Musik an sich


Artikel
BANG-YOUR-HEAD!!!-Festival 2007 - Ein Wochenende voller Schlamm und Heavy Metal




Info
Künstler: Bang Your Head 2007

Ort: Balingen, Messeglände

Besucher: ca. 15.000

Internet:
http://www.bang-your-head.de

Sonneschein und schwere Gitarrenmusik - so und nicht anders kennt man das alljährlich stattfindende Bang-Your-Head!!!-Festival in Balingen am Rande der Schwäbischen Alb. Zumindest in Sachen Musik gab es keine großen Veränderungen. Doch der Unsicherheitsfaktor Nr. 1 in Sachen Open Airs - das Wetter - meinte es nicht immer gut mit den angereisten Stromgitarrenfreunden und schickte diese in ein Wechselbad aus Regen und Sonnenschein, stechender Hitze am Tag und bibbernder Kälte in der Nacht. Bereits Tage vor dem Festival hatte es heftig geregnet, was zur Folge hatte, dass die ausgewiesenen Campingplätze sich mit zunehmender Zahl an Anreisenden immer mehr in Schlammgruben verwandelten und es zunehmend schwerer wurde ein Fleckchen Grün für das Zelt zu finden. Aber davon lässt sich ein echter Headbanger nicht entmutigen und genießt sein Bierchen eben bis zum Knie im Matsch stehend. Gelobt sei, wer hier an Gummistiefel gedacht hatte. Doch bereits am Anreisetag ließ der Regen nach, zeigte sich die kommenden Tage glücklicherweise nicht mehr allzu oft und machte überwiegend dem Sonnenschein Platz. Wer also zu Beginn Angst hatte ohne Sonnenbrand nach Hause gehen zu müssen, konnte nachts wieder beruhigt schlafen.
Aber abgesehen vom Wetter gab wieder mal keinen Grund zur Klage. Organisatorisch hatten Horst Franz und sein Gefolge alles richtig gemacht (siehe auch die Lobeshymnen aus dem Vorjahr), so dass das Wochenende entspannt über die Bühne ging. Man hat eben nicht zum ersten Mal erste Großveranstaltung organisiert, sondern mit Ausgabe Nr. 12 bereits die Neunte auf und um das Messegelände in Balingen. Bandtechnisch setzte man heuer auf ein derart abwechslungsreiches Programm wie nie zuvor und wagte einen noch größeren Schritt weg vom reinen Festival für traditionellen Metal und Hard Rock, hin zu immer mehr extremen und jüngeren Acts wie Finntroll, Mercenary oder Amon Amarth. So zog man automatisch ein bunteres und vor allem jüngeres Publikum an als in den Jahren zuvor. Viele waren sogar mit ihren Eltern gekommen. Man konnte schon fast eine Art Generationenwechsel im Publikum beobachten. Somit besteht kein Grund zur Sorge, was das Weiterbestehen des Festivals in den nächsten Jahren betrifft. Auf der anderen Seite schreckte diese Ausrichtung jahrelange traditionelle Besucher ein wenig vom Besuch ab. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Bang-Your-Head!!! in Zukunft weiterentwickeln wird.

Aber widmen wir uns erst einmal weiter dem Jahr 2007 und kommen damit zum ersten Festivaltag und seinen Bands:


Freitag 22.06.2007


Kaum hatte man sich aus dem Schlafsack geschält, frisch gestärkt und die Schuhe aus dem Matsch befreit, fiel auch schon der Startschuss für das Bang-Your-Head 2007. Als Opener für das Wochenende wurden die italienischen Prog Metaller Adramelch auserkoren, welche in letzter Minute für die ausgefallenen Violent Storm in die Bresche sprangen. An sich keine schlechte Wahl, da das Quintett in unseren Breitengraden schon lange nicht mehr zu sehen war und mit seinen ausgefeilten Songs einige kleine Meisterwerke abgeliefert hat. Doch am heutigen Tage wirkte die Band leider etwas deplatziert. Denn nach einer kalten Nacht wollte sich die noch nicht allzu zahlreiche Menge erst einmal richtig wachrütteln lassen und warm rocken. Aber dazu sind die episch anmutenden Kompositionen Adramelchs trotz der musikalischen Qualität nur bedingt beeignet. Hier war bei Titeln wie "Zephirus" oder "Broken history" eher versunkenes Zuhören als wildes Abbangen angesagt. Obwohl nicht jeder an diesem Morgen etwas mit dem Sound anfangen konnte, konnte die Band ihre Freude an dem Auftritt nicht verbergen. Auch spielerisch und gesanglich gab es keinerlei Grund zur Klage. Zusammenfassend ein zwar nicht schlechter, aber für diese Tageszeit etwas zu träger Auftritt einer kultigen Band.
(MK)


Die Pechvögel in Sachen Wetter waren an diesem Wochenende definitiv das truemetallische Kommando Wolf. Kaum hatte sich das Quartett ein wenig warm gespielt, öffneten sich die Himmelsschleusen und ein schwerer Regenschauer ergoss sich über das Messegelände, der eine regelrechte Schneise in die Zuschauerränge schlug. Nur die Hartgesottendsten blieben hiervon unbeeindruckt - und das waren nicht mehr wirklich viele. Das hatten Wolf wirklich nicht verdient. Denn was die Schweden auf der Bühne zelebrierten war großes Tennis und eine hervorragende hinterteiltretende Einstimmung auf weitere große Auftritte an diesem Wochenende. Mit ihrem oldschooligen und von Maiden und Mercyful Fate beeinflussten Material haben sie auf einem Festival wie dem Bang-Your-Head eine echte Trumpfkarte in der Hand. Wenn man die unbändige Spielfreude der Band hinzuzieht und von den widrigen Umständen absieht, kommt man nicht umhin, Wolf als den echten und optimalen Weckruf für diesen Samstag zu bezeichnen. Hier hagelte es zackige Riffs und fetzige Soli im Dutzend, während die Herren an Drums und Bass die Songs unbarmherzig vorantrieben. Wenn man vom dünnen Stimmchen des Sängers Niklas Stålvind absieht, sind die Schweden momentan der personifizierte feuchte Traum für jeden traditionsbewussten Metalfan.
(MK)


