Musik an sich


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Mozart, W. A. (Page)

Apollo et Hyacinthus


Info
Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 14.5.2012

(LINN Records / Codaex / SACD hybrid / 2011 / Best. Nr. CKD 398)

Gesamtspielzeit: 76:38

Internet:

Classical Opera



SCHULARBEITEN EINES WUNDERKINDES

Ganze elf Jahre war Wolfgang Amadeus Mozart alt, als er seine erste Oper komponierte. Es handelte sich um das musikalische Intermedium zu einer Schultheateraufführung am Salzburger Benediktinergymnasium. Als Sujet diente, dem humanistischen Bildungsideal entsprechend, eine Geschichte aus der griechischen Mythologie, Apollo und Hyacinthus. Wie es sich für die katholische Kirche damals wie heute ziemte, wurde die Story natürlich um ihre homoerotische Prägung bereinigt und zum familientauglichen Liebesdrama umgeschmiedet. Obgleich man Mozarts hierzu erdachter, oft stark ton- und wortmalerischer Musik die Anleitung durch Vater Leopold anmerkt und die Orientierung an überkommenen Formen, so blitzt doch hier und da schon etwas vom Genie des Wunderkindes auf. Vor allem das Duett, in welchem Oebalus und Melia ihre Trauer ausdrücken („Natus cadit“) lässt hier aufhorchen.

In punkto Authentizität dürfte zwar die Aufnahme von 1991 unter Gerhard Schmidt-Gaden (Pavane Records) unübertroffen sein, da hier – wie damals in Salzburg – die Partien von Knaben gesungen werden, was dem Ganzen viel Frische sowie einen Zug ins Naive verleiht, gesanglich aber doch ein paar Wünsche offen lässt. Ein Vorwurf, der die Neueinspielung unter Ian Page weit weniger trifft. Nur der säuerliche Ton von Lawrence Zazzo in der Rolle des Apollo ist negativ zu vermerken. Im Übrigen aber wissen die Sänger mit den koloraturlastigen Partien souverän umzugehen, wobei Andrew Kennedy der Figur des Oebalus gerne etwas dramatisches Gewicht hätte verleihen können. Das Orchester spielt schlank auf, ohne der Sache mehr Bedeutung beizugeben als ihr zukommt. Zum Opernhighlight wird dieser erste Gehversuch deswegen allerdings noch lange nicht.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Andrew Kennedy (soprano): Oebalus
Klara Ek (countertenor): Melia
Sophie Bevan (tenor): Hyacinthus
Lawrence Zazzo (soprano): Apollo
Christopher Ainslie (countertenor): Zephyrus
David Shipley (bass), Marcus Farnsworth (baritone): Priester des Apollo



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