Musik an sich


Reviews
Frost

Milliontown


Info
Musikrichtung: Prog Rock

VÖ: 21.07.2006

(InsideOut / SPV)

Gesamtspielzeit: 59:08

Internet:

http://www.frost-music.de


Vorher
Wenn ein erfolgreicher Chart-Produzent (Atomic Kitten, Ronan Keating, Shane Ward, Sieger der Talentshow „X-Factor, u.a.) plötzlich eine Prog-Rock-Scheibe veröffentlicht, ist erst einmal Skepsis angesagt
Wenn an der neuen Band aber Mitglieder etablierter Prog-Bands wie IQ, Arena und Kino beteiligt sind, weicht das ungute Gefühl einer vorsichtigen Neugier.
Wenn sich dann auch noch eins der etabliertesten Prog-Label hinter die Scheibe stellt, beginnt die Erwartung zu steigen.

Dabei
Und sie wird gleich mit dem ersten Stück völlig befriedigt und übererfüllt. Wenn das zweite Stück dann dieses Level beinahe halten kann, fängt man an vor Begeisterung auf irgendwelchen erreichbaren Gegenständen zu trommeln. Und der routinierte Rezensent beginnt die Schublade zu beschriften. Dream Theater meets Genesis zu Wind and Wuthering-Zeiten wird notiert. Das stimmt zwar – wie immer - nicht ganz, aber die Keyboardsounds erinnern massiv an die artrockigste Genesis-Scheibe und die Gitarren-Abfahrten haben erkennbar beim Prog-Metal der 90er gelernt. Wobei der Opener recht deutlich im härteren Fahrwasser fährt, während “No me no you“ eher als treibender AOR-Prog-Rocker der besten Art zu bezeichnen ist.

Dann kommt das dritte Stück und lässt verwirrt nach Orientierung zu suchen. Das Stück ist gut – keine Frage – hat aber kaum mehr etwas mit den beiden ersten Stücken zu tun. Die verträumte Popnummer hat weder mit AOR, noch mit treibendem Rock, noch gar mit Metal irgendwas am Hut. Das sind dann auch schon alle Prallelen zu “The other Me“, das mit heftig treibendem Alternative Rock im Stil von DC Talk eine weitere völlig neue Seite aufschlägt.

Kapitel drei der CD bietet die für eine „richtige“ Prog-Scheibe unvermeidlichen Longtracks. Die “Black Light Machine“ ist eher unauffällig. Das Stück beginnt sehr soft mit modernem Sound, steigert sich unter Federführung von Gitarren und Drums kontinuierlich, um nach zwei Dritteln der Spielzeit in heftige Soloattacken von Keyboards und Gitarren auszubrechen.

Zu guter letzt kommt dann das fette Sahnehäubchen. Zur Erleichterung des Kritikers wird hier streckenweise seine eingangs gefällte Stilschublade erneut bedient, allerdings mit vielen weiteren Elementen angereichert. Mal perlt das Piano. Dann gründelt der Bass. Streicherakzente werden ebenso gesetzt wie triumphierende oder powernde Synthesizer. Ruhige Momente erinnern an Soloscheiben von Neal Morse.

Hinterher
Versucht man nach vier, fünf Durchläufen ein wenig Abstand von Milliontown zu gewinnen, steht erst einmal die völlige Begeisterung fest; Dann der Eindruck einer frischen, lebendigen, abwechslungsreichen, poppigen, anspruchsvollen Rockscheibe, die ein derartiges Schwergewicht ist, dass sie schnellstens durch die Böden sämtlicher Schubladen hindurch bricht, in die man sie einzusortieren versucht.

Bleibt ganz am Ende die Hoffnung, dass das kein Projekt bleibt, sondern eine auf lange Zeit angelegte Band, die sich nicht durch unzählige Veröffentlichungen in kurzen Abständen verheizt, sondern uns alle zwei, drei Jahre mit einer Scheibe dieses Kalibers versorgt. Schließlich sind die Bandmitglieder an anderen Stellen gut versorgt und nicht darauf angewiesen, diese Kuh im Schnellgang tot zu melken.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Hyperventilate 7:32
2No me no you 6:06
3Snowman 3:56
4The other Me 4:51
5Black Light Machine10:07
6Milliontown26:35
Besetzung

Jem Godfrey (Key, Voc)
Andy Edwards (Dr)
John jowitt (B)
John Mitchell (Git, Voc)

Gast:
John Boyes (Git)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>