Musik an sich


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Der Hurricane im Norden
 
Besonders schön konnte man das Wetter am 23. und 24. Juni in Scheeßel nicht nennen, doch trotzdem war es ein ideales Festivalwetter. Nicht zu warm, nicht sooo kalt, obwohl man sich im Zelt doch schon mal den Allerwertesten abfrieren konnte. 40.000 Besucher hatte das diesjährige Hurricane-Festival und keine besonderen Vorkommnisse, alles lief friedlich und gutgelaunt ab. Bands gab es natürlich reichlich, alle konnte ich mir also nicht anschauen. Im Folgenden also meine Beurteilung der Bands, die ich mir angeschaut habe. Allesamt von der Hauptbühne.
Superpunk: Die sicherlich nicht einfache Aufgabe, das Festival um 11 Uhr zu eröffnen, übernahm dieses Mal die Hamburger Band Superpunk. Und sie erfüllten diese Aufgabe mehr als gut, obwohl sie dazu nur eine halbe Stunde Zeit hatten, noch nicht allzu viele Leute auf den Beinen waren und außerdem die Technik anfangs ein paar Mucken machte. Auch ältere Songs wie "Matula, hau mich raus" vom Debüt "A" bisserl was geht immer (aktuelles Album übrigens "Wasser Marsch!", was das Wetter in der Nacht wohl allzu wörtlich genommen hatte) kamen gut an.
Blackmail: Danach kamen Blackmail, die sich diesmal als Placebo ankündigten. Ebenfalls für eine halbe Stunde. Blackmail waren zwar auch überzeugend, schienen mir aber mit dem Publikum und der Uhrzeit nicht unbedingt so zufrieden zu sein. Same Sane wurde auf jeden Fall sehr vom Publikum begrüßt, woran MTV und VIVA Zwei nicht unschuldig sind.
Goldfinger: Die darauffolgenden Kalifornier Goldfinger ließen uns eine Zeit lang warten, was allerdings nicht ihr Fehler war, sondern der der deutschen Autobahn. Als sie aber dann endlich ankamen, kümmerte sich keiner mehr um das magere Scheeßeler Wetter, denn Goldfinger verbreiteten mit ihrem Auftritt gute Laune und seelischen Sonnenschein. Bei 99 Red Balloons gaben sie sogar zwei Strophen auf Deutsch zum besten. Publikumsanimation gab`s auch noch: Say "Fick dich ins Knie"
Nashville Pussy: Bei Nashville Pussy kamen dann AC/DC-Fans auf ihre Kosten. Auch ohne die ehemalige Bassistin Corey Parks spielten Nashville Pussy spielfreudig, besonders die Gitarristin, die zur Freude der männlichen Zuschauer nur ein sehr knappes Top anhatte.
Incubus: Schließlich wurde es Zeit für Incubus. Ich kannte bis dato nur einen Song, nämlich Drive, den ich für wirklich sehr gelungen halte. Allerdings machte ich mir keine großen Hoffnungen was die weitere Musik betraf. Aber sie widerlegten meine Gedanken sc hon mit dem ersten Song Privilege. Incubus-Sänger Brandon Boyd bewies, dass er nicht nur gut aussieht, sondern auch noch gut singen kann. Besonders gelungen war auch das Trommelspiel bei Clean.
Nach Incubus waren die Hellacopters an der Reihe, die ich mir aber nicht aus der Nähe anschaute, da ich mich um meine Verpflegungs-Bedürfnisse kümmern musste.
5 Sterne Deluxe: Rechtzeitig zu 5 Sterne Deluxe hatte ich mich dann versorgt, wobei ich dazu sagen muss, dass ich keinen großen Wert darauf gelegt hatte, zum Auftritt der Sterne fertig zu sein. Ich bin kein großer HipHop Fan, aber ich muss sagen, die Sterne haben es drauf, das Publikum zu begeistern. Im Grunde waren sie auf dem Hurricane ziemlich deplaziert und rappen tun sie eh immer das Gleiche, nämlich über sich selbst, trotzdem war die Stimmung und somit auch der Auftritt selbst gut. Dabei durften Hits wie "Die Leude" oder "Türlich Türlich" nicht fehlen.
Queens of the Stoneage: Nun begann der Auftritt der Queens of the Stone Age, worauf ich mich persönlich gefreut hatte. Nick Oliveri freute sich anscheinend auch, denn er zog es vor, ganz ohne Kleidung auf die Bühne zu hüpfen. Doch es war enttäuschend, was nicht unbedingt an der Band selbst lag, sondern eher am Sound, der miserabel eingestellt war. Die Gitarren waren zu laut, der Gesang zu leise, so dass man nicht wirklich eine Songstruktur feststellen konnte. Zum Ende hin hatte der Tonmischer dann das Mikro lauter aufgedreht, was sich aber noch schlimmer anhörte, denn dann war letztlich alles zu laut. Ich bin überzeugt davon, dass QOTSA mehr können, und hoffe, dieser Auftritt war nur ein Ausrutscher.
Deftones: Nach QOTSA kamen die Deftones dran, wieder eine Band aus Kalifornien. Passend zum Bandnamen war der Kommentar des Sängers Chino Moreno auf die Ankündigung seiner Band: "what?". Was dann folgte, war übelstes Geschrei und lautes Gedöns. Ich hatte mir die Deftones schon etwas besser vorgestellt. Einzig anhörbarer Song war Change. Vielleicht sollte man einen Deftones-Fan fragen, wie er seine Band fand, für mich waren sie einfach nur schlecht.
The Offspring: The Offspring ließen uns auch etwas länger warten, machten jedoch durch die Show alles wieder wett. Sie spielten alles, was ein Festival-Publikum von einer Band erwartet, von "Self Esteem" über "Pretty Fly" bis zu "Original Prankster" und "I Want You Bad". Mittendrin erfrischten sie zumindest die vorderen Reihen des Publikums netterweise mittels eines Feuerwehrschlauchs.
Die Toten Hosen: Nach The Offspring war ich ziemlich müde, musste mir dann aber dennoch die Toten Hosen angucken. Campino verkündete am Anfang gleich, dass ihr Bus nicht mehr läuft und sie also ganz viel Zeit haben. So gaben sie auch zwei Zugaben. Gut, aber routiniert war der Auftritt.