Erfreulicher Weise sind die wackeren Engländerinnen Girlschool in diesem Jahr wieder einmal unterwegs. Die Musik dieser Rock'n'Roll-Hexen ist genau das richtige, um die Meute vor der Bühne zu mobilisieren. Ein bisschen Pech kommt natürlich dazu: Kurz vor Girlschool kommt ein Regenschauer (kommt erst?! Der andauernde Platzregen bei Wolf war dann wohl nur eine Einbildung, genauso wie der Sonnenschein bei Girlschool - Anm. MK), der mich innerhalb von fünf Minuten trotz Regenjacke fast bis auf die Haut nass macht. Trotzdem - und das freut mich sehr - ist der Platz vor der Bühne gut gefüllt. Beeindruckend ist für mich, der ich spät ins Bett und früh aufgestanden bin, das riesige und düstere Bühnenbild von Girlschool. Ich brauche etwa drei Songs, bis ich checke, dass das Bühnenbild wohl für Heaven and Hell gedacht ist... Mit "C'mon let's go" geht's gleich richtig amtlich los, die Mädels machen keine Gefangenen. Kim McAuliffe kündigt mit "Hit and run" einen Lovesong an, was einmal mehr den Humor dieser Formation unterstreicht. Beeindruckend find ich auch, dass Girlschool mit Ausnahme von Gitarristin Jackie Chambers immer noch in der Originalbesetzung touren. "Yeah right" und "Screaming blue murder" halten den sehr hohen Energielevel. Es folgt Song auf Song. Die Spielfreude und Intensität, mit denen die vier Engländerinnen ihren furiosen Set vom Stapel lassen, beeindruckt mich sehr. Aber auch das Publikum ist begeistert und feiert mit. Bei "Race with the devil" singen viele mit, ist anscheinend doch ein Song mit großem Bekanntheitsgrad. Eiskalt läuft's mir bei der Ansage von Bassistin Enid Williams den Rücken herunter. Sie kündigt an, dass Girlschool im Herbst eine Tour anlässlich ihres 30jährigen Bühnenjubiläums machen wollen. Sollen diese bewegungsfreudigen, sympathischen und toughen Damen doch wirklich schon 30 Jahre auf der Bühne stehen? Ich kanns nicht fassen. Weiter darüber nachdenken kann ich sowieso nicht, da mit "Emergency" gleich noch mal richtig Gas gegeben wird. Als Zugabe fungiert die erste Single der Band, "Take it all away". Ein Klasseauftritt, der sicherlich einige BYH-Besucher/innen animiert, das eine oder andere Album der Band mal anzutesten.
(SG)


Dass die Veranstalter in erster Linie immer noch Fans sind zeigt sich daran, dass man immer wieder alt gedienten und fast vergessenen Recken die Chance gibt, sich wieder einmal vor einer größeren Masse zu präsentieren. Manchmal wurde dies sogar zum Startschuss eines erneuten Karriereanlaufs (z.B. Ruffians). Dieses Mal profitierten die Praying Mantis davon. Das Quintett, welches zur New Wave of British Heavy Metal gezählt wird, aber immer schon eher melodiösen Hard Rock anstatt Metal spielte, nutzte die Chance prächtig und zeigte sich (genauso wie das Wetter mittlerweile) von seiner Sonnenseite. Zahlreiche tolle Songs mit mitreißenden Melodien und einschmeichelnden zweistimmigen Gitarrenleads, vorgetragen von einem angenehm klingenden neuen Sänger standen auf dem Programm und verbreiteten eine relaxte Stimmung. Obwohl das Material (u.a. "A cry fort he new world", "Letting go" und "Can't see the angels") schon einige Sommer auf dem Buckel hat, wirkten die Songs noch erstaunlich frisch. Das lag zum großen Teil auch an der Performance der Band, die optisch zwar gealtert, aber noch lange nicht eingerostet ist. Dies wusste auch das Publikum zu schätzen und spätestens beim schmissigen "Rise up again" (incl. kurzem "We will rock you"-Teil) wurde ausgelassen mitgeklatscht. In dieser Form möchte man die Praying Mantis auf jeden Fall noch öfter bewundern.
(MK)


Viele Jahre lang waren die proggigen Powermetaller Lethal im Nirgendwo verschollen, bis sie überraschend auf dem letzten Keep-it-true auf der Bühne standen und zu den großen Abräumern des Tages gehörten. Da war die Freude natürlich groß, als die US-Metaller als Ersatz ihre Landsleute Steelheart als Ersatz verpflichtet wurden - trotz der Skepsis, ob sie diesen Triumphzug auch auf einer großen Bühne noch einmal wiederholen können, besonders da Gitarrist Eric Cook an diesem Wochenende aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen leider nicht mit von der Partie sein konnte. Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, sie konnten! Und auch dieses Mal war es wieder Tom Malicoat, der durch seine zwar etwas distanzierte (inkl. unverständlicher nuscheliger Ansagen), aber dafür umso emotionalere Performance alle Blicke auf sich zog. Dieser Mann sang wieder einmal wie ein junger Gott und traf auch die höchsten Töne ohne Probleme, während seine Hintermannschaft sich ebenfalls voller Spielfreude von ihrer Schokoladenseite präsentierte und spielerisch nichts anbrennen ließ. David McElfresh kaschierte das Fehlen seines Gitarrenkollegen so gut er konnte, so dass sein Fehlen nach kurzer Eingewöhnungsphase nicht mehr allzu sehr auffiel. Göttergaben wie "Immune", "Killing machine", "Swim or drown" und der Titeltrack des legendären Lethal-Debüts Programmed gingen runter wie Öl und ließen die eine oder andere Gänsehaut zurück. Starker Auftritt, mit dem sich diese tolle Band wieder in das Gedächtnis vieler Metalfans zurück gespielt haben dürfte. In dieser Form ist es kaum zu glauben, dass sie so lange von der Bildfläche verschwunden war. Man darf gespannt sein, was man von dem Fünfer in der Zukunft noch erwarten kann.
(MK)


