Musik an sich


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BURY ME DEEP – Weit unten, aber definitiv noch nicht im Grab!



Info
Gesprächspartner: Bury Me Deep (Michelle Darkness)

Zeit: Juli 2009

Stil: (Gothic) Rock

Internet:
http://www.burymedeep.de

Es gab mal eine Zeit da stand der Begriff Gothic Rock nicht gleich für weinerliche Mädchenmusik und Rotweinklischees, sondern war mehr eine düstere Form allgemeiner Rockmusik, in der einfach die dunklen Seiten der Gefühlswelt thematisiert wurde, mit sehnsuchtsvollen Melodien, aber ohne unbedingt in weinerliche Phrasen zu verfallen. Das ist leider lange her und Gothic Rock wurde immer mehr zum Inbegriff von Kitsch und Langeweile. Die schwäbischen BURY ME DEEP, die früher unter dem Namen „Die Fuge“ firmierten, stehen glücklicherweise nicht für diese Dinge, sondern gehen ein Stück zurück zu den Wurzeln. In eine Zeit in der ganz selbstverständlich Bands wie U2, The Cure oder Bauhaus in den hippen Zappelbuden gespielt wurden. Ihr drittes Album Nearly down ist ein wunderbares Stück melancholische Musik, die trotz ihres Düstertouches immer noch einen Lichtstrahl hindurch scheinen lässt. Durch ihre Melodieseligkeit ist sie nicht nur für das Düsterheimerklientel interessant, sondern auch für sonstige Rockfans, die nichts gegen einen leichten düsteren Schleier und der einen oder anderen poppig wirkenden Melodie haben. MAS nahm Kontakt mit Sänger und Gitarrist Michelle Darkness auf, der sonst auch noch den bekannten End of Green voran steht. Der Mann mit der angenehm tiefen Stimme entpuppte sich als unterhaltsamer Gesprächspartner, der auch zu Späßen aufgelegt ist und nicht nur den nachdenklichen Musiker heraushängen lässt.



Bury Me Deep bzw. Die Fuge gibt es nicht erst seit gestern, sondern schon fast so lange wie Deine Hauptband End of Green. Kannst Du vielleicht ein paar Worte zu der Band und wie Du zur Gruppe gestoßen bist sagen?

Ok, äh das liegt jetzt circa 10 Jahre zurück, als damals Leshi Love mich drauf ansprach, ob ich mal Lust hätte bei ihrer Probe zu erscheinen. Wir beschlossen das dann vertraglich auf einem Bierdeckel in unserer Stammkneipe und seitdem machen wir zusammen Musik. Zu unserer ersten Session sei noch gesagt, dass Herr Love so betrunken war, dass er alle Stücke in einem Song vortrug. (lacht)

Wie würdest Du eure Musik einem unbedarften Hörer in möglichst einfachen Worten beschreiben?

Mmh, U2 in schwarz? Melodischer Dark Pop? Oder Musik die auch bei schönstem Sonnenschein den Regen erahnen lässt.

Aus Die Fuge wurde Bury Me Deep. Ist diese Umbenennung als kompletter Neuanfang zu werten und Nearly down damit so etwas wie ein zweites Debütalbum?

Ja, kann man so ungefähr sehen, nur dass wir ja eigentlich nie getrennt waren. Und da wir jetzt bei Silverdust Records sind haben wir bessere Möglichkeiten unsere Musik für mehr Leute zugänglicher zu machen.

Warum eigentlich diese Umbenennung und diese Wahl? Liege ich richtig in der Annahme, dass sich der Name auf den gleichnamigen Song der Sisters of Mercy bezieht?

Unser Name „Die Fuge“ hat uns tatsächlich zu viele Fragen beschert. Ist das Deutsch, ist das Englisch? Eigentlich nur diese Frage. Es war zu nervig den Hintergrund vom Namen immer wieder zu erklären. Naja, wir waren quasi „genötigt“, einen neuen Namen zu wählen (lacht) Andererseits sehen wir diese Umtaufe auch als eine Weiterentwicklung, die sich ja auch in der Musik wieder spiegelt. Bury Me Deep sehen wir im Endeffekt als sowas wie: Lass mich in Ruhe, das Abschließen der momentanen Gefühle. Mit eigenen Fehlern und Vergangenem allein gelassen zu werden, damit umzugehen und auch aus dem Grab rufen zu können - nach der helfenden Hand. Nearly down, unser Albumtitel, soll genau diese Situation beschreiben. Es ist nicht alles Gold was glänzt, es ist auch nicht alles gleich unten was begraben wird. Und klar ist „Bury me deep“ ein geiler Song von den Sisters.

Liegen dort auch die Wurzeln eurer Musik, in den 80er Jahren und Bands wie den Sisters of Mercy, The Mission und The Cure?

Klar, wir sind alle Kinder der guten alten 80er. Ich und Pain Pianowsky sind alte Bauhaus-, Sisters- und The Cure-Fans. Leshi Love wiederum ist mit dem guten alten Edge von den U2 befreundet. Er hat ihm sein Delay geklaut. (lacht) Nein, klar stehen wir auf den Sound, versuchen aber nicht jetzt so zu klingen oder nachzukopieren

Es ja gerade recht schick sich auf düstere Bands aus den 80ern zu beziehen und der Sound feiert ein regelrechtes Revival mit Bands wie Interpol oder den Editors. Läuft man da nicht Gefahr in diese Schublade gesteckt zu werden, wenn man diese Wurzeln so offen zur Schau trägt?

