Musik an sich


Reviews
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
(Diggler Records)
Filmmusik
Trackliste:
1. Ich heiße (0:20)
2. Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (2:27)
3. FWT 1 (1:38)
4. Teleskoparm (1:17)
5. Sitzt du sicher? (0:19)
6. Guten Flug! (2:25)
7. Bossa Robbi (3:17)
8. Himbeersaft (1:48)
9. Nachts (1:21)
10. Flie-wa-tüüt (0:15)
11. Schlafvorbereitung im Leuchtturm (1:03)
12. Zwei Freunde (1:54)
13. Fridolin (1:10)
14. Nordpol (2:39)
15. Nu-nu und Na-na (1:43)
16. Kartoffelschälmusik (0:39)
17. Plumpudding Castle (4:05)
18. Nessie (0:42)
19. Prüfung bestanden (0:48)
20. Guten Flug! (Orgel) (4:21)
21. Showdown (1:37)
22. Ich danke Dir (0:13)
Bonus-Track
23. Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (3:25) Frank Popp Ensemble-Remix

"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" - an die 30 Jahre ist es her, dass die Geschichten von Tobias Findeisen (genannt Tobbi, Erfinder, 3. Grundschulklasse) und dem Roboter Robbi Rob 344-66/3a (wohl ein früher Vorgänger von R2D2, genannt Robbi, dritte Robotklasse) über die deutschen Bildschirme flimmerten. Jetzt stellen uns Diggler Records den dazugehörigen Soundtrack in die Regale.

Und Soundtrack bedeutet in diesem Fall nicht, dass sich auf dem Cover ein Screen-Shot aus dem Film befindet - und irgendwo auf der CD ein Music-Track, der auch im Filmabspann zu hören ist. Soundtrack bedeutet hier wirklich Filmmusik. Bei dem Opener dürfte es sich um die Titelmelodie der sechsteiligen Serie handeln und bereits hier begegnet uns eine richtig typische 70er Jahre Film-Melodie. Selbst nach diesen Ewigkeiten tauchten aus den dunklen Tiefen meines Unterbewussteins sofort Bilder vor dem inneren Auge auf, die das Fliewatüüt (eine Mischung aus Hubschrauber und Überraschungs-Ei) zeigen, wie es über schottische Seen, englische Schlösser oder norddeutsche Leuchttürme fliegt.

Musikalisch befinden wir uns irgendwo zwischen anspruchsvollem James Last und gemäßigten Passport. Typisch für die Zeit - aber extrem anspruchsvoll für eine Kindersendung - die Kooperation von Tanz- und Streichorchester - in diesem Fall das Kurt Edelhagen-Orchester und die Streicher des Gürzenich-Orchesters - verstärkt durch die Rhythmus-Gruppe "Steel-Organ".

Auch was die soundmalerische Umsetzung anbelangt, gehört "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" in die Spitzenklasse. Track 9 kann gar keinen anderen Titel haben als "Nachts" und "Fridolin" - meiner Erinnerung nach ein Wal, der etwas träge durch die Meere platscht und dem Fliewatüüt auf dem Flug zum Nordpol als Landeplatz dient - ist eine echte Pausenmelodie, die die lange Dünung des Atlantiks nachzeichnet und sofort von dem fröhlichen Reiselied "Nordpol" abgelöst wird - einem richtigen Mitpfeifer, der seinen besonderen Reiz durch das Vibraphon bekommt.

Rätselhaft bleibt höchstens Track 16. Ich würde jedenfalls dringend abraten in diesem Tempo Kartoffeln zu schälen. Sonst sind die Finger ab.

Atmosphärisch werden wir in die vielleicht entspannteste Phase des Nachkriegsdeutschlands (West!) versetzt. Die Musik atmet eine Freiheit und Ungebundenheit, die die moraline Enge der 50er Jahre weit hinter sich gelassen hat, während die Gemeinschaftskunde-, Gesichts- und Religionsstudienräte, die der Republik einige Jahre später (und völlig zu recht) Problembewusstsein einhämmern sollten, noch in den Universitäten saßen, um Satre, Marcuse und Schlimmeres im Original zu lesen.

18 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

Internet: www.diggler.de

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