Als nächstes konnte man alte Bekannte und immer wieder gern gesehene Gäste auf der BYH-Bühne begrüßen: die US Power Metal-Pioniere Vicious Rumors. Und in alter Tradition wieder einmal im runderneuerten Line-up, zur Abwechslung aber auch mit einem starken neuen Album namens Warball in der Hinterhand. Im Vorfeld durften die Fans bereits über die Setlist der Amerikaner im Internet abstimmen. Dass dabei Songs von Soldiers of the night bis Welcome to the ball auf der Wunschliste ganz oben standen war klar. Geoff Thorpe & Co. kamen dem natürlich nach und so wurde der Auftritt auch das erwartete Hitfeuerwerk. Von "Digital dictater" (Eröffnungslied des Sets) über "Soldiers of the night" und "March or die", bis "Down to the temple" und "Abandoned" blieben dabei keine Wünsche offen. Lediglich "Lady took a chance" behielt man sich für die Clubshow am Donnerstag vor. Neben all den Klassiker wollte man natürlich ebenso die aktuelle CD vorstellen, was man mit "Immortal" und "Sonic rebellion" tat. Vicious Rumors legten wieder eine derartige Energie an den Tag, dass ihre tonnenschweren Songs wie messerscharfe Pfeile aus den Lautsprechern schossen. Besonders Bandleader Geoff Thorpe und Ur-Drummer Larry Howe (was für ein Punch!) war die Euphorie an der Sache besonders anzumerken, während Bassist Steve Goodwin und Zweit-Gitarrero Thaen Rasmussen etwas zurückhaltender agierten. Und das war natürlich auch noch Goldkehlchen James Rivera (Helstar, Destiny's End u.a.). Dieser ist wohl der erste Sänger in der Bandgeschichte, welcher den leider viel zu früh verstorbenen Carl Albert wirklich ersetzen kann. Dieser begnügte sich allerdings nicht damit seinem Vorgänger einfach nachzueifern, sondern setzte immer wieder eigene Duftmarken, was sich sehr gut machte. Lediglich das gelegentlich zu beobachtende Ablesen vom Textblatt wirkte etwas störend. Ansonsten war es ein starker Auftritt und einer der Höhepunkte des Tages.
(MK)


Nach so viel sonniger Power aus Übersee war es nun an der Zeit für etwas nordeuropäische Düsternis. Und dies gleich im schwedischen Doppelpack. Zuerst lag es an Evergrey mit ihrem in Richtung Gothic und Prog schielenden Metal die vor der Bühne stehende Meute musikalisch zu verwöhnen. Die komplett in schwarz gewandeten Herren präsentierten sich gewohnt souverän und gaben leckere Kostproben in Form von "Blinded", "Solitude within" oder "Falling" ihres Könnens zum Besten. Dreh- und Angelpunkt der Show war wieder einmal der charismatische Frontmann Tom Englund, der das Publikum an der sprichwörtlichen Hand nahm, mit extrem emotionalem Gesang beeindruckte und mit heiteren Ansagen unterhielt. Absoluter Gegenpol war dagegen der gegelte Ersatzbassist Christian Grönlund (sein Vorgänger Fredrik Larsson sollte morgen mit Hammerfall die Bühne entern), welcher mit seinem Posing und dem unsympathischen Auftreten eher negativ auffiel. Ansonsten gab es am Auftritt der Schweden nichts zu bemängeln. Die teils recht dunkle Musik der Band funktionierte in der stechenden Nachmittagssonne sogar erstaunlich gut, wenn natürlich keine intensive Atmosphäre wie bei einem Hallenkonzert aufkam. Aber die Leute waren sichtlich angetan von Evergrey, wenn auch nicht überschäumend euphorisch. Stimmungshöhepunkte waren, wie zu erwarten, die beiden Hits "Recreation day" und vor allem "A touch of blessing".
(MK)


Statt der mit dem Bandnamen suggerierten Beschaulichkeit gab es nun eine Stunde lang melodiösen Elchtod der Göteborger Schule in Perfektion. Mit ihrem neuen Album Fiction haben Dark Tranquillity wieder einmal bewiesen, dass sie der Konkurrenz immer noch eine Nasenlänge voraus sind. Und so stehen die Songs daraus verständlicherweise im Mittelpunkt des Auftritts der Schweden. "Terminus" und "The lesser faith" dürfen das Eröffnungsdoppel spielen, bevor man mit "The treason wall" ein paar Jahre in der eigenen Historie zurückgeht. Von der ersten Sekunde an wird das Geschehen auf der Bühne maßgeblich von Sänger Mikael Stanne und seinem einnehmenden Charisma beherrscht, während sich die restlichen Bandmitglieder mit Ausnahme von Gitarrist Martin Henriksson etwas im Hintergrund halten. Mikael ist ständig im Kontakt zum Publikum und streut immer wieder sympathische Ansagen in das Geschehen mit ein. Dazu singt er mit einer Inbrunst und geht mit seinen Emotionen hausieren, dass es einem ganz anders wird. Durch seine natürliche Art wirkt dies allerdings nicht aufgesetzt wie bei manch anderer Band, sondern einfach nur echt. Alle Songs, ob brandneu wie "Focus shift" oder gut abgehangen wie "Punish my heaven" werden mit einem äußerst hohen Engergielevel durch die PA gejagt, so dass man stellenweise froh ist, dass es Dark Tranquillity verstehen immer kleine gänsehautvermittelnde Verschnaufpausen in ihre Songs einzubauen. Dadurch verging die zur Verfügung stehende Stunde wie im Fluge und mit dem Bewusstsein ein weiteres Wochenendhighlight gesehen zu haben. Am Ende des Sets ließ es sich der rothaarige Frontmann nicht nehmen den Fans der ersten Reihen die Hand zu reichen und sich umarmen zu lassen, während die Roadies bereits fleißig mit dem Umbau beschäftigt waren. Das nennt man Fannähe.
(MK)


Das erste Thunder-Konzert meinerseits war im Rahmen des Classic Rock-Openairs in Coburg, ich denke es war 2003. Ich muss sagen, es hat mich - obwohl ich nicht einen Song der Band vorher kannte - richtig von den Socken gehauen. Damals haben sie einen Hit nach dem andern vom Stapel gelassen und waren trotz der großen Konkurrenz - es waren damals noch Cheap Trick, Deep Purple und Status Quo dabei - eine der Abräumer des Tages. Ob sie dieses Hammerkonzert noch toppen können? Das Intro ist schon mal sehr originell gewählt, nämlich "Thunderstruck" von AC/DC! Danach kommen Danny Bowes, der wie immer einer der Aktivposten ist und seine Mannen zum Anfangssong "Loser" auf die Bühne und geben gleich mal von Anfang an Vollgas. Das Publikum geht richtig gut mit und bei der "Backstreet symphony" bleibt natürlich auch kein Auge trocken. Hardrockherz, was willst Du mehr? Besonders gut gefällt mir an diesem Nachmittag das Gitarrenduo Luke Morley und Ben Matthews, deren Lässigkeit auf der Bühne wohl fast nicht mehr überboten werden kann und die dazu noch eine gnadenlos gute Rock n' Roll-Gitarre abliefern. Mit "Low life in high places" wird eine kleine Verschnaufpause eingefügt, die das Publikum gut gebrauchen kann. Bei "Can't keep a good man down" werden die Publikumsanimationen sehr übertrieben und damit auch unnötig in die Länge gezogen. Mit "Love walked in" und dem Klassesong "I love you more than Rock n' Roll" geht die reguläre Runde dann auch schon zu Ende, bevor mit dem finalen Rausschmeißer "Dirty love" noch einmal so richtig Gas gegeben wird. Doch leider übertreibt es Danny Bowes auch hier mit seinen Mitsing-Spielchen. Fazit: Das Thunder-Konzert geht im Großen und Ganzen in Ordnung. Wenn ich allerdings eh nicht viel Zeit habe, muss ich nicht auch noch die mir zur Verfügung stehende Spielzeit künstlich in die Länge ziehen, sondern lieber ein paar Songs mehr spielen. Und: In Coburg damals war's um Längen besser!
(SG)


