischen Sound der Vorsongs, wenn auch bei “Moon zum Ende noch schwere elektronische Sounds einsetzen. Dieses Stück hätte wundervoll auf eine This Mortal Coil Scheibe gepasst.
“Five me up“ nimmt dann den elektronischen Faden wieder mit einer recht simplen Synthbass Melodie auf zu welchem der helle Gesang erklingt. Die später einsetzenden wiederum sehr 80´s mäßigen Synth und Rhythmusspüren geben diesem etwas schnelleren Song die Atmosphäre. Der zügig programmierte Drumsound ist spartanisch aber effektiv, ein durchaus nettes Stück.
“Loaded Gun“ versucht es dann mit harscheren Elektrobeats nahe an der EBM Musik der späten 80er. Darüber liegt ein zackiger, einfacher Drumcomputer und die Stimme. Treibend, einfach, eingängig. Weiter geht es wieder sehr ruhig und klar mit den simplen Drumcomputerspuren von “In the city tonight“. Die ebenfalls sehr spartanisch eingestzten Keyboardsequenzen ergeben zusammen mit dem Gesang ein sehr melancholisch atmosphärisches Stück, das sehr an die langsamen nummern der frühen Depche Mode oder auch der ganz frühen Talk Talk erinnert. Dank des aufbegehrenden und mit dunklen Synthbass versehenen Refrains entsteht so ein düster-spannend und emotionales Stück. Dies wird durch das am Ende auftauchende (echte (?) Streichensemble noch aufgewertet.
Mit en dunklen Synthbass und Syntiesounds von “Fire, Flesh and Bone" nähert man sich dann dem Dark Wave der früheren bis mittleren 80er an. Jedoh streuen die Vocals und auch einige Synthieharmonien eine gewisse Portion Zucker mit ein, die doch die Kitschgrenze durchaus berühren. Im rechten Moment ein sehr verführerisches Stück.
“Agatha“ ist eine wunderschöne (Synth)Pianoballade. Verhallende Keys, traurig und sehnsüchtig mit Einsetzen der Streicher. Punkt.
Ausgerechnet der Abschlussong “Never again“ übertreibt es dann mit dem Griff in diesattsam bekannten Melodien und Sounds der mittleren 80ern und verkommt dann doch zum Klischee.


Fantasy ist ein seltsames Album. Zum einem bekomme ich nicht so recht auf die Kette, wie diese Musik zwischen den Sound der Hauptband und die anderen Platten des Projekts passen. Andererseits ist es ja durchaus positiv, musikalisch sehr abwechslungsreich orientiert zu sein. Andererseits ist das Album sehr Old school und bietet oberflächlich gesehen wenig Neues und noch weniger Ecken und Kanten. Der zwar schöne, aber insgesamt doch wenig Nuancenreiche Gesang lässt das Werk quasi zu einer Heaventhly Voices Scheibe (erinnert sich noch wer?) werden, was ich persönlich in den 90ern liebte, sich jedoch sehr, sehr schnell überlebt hatte. So ist Fantasy ein Werk, was schnell überhört wird, weil es nur im rechten Moment mundet. Muss man Lighning Dust nun Punkte abziehen, weil sie wenig neues bieten uoder Punkte für den Mut, derart Oldschool zu klingen hinzugeben? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Insgesamt steht eine auf gleichblebend hohen Nieveau eingespiete Scheibe, ohne Höhepunkte aber auch ohne Aussetzer. Allen Fans der 80er Wavesynthie Musik wird Fantasy auf jeden Fall zur rechten Zeit munden. Punktabzug gebe ich allerdings für die manchmal zu simplen Synthiespuren, welche man nun wirklich schon allzu oft gehört hat.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Diamond3:34
2 Reckless and Wild3:55
3 Mirror3:45
4 Moon3:14
5 Five me up4:20
6 Loaded gun4:03
7 In the city tonight5:02
8 Fire, Flesh and bone4:21
9 Agatha4:11
10 Never again3:06
Besetzung

Amber Webber
Josh Wells


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