Musik an sich


Reviews
Piazolla, A. (Astoria)

Tiempo del Angel


Info
Musikrichtung: Tango nuevo

VÖ: 01.07.2006

Fuga Libera / Note 1
CD (AD DDD 2005) / Best. Nr. FUG603


Gesamtspielzeit: 51:26

Internet:

Astoria



GOOD VIBRATIONS

Man kann ihnen einfach nicht widerstehen: Mit ihrer Mischung aus traditionellen und gemäßigt modernen Klängen vermögen die Tangos des Argentiniers Astor Piazollas (1921-1992) Köpfe und Herzen der Hörerenden gleichermaßen in Schwingung zu versetzen. Mit Leichtigkeit hat diese Musik den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft und sich einen festen Platz im Musikleben erobert. Dank engagierter Interpreten ist der Tango nuevo zum vielgespielten und –aufgenommenen Repertoireklassiker geworden. Kaum zu glauben, dass die orthodoxen Verfechter des „originalen“ Tangos Piazolla wegen seiner ungewöhnlichen Mixturen zunächst heftig attackierten!
Die knisternde Erotik der pulsierenden Rhythmen und die schwermütige Sentimentalität des Tangos verband der Komponist mit Elementen des Jazz sowie der klassischen Musik. Auch neutönerische Klänge und noch Einflüsse des Rock und Pop kann man heraushören. Piazolla gelang es, all diese Stilebenen zu einem eigenwilligen, aber immer kohärenten Ganzen zu verknüpfen. Dabei sind seine komplizierten Kunsttangos eigentlich kaum mehr tanzbar. Hier swingt man innerlich beim Hören mit.

Das französische Akkordeonspieler Christophe Delporte hat eine stimmungsvolle Auswahl aus den rund 300 Tangos Piazollas für sein eigenes Instrument und Streichensemble bearbeitet. Das Ergebnis ist bestechend. Delporte ist ein sensibler Virtuose. Die Vorzüge seines Instruments, das eine reichere Klangpalette als das für diese Musik eigentlich charakteristische Bandoneon aufweist, spielt er überzeugend aus. Überdies verbindet sich das Akkordeon perfekt mit den Streichern des Ensembles Astoria. Sowohl die elegisch-gefühlvollen wie die rasant voranpreschenden und lustvoll überdrehten Momente der Musik erfahren eine mitreißende Darstellung. Die vorzügliche Aufnahmetechnik sorgt dafür, dass man meint, bei diesem kunstvoll ausbalancierten Mini-Orchester selbst mitten drin zu sitzen. Das ist genau das Richtige für heiße Sommertage und rotweinschwere Abende, für Temperamentsbündel und Erzmelancholiker.

Das Beiheft wartet übrigens nur mit knappen, aber ausreichenden Informationen zum Ensemble und Komponisten auf und bietet statt des sonst üblichen Essays zu jedem Stück eine farbige Grafik von Jaques Crahay.



Georg Henkel



Trackliste
1Verano Porteno05:57
2Miloga del Angel06:32
3Fuga y Mistero04:01
4Oblivion04:16
5Contrabajismo11:25
6Melodia en La menor04:10
7Muerte del Angel04:50
8Chiquilin de Bachin03:55
9Inverno Porteno06:20
Besetzung

Astoria
Christophe Delpore, Arrangements und Akkordeon


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