Amon Amarth sind nicht gerade eine Band, die sich in den letzten Jahren auf Festivalbühnen rar machte. Auch auf dem Bang-Your-Head spielten die Wikinger nach 2003 und 2005 bereits zum dritten Mal. Und genauso wie sie Jahr für Jahr immer mehr Gefolgsleute für ihren musikalischen Beutezug begeistern können, stiegen sie auch in Balingen im Billing immer höher. 2007 darf es sogar der vorletzte Platz im Programm sein. Betrachtet man die zahlreich vorhandene und wild mitgehende Meute vor der Bühne, kann man nur sagen: zu Recht. Mit einem hervorragenden Album in der Hand befindet sich der Fünfer wieder auf der Höhe und macht den viel zu routinierten Auftritt von vor zwei Jahren vergessen. Um den Wikinger-Klischee gerecht zu werden wurde das Spektakel von einem (eher unspektakulären) Schaukampf zweier nordischer Krieger eröffnet, bevor Johann Hegg und seine Mitstreiter ihren bunten Reigen kampferprobter Schlachthymnen starteten. Untermalt wurde der nicht gerade an Hits armen Liederfundus der Schweden immer wieder von Feuerfontänen die stellenweise sogar ihren Landsleuten In Flames Ehre gemacht hätte. Das war wohl allerdings auch der einzige Unterschied zu den sonstigen Festivalauftritten, die man in den letzten 12 Monaten spielte und bis zum September spielen wird (diese Prophezeiung traue ich mich jetzt schon abzugeben). Denn als Dauerabonnement auf sämtlichen Open Air-Bühnen bieten Amon Amarth leider nicht mehr allzu viele Überraschungen, sofern sie schon einmal (in den meisten Fällen wohl schon vielfach) gesehen hat. Man begnügt sich eben damit in Sachen Setlist auf Nummer sicher zu gehen. Aber nichts desto trotz muss man den Schweden zu Gute halten, dass es doch ein ziemlich guter Auftritt war, bei dem alles gepasst hat. Sei es der Sound oder das Auftreten der Band. Und für Amon Amart-Neulinge war es sicher großartig. Und dem Applaus an diesem Tag nach zu urteilen nicht nur für diese.
(MK)


Heaven and Hell - Nach Amon Amarth ist es dann auch endlich so weit: Der lang ersehnte Augenblick rückt näher! Die reformierten Black Sabbath in der legendären Besetzung mit Tony Iommi, Geezer Butler, Vinny Appice und natürlich dem unglaublichen Ronnie James Dio betreten zum ersten mal seit 20 000 Jahren wieder zusammen eine Bühne in Deutschland! Wenn mir das einmal vor Jahren irgendjemand erzählt hätte, ich hätt's ja nicht geglaubt. Die Spannung steigt ins Unermessliche, der Tontechniker gibt das Startsignal und das kommt dann auch gleich und zwar in Form von "E5150", das unheimlich bedrohlich aus den Boxen klettert. Das imposante Bühnenbild, das einer Kirche nachempfunden und mit ziemlich morbiden Eisengittern ausgestattet ist, tut sein übriges, um die perfekte Untermalung für eine der düstersten und für die Entwicklung des Heavy Metal in all seinen Spielarten wohl wichtigsten Bands zu liefern. Unter dem lauten Gekreische des Publikums kommen dann Ronnie und der Rest auf die Bühne und beginnen stilecht mit "Mob rules". Mit "Computer god" vom meiner Meinung nach total unterbewerteten Dehumanizer-Album wird ein Klassesong gespielt, der auch mit den Videosequenzen passend untermalt wird. Das Ganze hat schon was. Das Schlagzeug von Vinnie Appice ist größer als groß, links wütet Geezer Butler wie eh und je wie besessen über seinen Bass, während rechts auf der Bühne Tony Iommi seine Mörderriffs mit einer unglaublichen Lockerheit aus dem Ärmel schüttelt. Und über allem thront natürlich die Stimme von Ronnie James Dio, der es auch in seinem Alter noch spielend schafft, solchen Granatensongs einen Wahnsinns-Gänsehautfaktor einzuhauchen. "Children of the sea" und dem absolut geilen "Sign of the southern cross" folgt einer meiner Lieblingssongs: "Voodoo". Anschließend darf Vinnie Appice zeigen, was er kann - und das ist eine ganze Menge. Über Schlagzeugsolos kann man ja denken was man will, aber wenn einer ein Solo spielen sollte, dann doch er. "I" ist ebenfalls spitzenklasse und einige Fans gehen auch richtig drauf ab. Viele jedoch kennen diesen Song - wie auch viele andere - gar nicht. Anders kann ich mir die doch ziemlich verhaltenen Publikumsreaktionen zwischen den Songs eigentlich gar nicht erklären. Nun darf Tony Iommi ein bisschen improvisieren und er tut das auch, um anschließend das unsterbliche "Die young" anzuspielen. Zeit, um sich bewusst zu machen, dass auf der Bühne gerade ein einmaliges Ereignis stattfindet, was nicht vielen anscheinend wirklich nicht klar ist. Der neue Song "Shadow of the wind" ist so dermaßen düster, dass es vielen im Publikum wohl wirklich die Sprache verschlägt. Auch Ronnie James Dio agiert heute etwas anders, als wenn er mit seiner eigenen Band unterwegs ist. Was nun folgt, ist genial und monumental zugleich. Tony Iommi spielt ein etwas uninspiriertes Solo, um danach zu dem wohl größten Hit dieser Ära einzuleiten: "Heaven and hell". Dieser Song wird genial vorgetragen, wenn auch ein bisschen künstlich in die Länge gezogen. Dann ist es auch schon vorbei, die Herren gehen von der Bühne und ich kann's gar nicht fassen. Wo ist denn nur die Zeit geblieben? Doch sie kommen zurück. Ronnie James Dio kündigt einen Song an, auf den ich mich freue wie ein Schneekönig: "Neon knights". Wahnsinn! Nach diesem "Nachschlag" brauch ich auch eigentlich nichts mehr, ich bin bestens bedient. Das kann man von vielen Anwesenden wohl eher nicht behaupten. Ich denke, dass viele nicht gewusst haben, wer da überhaupt auf der Bühne steht und viele auch die Songs nicht gekannt haben. Für mich war das Ganze - wie sicher für viele der BYH-Besucher - wohl eine der letzten Möglichkeiten, eine meiner Lieblingsbands in dieser Besetzung live zu sehen und damit ganz klar ein absolutes Highlight. Und wenn man bedenkt, dass die meisten der vier Musiker doch schon auf die Sechzig zu gehen, hat das erst recht Respekt verdient!
(SG)

