Musik an sich


Reviews
Dear John Letter

Between leaves | Forestal


Info
Musikrichtung: Post Rock/Alternative

VÖ: 03.03.2008

(Eigenvertrieb)

Gesamtspielzeit: 46:18

Internet:

http://www.dearjohnletter.de
http://www.myspace.com/dearjohnletterger


Die Augsburger Newcomer Dear John Letter legen nach ihrer letztjährigen 4-Song-EP mit Between leaves | Forestal ihr erstes Album vor. Abermals eine selbst aufgenommene, liebevolle Eigenproduktion die sich nicht hinter der zahlreich vorhandenen Konkurrenz verstecken muss. Im Gegenteil. Hier stimmt so ziemlich alles, von der Musik und dem Sound bis zur Verpackung (dazu nachher mehr).

Dear John Letter ordnet man nach dem ersten Hördurchlauf schnell ins Postrock-Lager ein. Ein Genre welches trotz vermeintlich offener Songstrukturen immer mehr mit dem ewig gleichen Laut-Leise-Schema langweilt. Doch glücklicherweise agiert der Fünfer auf eigenen Wegen und formt interessante Klanglandschaften. Manchmal verträumt, manchmal düster. Manchmal bombastisch und symphonisch, dann wieder ganz zurückgezogen und minimalistisch. Manchmal verloren und dann wieder ganz im Hier und Jetzt. Geschickt und einfallsreich eingesetzte Dynamikwechsel sorgen für dieses Wechselbad der Gefühle.

Die ebenfalls nicht weniger phantasiereiche Instrumentierung gibt das ihrige dazu. Vor Klangwänden tänzelnde Gitarren, sanft eingeflochtene Piano- und Mellotron ähnliche Keyboardklänge, ein kraftvoller und fein akzentuierter Bass, sowie das komplexe Schlagzeugspiel laden zu einer weiten Entdeckungsreise ein. Der trotz einiger starker Gefühlausbrüche stets etwas entrückt klingende Gesang passt hier ebenfalls bestens ins Bild und sorgt dafür, dass sogar bei der auf Akustikgitarre aufgebauten Nummer „In the sticks | Between leaves“ keine Lagerfeuerromantik aufkommt. Viel eher klingt es, als würde dort aus einem eigenen Kosmos heraus gesungen. Die einzelnen Songs sind äußerst komplex aufgebaut, bleiben durch ihre Arrangements allerdings stets nachvollziehbar. Trotz der Tatsache, dass fast alle Tracks Überlänge besitzen. Lediglich bei „Trap | Black kite“ geht es die Band etwas kürzer und riffiger, regelrecht geradlinig an.

Den hervorragenden Eindruck den Dear John Letter im letzten Jahr hinterlassen haben, konnten sie mit Between leaves | Forestal noch einmal bestätigen und sogar ausbauen. Hier wächst im Untergrund wahrhaft großes heran. Mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Post Rock, Alternative, Prog und Psychedelic trifft die Band voll ins Schwarze. Noch dazu kann man die Liebe und Leidenschaft am Musizieren spüren. Das schlägt sich nicht nur in den Songs und dem Vortrag nieder, sondern auch in der liebevollen Verpackung. Denn diese ist eine besondere Erwähnung wert. Schwarzes Kartonpapier mit golden aufgedruckten Blattornamenten wurde zu einer aufklappbaren Hülle vernäht (!), die an das Vinylzeitalter erinnert. Darin steckt auf der einen Seite die CD in einer (ebenfalls vernähten) Schutzhülle, auf der anderen ein Textblatt, sowie ein aufklappbares Windlicht. So eine tolle Aufmachung darf man selten in Händen halten. Das ist definitiv einen Bonuspunkt wert.

Das gute Stück ist auf der Bandhomepage für 10,- EUR inkl. Porto und Verpackung erhältlich. Und wer spätestens jetzt nicht zuschlägt ist selbst Schuld und verpasst vielleicht die nächsten großen, einheimischen Szenestars. Potenzial dazu ist jedenfalls genug vorhanden.



Mario Karl



Trackliste
1. Towers | Trees (10:44)
2. Trap | Black kite (3:28)
3. Aventiure | Pearly gates (5:35)
4. Clearing | Leaving (11:01)
5. In the sticks | Between leaves (6:33)
6. Annual ring | Enclosure (8:58)

+ Making of-Video (6:11)
Besetzung

Martin Fischer: Gesang, Gitarre
David Grüner: Bass
Dominik Baur: Gitarre, Gesang
Maximilian Nieberle: Gitarre, Piano
Jakob Mader: Schlagzeug


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