Gut, da wir das ja schon über 10 Jahre machen, sind wir da jetzt nicht auf irgendeinen Zug aufgesprungen. Und dieses ganze Schubladendenken geht mir sowieso auf den Sack! Wir machen das was uns gefällt und was wir wollen, so wie eh und je. Amen.

Diskografie
Die Fuge:
Buried love (2000)
Sleepless sorrows (2005)

Bury Me Deep:
Nearly down (2009)
Die lange Pause zwischen dem neuen Album und eurer letzten CD Sleepless sorrows hat sicherlich auch mit dem Erfolg von End of Green zu tun. Oder gibt es noch mehr Gründe für diese lange Schaffenspause?

So kann man es sagen. Ich habe zwei weitere Platten mit End of Green gemacht und war viel auf Tour. Dann noch die Sologeschichte, und so weiter. So haben wir halt wenn Zeit war geprobt und dann Mitte 2008 angefangen die Songs zu veredeln

Sind Bury Me Deep, auch nach längerer Abstinenz noch eine richtige Band oder mehr ein weiteres Vehikel um Deine Kreativität auszuleben?

Ja klar sind wir eine richtige Band. Das waren wir ja auch schon immer. Gut Ding will Weile haben. (lacht)

Worin liegen für Dich die Unterschiede zwischen Bury Me Deep, End of Green und Deinem Soloprojekt, aus musikalischer und songwriterischer Sicht?

Beim Soloprojekt steht das ja außer Frage. Und ansonsten gibt es keine großen Unterschiede. Eine Idee schwirrt einem meistens durch den Kopf. Der größte Unterschied ist wohl, dass Leshi Love die Texte schreibt und ich mich somit mehr auf das Musikalische konzentrieren kann.

Bury Me Deep haben ihre Musik in Deinem eigenen Studio aufgenommen. Wie lange wurde denn getüftelt bis das Endergebnis Nearly down jetzt fertig in den Händlerregalen gelandet ist?

Ich würde mal sagen so circa zwei Monate.

Du hast vorhin schon mal den Albumtitel erwähnt. Bedeutet er auch so etwas wie „das Leben ist zwar hart und bringt uns dazu traurige Songs zu schreiben, aber unterkriegen lassen wir uns noch lange nicht“?

Ja so ungefähr, definitiv noch nicht im Grab! Nearly down bedeutet ja schließlich fast unten und noch nicht ganz im Arsch. Was sich in Leshis Liedtexten auch wieder spiegelt, diese Verzweiflung, welche aber den letzen Funken Hoffnung nicht auslöscht.

Wenn Du den dreizehn Liedern auf der CD einen thematischen Rahmen geben müsstest, wie wäre dieser?

Lust und Verlust, Liebe und Leid.

Du hast schon gesagt, dass Leshi überwiegend für das Lyrische zuständig ist. Aber sind die Songs am Ende doch eine Gemeinschaftsarbeit von Bury Me Deep?

Na ja, wie gesagt Leshi Love macht die Texte und kommt meistens mit einer Melodie. Ich baue dann mehr oder weniger das Grundgerüst und mache die Gesangslinien. Was einem halt so einfällt.

Wenn Du ganz allgemein an Songs schreibst, legst Du bereits im Voraus fest, für welches Projekt sie gedacht sind oder ergibt sich das erst hinterher?

Ja, man kann das schon so sehen, dass man weiß was zu wem passen könnte. Aber ich sitze jetzt nicht zwanghaft da, sondern mache erst mal wild drauf los. Die Hauptsache ist, dass es einem gefällt und natürlich auch den anderen. Da waren wir schon immer sehr offen für alles.

Was inspiriert Dich ganz allgemein Musik und Texte zu schreiben, brauchst Du einen bestimmten Antrieb dazu?

Ganz einfach gesagt: Das Leben an sich, Erlebtes und Widerfahrenes.

Zum Schluss hätte ich noch eine etwas persönliche Frage. Was für eine Art Mensch ist Michelle Darkness eigentlich? Deiner Musik nach zu urteilen ein doch eher nachdenklicher und etwas melancholischer. Oder täuscht dieser Eindruck?

(lacht) Da hast du Recht. Das kommt schon so hin, aber ich bin auch verdammt witzig und lache nicht nur im Keller. Maybe I`m a „happy smoking melan(al)coholiker”.

Werden wir jemals richtig fröhliche Lieder von Dir zu hören bekommen?

Die sind doch in gewisser weise alle fröhlich, oder? (lacht) Wahrscheinlich nicht, außer ich wohn irgendwann mal am Ballermann.

Wie wird es künftig mit Bury Me Deep weitergehen, werdet ihr künftig wieder verstärkt auftreten, oder läuft das Ganze mehr nebenbei oder als Studioprojekt weiter.

Ja, wir versuchen schon regelmäßiger zu spielen. So wie es die Zeit eben zulässt.

Gibt es etwas das Du unseren Lesern abschließend noch mit auf den Weg geben willst?

Ich kann mich eigentlich nur herzlichst bedanken für die Treue und jahrelange Unterstützung. Hoffe dass unsere CD zu gefallen vermag und freue mich euch auf Konzerten zu sehen!




Mario Karl



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