Samstag 23.06.2007


Für den Weckruf am zweiten Festivaltag sollte eigentlich eine andere Band sorgen, aber die Veranstalter waren von dem Clubshow-Auftritt der jugendlichen Newcomer Age of Evil (drei Viertel der Mitglieder noch ein Stückchen von der Volljährigkeit entfernt) derart beeindruckt, dass sie vor dem offiziell angekündigten Konzertstart auf die Bühne durften. Leider wurde dies nicht groß angekündigt und so verirrten sich nicht allzu Viele um diese Zeit auf das Messegelände. Das gilt leider auch für die MAS-Abgesandten, welche um diese Zeit noch damit beschäftigt waren ihre sich für die nächsten sonnigen Stunden zu stärken. Eigentlich schade, denn das vor kurzem veröffentlichte Debüt der US-Metaller klang doch recht beachtlich und bewies, dass junge Bands nicht zwangsläufig wie giftige Pilze oder Hotels in Asien klingen müssen.
(MK)

So lag es dann an dem amerikanischen Power Trio Archer die Hörmuscheln an diesem Samstag auf Betriebstemperatur zu bringen. Mit ihrem im traditionellen Metal verwurzelten und mit satten Hard Rock-Vibes ausgestatteten Sound, dem man seine Herkunft ohne Probleme anhört, hatte man genau das Richtige für das erste Bier am Morgen aus Santa Cruz mitgebracht. Zu Songs wie "Man who knows all", "Van Salem" oder "Sanctuary" lässt sich jedenfalls tadellos warm rocken. Zwar sind die Stücke der Band keine epochalen Meisterwerke, doch aufgrund der energiegeladenen Performance des Dreiers fällt dies nicht allzu sehr ins Gewicht. Man spürte regelrecht die Spaß an der Sache und das Feuer welches in Archer lodert. Vor allem der schwarze Bassist Isaiah war kaum zu bremsen und kein Quadratzentimeter der Bühne war vor dem Energiebündel sicher. Auch Dylan, Frontmann und Gitarrenheld in Spe, wusste mit seiner angenehmen Stimme, fetzigen Riffs und zackigen Soli im Zakk Wylde-Stil zu gefallen, während Drumer Duke im Hintergrund die Kessel am rotieren hielt. Die BYH-Macher hatten hier ein echt glückliches Händchen bei der Bandauswahl und mit Archer eine recht angenehme Überraschung ins Programm geholt. Sicher eine Band mit Zukunft.
(MK)


Dass man als deutsche Power Metal-Band nicht unbedingt nach einem Helloween- oder Running Wild-Abziehbild klingen muss, beweisen neben Brainstorm jetzt schon seit einigen Jahren auch Mystic Prophecy. Denn genauso wie ihre schwäbischen Kollegen wagen auch die Mannen um Sänger R.D. Liapakis und Bassist Martin Albrecht eher einen Blick in Richtung USA, anstatt allzu sehr den Teutonen heraushängen zu lassen. Damit baute man sich über die Jahre nicht nur eine solide Gefolgschaft auf, sondern konnte auch das Bang-Your-Head!!!-Publikum an diesem sonnigen Morgen für sich begeistern. Während des Openers "Shadows beyond my soul" waren die Reaktionen zwar noch etwas verhaltener, doch von Song zu Song taute das feierwütige Volk immer mehr auf. Was aber auch kein Wunder war, denn Mystic Prophecy hatten einen sehr guten Tag erwischt, präsentierten sich in bester Spiellaune und gaben 40 Minuten Vollgas. Allen voran natürlich der Herr am Mikro, sowie Gitarrist und Mr. Ich-hab-alle-1.000-Rockerposen-drauf Markus Pohl. An Songs gab es natürlich wieder die Volle Ladung von "Evil empire", über "In the darkness" und "Nightmares of demons", bis zu "Savage souls". Mit "Dark forces" präsentierte man zudem noch eine kleine Kostprobe vom im Herbst erscheinenden Album Satanic curses. Der Titel klang erwartungsgemäß 100 % nach Mystic Prophecy und fiel nicht aus dem selbst festgelegten Rahmen. Dieser Auftritt machte wirklich Laune. Damit konnte man sicherlich den einen oder anderen neuen Fan für sich gewinnen.
(MK)


Die US-Thrasher Powermad dürften heute nicht mehr allzu vielen eine Begriff sein. Kein Wunder, denn außer mit ihrem 1989er Klassewerk Absolute power machte die Band in der Vergangenheit nicht groß von sich reden und ist eher eine Art Kultband wie man sie regelmäßig auf dem Keep-it-true antrifft. Kein Wunder, dass sich die Zuschauerränge bei dem 40-minütigen Auftritt ziemlich lichteten, während die Band ihr unbarmherziges Oldschool-Rifffeuerwerk abbrannte. Doch während der Auftritt von Lethal tags zuvor noch als wahrer Triumphzug endete, kam man bei Powermad trotz des zweifelsohne starken Songmaterials nicht über eine äußerst durchschnittliche Leistung hinaus. Zum ersten war der Sound ziemlich mau. Zum anderen war Sänger Joey DuBay an diesem Tag offensichtlich nicht ganz auf der Höhe, während man im instrumentalen Bereich sich zwar keine Blöße gab, aber nicht gerade wie das blühende Leben, sondern eher gelangweilt wirkte und die Songs leidenschaftslos herunterspielte. Wirklich schade, denn den enttäuschten Gesichtern nach zu urteilen, gab es einige die sich auf den Auftritt von Powermad gefreut hatten. Aber vielleicht leidet die Band nur an einer allgemeinen Anlaufschwäche. Wollen wir es hoffen, denn in dieser Form sind sie nicht der wirkliche Bringer.
(MK)


