Musik an sich


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Salieri, A. (Foster)

Requiem


Info
Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 25.06.2010

(PentaTone / Codaex / SACD hybrid / 2009 / PTC 5186359)

Gesamtspielzeit: 56:22



MITTELMÄSSIGE TOTENFEIER

Während filmisch gerne die Variante berichtet wird, Mozart habe sein berühmtes, von einem geheimnisvollen Boten in Auftrag gegebenes Requiem in dem Gefühl komponiert, seine eigene Totenmesse zu verfertigen, kann selbiges im Falle Antonio Salieris (1750-1825) als gesichert gelten. Sein Requiem geht nämlich auf keinen Auftrag zurück, sondern wurde von Salieri tatsächlich absichtsvoll für die eigene Totenfeier konzipiert, auf der es dann 1825 auch tatsächlich erklang. Das Werk wird vom Chor dominiert und ist in typisch italienischer Manier komponiert. Merkwürdigerweise scheint Salieri der Gedanke an die eigene Beisetzung aber nur wenig inspiriert zu haben. Das Requiem erweist sich als arm an musikalischen Höhepunkten und wird zudem vom Gulbenkian Chor nüchtern und emotionsarm vorgetragen. Am ehesten vermag noch die Vertonung des „Dies irae“ Interesse zu wecken, das zwar arg opernhaft geraten ist, dafür aber immerhin ein gewisses Maß an musikalischer Spannung aufbaut. Alles andere ist höchst konventionelle Musik, die Salieris Schlussauftritt im berühmten „Amadeus“-Film plausibel macht, wo er den Segen Gottes für alle Mittelmäßigen erbittet.

Die weiteren Stücke auf der SACD mag man als Zugaben verstehen. Programmatisch sinnhaft erscheint ihre Kopplung mit dem Requiem allerdings kaum. Da hätte es doch näher gelegen, vielleicht noch ein oder zwei kleiner Werke aus Salieris reichhaltigem Schaffen auf dem Gebiet der geistlichen Musik vorzustellen. Aber vielleicht wäre das dann erst recht zuviel Mittelmaß auf einem Tonträger gewesen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-7 A. Salieri: Requiem c-moll (1804)
8-9 L. v. Beethoven: Meeresstille und Glückliche Fahrt, op. 112
10 F. Schubert: Intende voci, D 963
Besetzung

Arianna Zukermann: Sopran
Simona Ivas: Mezzosopran
Adam Zdunikowski, Marius Brenciu: Tenor
Luis Rodrigues: Bariton
Alice Caplow-Sparks: Englischhorn
António Esteireiro, Pedro Ribeiro: Orgel

Gulbenkian Chor und Orchester

Lawrence Foster: Leitung


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