Eine der besten aufstrebenden Bands sind momentan sicherlich Mercenary, auch wenn es zum großen Durchbruch leider noch nicht gereicht hat. Die schlecht besuchte Tour durch kleine Klubs im Frühjahr spricht hier für sich. Es hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass die Band ein astreiner Liveact ist. Denn die grenzenlose Euphorie, welche die feurigen Dänen auf der Bühne versprühen, reißt einfach mit. Dafür ist neben der losgelöst aufspielenden Band vor allem Spitzensänger Mikkel Sandager verantwortlich. Denn was dieser zierliche Bursche aus seinen Lungen herausholt haut einfach um. So singt er auch heute wieder wie ein Besessener (ob klar oder in Form von Growls), dass man glatt Angst haben muss, er würde jeden Moment platzen, trifft dabei aber jeden Ton und ist über Allem erhaben. Dazu unterhält er auch noch mit seinen putzigen in gebrochenem Deutsch gesprochenen Ansagen. Während die restlichen Musiker die Kessel ordentlich am Dampfen halten bildet Mikkel zusammen mit Nicht-mehr-so-neu-Basser René Pedersen ein klasse Gesangsteam und sorgt für die eine oder andere Gänsehaut bei den mit zahlreichen Melodien gespickten Songs. Aufgrund der knapp bemessenen Spielzeit von nur 40 Minuten gibt es derer heute nur sechs (u.a. "Soul decision", "World hate center", "My world is ending" und die Hymne "11 dreams"). Aber diese haben es immens in sich und klingen wirklich explosiv - und vor allem besser und druckvoller als auf Konserve. Auch das Publikum hat durchaus seinen Spaß an der Mischung an dem harmonischen Hybriden aus melodischen Death Metal, Power Metal und was sonst nicht bei drei auf dem Baum war. Ärgern sollten sich diejenigen welche den Auftritt der Dänen nicht beiwohnten, denn sie haben definitiv eines der Highlights des Wochenendes verpasst.
(MK)


Nach dieser prallen Ladung der sympathischen Dänen sollten es die neu erstarkten Amorphis nicht allzu leicht haben zu bestehen. Denn gegen diese Ladung geballter positiver Energie wirkt der Schwedensechser eher introvertiert und zurückhaltend, was an sich ja nichts schlechtes ist, wenn man bedenkt welche Energiebündel nach ihnen die Bühnebretter noch besteigen sollten. Nachdem mit der Verpflichtung von Neusänger Tomi Joutsen wieder verstärkt Growls in den Sound von Amorphis Einzug hielten, wurde auch auf dem Bang-Your-Head wieder mehr die Keule zum Einsatz gebracht. Unter anderem wühlte man tief in der Mottenkiste und brachte "Sign from the north side" und "Magic and mayhem" zum Vorschein. Beides zwar keine Sternstunden im Schaffen der Band, doch ziemlich überraschend und lange nicht mehr gehört. Doch den Anfang machten das neue "Leaves scar" aus dem Jahre 2006 und das klassische "Against widows". War der Sound bei ersterem noch verwaschen, besserte sich dies beim Zweiten Titel merklich. Die Band spielte ihre Lieder recht souverän herunter, auch wenn leider keine große Magie zu spüren war und man sich ziemlich im Hintergrund hielt. Lediglich Dreadsträger Joutsen machte sich regelmäßig mit seinem blank polierten Nostalgiemikro auf dem Bühnenausleger breit, schmiss sich in angestrengte Posen und versuchte etwas Kontakt zum Publikum herzustellen. Dieses begnügte sich allerdings eher damit versunken die Musik Amorphis' zu lauschen, wozu der Sound der Schweden auch eher einlädt als wild aus sich herauszugehen. Besonders bei den beiden Ohrenschmeichlern "Alone" und "My Kantele" (heute in der "elektrifizierten" Version). Mit dem Eclipse-Hit "House of sleep" endete ein durch und durch solider, wenn auch kein aus der Masse herausragender Auftritt.
(MK)

Ungewöhnlichste Band auf dem Programm waren sicherlich die Humppametaller Finntroll. Das änderte aber nichts daran, dass die trinkfreudigen Finnen auch in Balingen eine Schneise der Verwüstung zurückließen - zumindest in den ersten 20 Reihen direkt vor der Bühne. Denn in Bereichen, die von trollunkundigen Traditionalisten (also das "klassische" BYH-Publikum) bevölkert wurden, enterten Finntroll oftmals ein deutliches Kopfschütteln des Unverständnisses oder ein zaghaftes Lächeln der Belustigung. Denn in schwarze Lederröcke gekleidete Nordmänner, die mit Grunzlauten und beschwingten Folkmelodien wild im Ringelreigen über die Bühne stürmen sind wahrlich nicht jedermanns Sache. Aber kalt ließ die Band wohl nur wenige der Anwesenden. Ziel geglückt, Eindruck wurde hinterlassen. Aber Finntroll gaben auch mal wieder alles und jagten wie ein Wirbelsturm über die Bühne, während man kampferprobte Hits wie "Jaktens Tid" oder "Trollhammeren" (mehr Titel konnte ich mir aufgrund fehlender Schwedischkenntnisse leider noch nie merken) ins Auditorium schleuderte. Mittlerweile hat sich Neuvokalist Mathias Lillmåns auch recht passabel in seine Rolle als Frontmann eingefunden, auch wenn ihm nach wie vor die rabiate Ausstrahlung seines Vorgängers fehlt. Ein wirklich sympathischer Typ wird aus ihm wohl nie werden. Aber sei's drum, musikalisch klang man mal wieder wie ein gut gelaunter trollischer Schlägertrupp der im Suff plündernd sämtliche Kneipen der westlichen Hemisphäre zerlegt. Sozusagen stimmungsfördernd wie immer, trotz oder gerade wegen des schepperigen Sounds. Die zahlreich vor Ort anwesenden Fans wurden zumindest ohne weiteres in Verzückung versetzt. Alle anderen hörten eh weg.
(MK)


Mit der Verpflichtung der Schwaben Brainstorm konnte noch kein Veranstalter etwas falsch machen. Denn die schwäbischen Metaller um Sympathieträger Andy B. Franck bringen von Hause aus eine Gute Laune-Garantie mit. Dass man sich gerne nicht so bierernst nimmt, merkte man bereits als das altbekannte Kinderlied "Auf der schwäb'sche Eisebahn" als Intro aus den Lautsprechern dröhnte, bevor man mit "Worlds are comin' through" und "Hollow hideaway" das Haupthaar ordentlich zum Kreisen brachte. Und die Spiellaune, welche die Band wieder einmal an den Tag legte, brachte einen wieder recht schnell zum Jubeln. Schmankerl wie "Shiva's tears", "Inside the monster" und "Highs without lows" unterstützten dieses Hochgefühl noch weiter. Kein Wunder also, dass hier ordentlich mitgegangen wurde. So kam unser deutscher Dickinson Andy B. Franck auch aus seinem Dauergrinsen nicht mehr heraus und musste sich glatt selbst bremsen, um seinen Freudenbekundungen nicht allzu sehr freien Lauf zu lassen (ist ja eh alles gefaked laut seinen Kritikern). Jede Menge Lacher auf seiner Seite hatte er auf jeden Fall, als er mit einem cool aussehenden Tretmoped stotternd auf die Bühne rollte und damit ein paar Seitenhiebe in Richtung Manowar und Judas Priest verteilte. Stimmungshöhepunkt war danach nur einmal mehr das abschließende "All those words", welches aus tausenden Kehlen erklang und auch noch einige Minuten nachdem die Band verstummt war, weiter gesungen wurde. Wer nach diesem Auftritt immer noch nicht anerkennt, dass Brainstorm momentan eine der besten einheimischen Metalbands sind (besondern im Livesektor), kann leider auch nicht mehr geholfen werden.
(MK)


Das Intro mit der schottischen Dudelsackmusik ertönt schon und bereitet mir damit schon im Vorfeld eine Gänsehaut. Die Nazareth betreten danach zielgerichtet die Bühne, um gleich mit dem als Opener wohl etwas ungeeigneten "Night woman" loszulegen. Der Sound ist sehr schlecht. Man hört fast nur ein Dröhnen, was am Anfang gewaltig stört. "Razamanaz" und "This flight tonight" bringen Bewegung ins Publikum, die Band fühlt sich sichtlich wohl auf der großen Bühne und Sänger Dan McCafferty zeigt einmal mehr, dass er immer noch genauso kratzig und reibeisenmäßig singen kann wie früher. Der Rest der Band ist sehr gut aufeinander eingespielt, Bassist Pete Agnew und sein Sohn Lee, der hinter dem Schlagzeug sitzt, sorgen für einen ordentlichen Rhythmus, während Gitarrist Jimmy Murrison mit seinen langen grauen Zotteln (und stilecht im Slayer T-Shirt gekleidet - Anm. MK) locker und lässig seine Gitarre bedient. "I want to do everything for you" nimmt ein wenig das Tempo raus, bevor mit "Alcatraz" wieder Gas gegeben wird. Nun kommt ein absolutes Highlight, "Telegram". Dieser Song, der sehr lange Zeit als Opener fungierte, wird heute mitten im Set gespielt. Was Dan Mc Cafferty hier leistet, ist schon wahnsinnig geil. Besonders cool vom Balinger Publikum finde ich, dass selbst die Balladen wie "Dream on" oder "Love hurts" mitgesungen und mitgefeiert werden. Bei "Hair of the dog" wird noch einmal der Dudelsack ausgepackt, bevor mit dem legendären Hippiekracher "Morning dew" auch leider schon das Ende eingeläutet wird. In dieser Form kann sich Nazareth jederzeit auf einem Festival sehen lassen. Einziger Wehrmutstropfen war in meinen Augen beziehungsweise Ohren der Sound, der nicht besonders gut war.
(SG)


Auf W.A.S.P. freuen sich bereits viele Fans, der Platz vor der Bühne ist gerammelt voll. Ich hoffe, dass dieses Mal der Sound besser ist wie bei Nazareth. Meine Hoffnungen werden bereits bei dem Intro, dass aus "The End" von den Doors besteht, begraben. Ich und viele andere fragen sich, ob es wohl so schwer sein kann, eine CD fehlerfrei abzuspielen. Danach stürmen Blackie Lawless und seine Mannschaft, von denen ich nur noch Bassist Mike Duda kenne, euphorisch die Bühne und werden sofort vom Balinger Publikum begrüßt. Was für ein Empfang! Los geht's mit "On your knees", und das könnte das Motto des Gigs sein. W.A.S.P. beginnen furios, mit wahnsinnig viel Spielfreude und nutzen die ganze Breite der Bühne aus. Highlights wie "Inside the electric circus" kommen genauso gut an wie "Take me up inside" oder "Burning man" vom neuen Album Dominator. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd, als die Band "The idol", eines meiner Lieblingsstücke spielt. Blackie Lawless ist sehr gut bei Stimme und auch seine Begleitband gibt alles. Der Sound ist nach einigen Songs zwar immer noch schwammig, aber erträglich. "I wanna be somebody" und natürlich "Chainsaw Charlie" treiben die Stimmung nach oben. Auffällig ist, dass hier auch sehr viele Fans jüngeren Datums vor der Bühne stehen, die von W.A.S.P. vielleicht nicht sehr viel kennen, sich aber von der guten Atmosphäre durchaus anstecken lassen und mitfeiern. Leider ist nach "Blind in Texas" auch schon wieder Schluss, ich hätte noch stundenlang zuhören können. W.A.S.P. waren für mich ein wirkliches Highlight des diesjährigen BYH-Festivals. Was ich etwas vermisst habe, waren Lieder vom Headless children-Album und die Schockeffekte, die sie 1999 auf dem BYH - damals noch mit dem legendären Chris Holmes an der Gitarre - in ziemlich großer Anzahl eingesetzt haben.
(SG)


Dass Hammerfall in diesem Jahr als "Very Special Guest" aufgeführt werden, überrascht mich ein bisschen, da diese Band ja doch sehr oft tourt und auch auf Festivals sehr häufig zu sehen ist. (War wohl nur ein Etikett, um mit seiner übertriebenen Bühnendeko auftrumpfen zu dürfen - Anm. MK) Nach einer etwas längeren Umbaupause, bei der die Bühne ziemlich aufwendig hergerichtet wird, kommen Hammerfall auf die Bühne und legen mit dem Titelsong des neuen Albums Threshold los. Hammerfall kann mittlerweile auf eine feste Fanbasis zurückgreifen, die ihre Helden lautstark unterstützen. Die Band präsentiert sich sehr spielfreudig und energiegeladen, vor allem die Gitarristen Oskar Dronjak und Stefan Elmgren legen sich mächtig ins Zeug. Joachim Cans ist heute bei sehr guter Stimme, ist jedoch in meinen Augen nicht der klassische Frontmann und wirkt oft etwas gehemmt auf der Bühne. Hits wie "Renegade", "Riders of the storm" und "Bloodbound" bringen das Balinger Publikum zum Schwitzen, das Ganze wirkt ziemlich routiniert. Zwischendurch stellt Joachim Cans einen neuen alten Bekannten vor - den ehemaligen Bassisten Fredrik Larrson, der mittlerweile wieder zurückgekehrt ist und den sehr guten Magnus Rosen ersetzt. "Glory to the brave", der Titelsong vom ersten Hammerfall-Album jagt mir selbst nach einigen Jahren noch Schauer über den Rücken, der Song ist saustark. Bei "Let the hammer fall" wird noch einmal kräftig mitgesungen, während "Crimson thunder" eher etwas schlapp daherkommt. Mit "Hearts on fire" wird zum Schluss noch einmal Gas gegeben. Der Gig geht insgesamt in Ordnung wenngleich ich mir mehr Songs der Marke "Dreamland" oder "Stone cold" gewünscht hätte.
(SG)


Nach dieser Ladung Klischee-Kasperletheater waren nicht wenige im Zweifel (ich selbst mit eingeschlossen), ob es mit Edguy am Ende viel besser werden würde und ob die Fuldaer dem Status als Headliner gerecht werden konnten. Doch die Band scherte sich einen fechten Kehricht um diese Bedenken und tat das was sie am besten können: rocken, rocken, rocken! Wer den launigen Fünfer noch nie live gesehen hatte und einen handzahmen Stubentiger erwarte, wurde schnell eines besseren belehrt. Denn aus dem ehemaligen Helloween-Fanclub ist mittlerweile eine wirklich starke Liveband geworden. Wobei die Band selbst ganz klar vom Fixstern namens Tobias Sammet überstrahlt wird, der fast eine One-Man-Show abliefert und die Massen dirigiert. Während sich das anstrengende Wochenende bei der letzten Band normalerweise ganz deutlich in der Kondition der Festivalbesucher bemerkbar macht, wird hier nochmals kräftig Gas gegeben und Edguy kräftig abgefeiert. Ist aber auch kein Wunder, denn die Band versprüht gute Laune im Quadrat und macht einfach Spaß, sogar wenn man mit den Studiovorlagen ansonsten nicht wirklich warm wird. Denn live wirkt hier alles einen Zacken kraftvoller, ja man muss sagen metallischer. Dabei war es egal ob neues wie "Superheroes", mittelaltes wie "Fallen angels" oder ältere Kamellen wie "Scarlet rose" zum Zug kamen. Sogar die Schmalzballade "Save me" (als Anti-Schamhaarsong "Shave me" angekündigt) konnte sich hören lassen. Dies war auch der einzige echte Ausflug ins Kuschellager, denn laut Tobi wird man ja in Balingen, anders als im Vorprogramm von Aerosmith, nicht dazu angehalten seine Schmusenummern zu spielen. Überhaupt geizte Herr Sammet mal wieder nicht mit unterhaltsamen Ansagen, obwohl er sich im Gegensatz zu früher sogar etwas zurückhielt, schließlich ist er ja "nicht als Mann der großen Worte bekannt". Der Sound war während des kompletten Auftritts hervorragend, klanglich sogar der beste des Wochenendes. Da machte es sogar noch mehr Freude Zückerstückchen wie "Tears of a mandrake", "Wake up the king" oder "The piper never dies" zu hören. An der Songauswahl konnte man an diesem Abend wirklich nicht meckern. Lediglich das Schlagzeugsolo von Felix Bohnke hätte es trotz der unterhaltsamen Star Wars-Einlage nicht unbedingt gebraucht. Aber das war auch der einzige klitzekleine Punkt an Kritik. Denn so und nicht anders hat ein Headliner-Auftritt auszusehen: Ein Konzert einer gut aufgelegten Band mit viel Spaß an dem was sie tut und mit zahlreichen Songs die jeder kennt und der Großteil gerne hört. Kein Vergleich zu dem Whitesnake-Desaster mit Mr. "Ich kann nicht mehr singen will es aber nicht zugeben" Coverdale von letztem Jahr.
(MK)

Mit den Edguy-Publikumslieblingen "Avantasia" und "King of fools" (das halbe Messegelände stand Kopf), sowie dem traditionellen großen Feuerwerk endete der Gig und damit das Festivalwochenende wieder viel zu früh. Es blieb also nichts anderes übrig nach ein wenig Nachtruhe die (mittlerweile braun eingefärbten) Zelte abzubauen und sein Auto wieder von ein paar freundlichen Landwirten aus dem Schlamm ziehen zu lassen, um die Heimreise antreten zu können. Zusammenfassend kann man nur sagen: Ein schönes Wochenende war's! Auch wenn die Stimmung aufgrund des in diesem Jahr ziemlich durchmischten Publikums, ähnlich wie im Jubiläumsjahr 2005, leider nicht so gut wie sonst war, was auch die einzelnen Bands zu spüren bekamen. Aber sollten auch nächstes Jahr wieder so viele klasse Bands zum Tanz aufspielen, werden wir sicher trotzdem wieder vor Ort sein um das Bang-Your-Head!!!-Feeling zu inhalieren. Der Termin für 2008 steht bereits fest und auch der Vorverkauf für das Quasi-Jubiläum (13 Jahre BYH, 10 Jahre als Open Air in Balingen) hat bereits begonnen. Für den Terminkalender sollte man sich schon jetzt den 27. und 28. Juni 2008 notieren und gespannt sein was uns dann wieder erwartet.

Bis dahin verabschieden sich aus Balingen:


Stefan Graßl (SG) und Mario Karl (MK)



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