2.Tag
Donots: Nach der kurzen "nächtlichen Pause" war mit den Donots Frühsport angesagt. Es gibt ja viel was man einer Band als Kritiker vorwerfen kann, aber mangelnde sportliche sowie musikalische Aktivität kann man den Donots nun wirklich ni cht vorwerfen. Schon zu dieser, wie gesagt, frühen Uhrzeit, sorgten sie für gute Musik, sodass etwa 10.000 Leute da waren. Songs wie "Superhero", "What Ever Happened to the 80s" und "Today" waren natürlich allen bekannt und wurden dementsprechend lauthals mitgegrölt... Verzeihung, mitgesungen...
The Hives: Nun traten The Hives aus Schweden an. Im Vorfeld war mir nur "Hate to Say I Told You so" ein Begriff. Doch was die Schweden um Pelle Almqvist ablieferten, war einfach... göttlich! Punk der schönsten Sorte mit Unterhaltung, wie "Which band do you need on monday? Yeah, the Hives! Which band do you need on tuesday? Yeah, the Hives!" So gut, man könnte sie küssen.
Jimmy Eat World: Jimmy Eat World waren das, was ich eigentlich nicht von ihnen erwartet hatte: sie waren gut. Lucky Denver Mind, das sie natürlich auch zum Besten gaben, hat zwar Ohrwurmqualitäten, ist aber ansonsten nicht weiter spannend. Dennoch konnten sie beweisen, dass sie mehr drauf haben, was man zum Beispiel an der neuen Single "Bleed American
vom neuen gleichnamigen Album erkennen kann. Das stimmt schon, Gitarrenmusik in Vollendung. Doch, gut.
H-BlockX: Die H-BlockX waren als Ersatz für Everlast gekommen, und machten diese Absage auch ohne ihren zweiten Frontmann wieder wett. Mit Sachen wie "Risin High" oder "Move". Natürlich auch "Little Girl" und das gecoverte "Ring of Fire".
Weezer: Tausende hatten auf diesen Augenblick gewartet: auf den Auftritt von Weezer. Und was soll man sagen? Bis auf ein paar Ausnahmen wie Hash Pipe war das Eincremen des Gesichtes von Rivers Cuomo spannender als das insgesamt doch etwas langweilige Konzert. Weezer definieren Bühnenshow halt etwas anders.
Tool: Das Konzert von Tool kann ich nicht richtig beurteilen, da ich es mir aus weiterer Entfernung anschaute. Aber ich muss sagen, von da aus hörte sich das Ganze nicht schlecht an. Tool sind wohl doch besser als ich dachte.
Iggy Pop: Das Urvieh des Punk Iggy Pop durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass er auch in seinem Alter noch so dynamisch rocken kann. Nicht, dass das jetzt ein besonders hohes Alter ist, aber wenn man sich so andere Kollegen gleichen Alters anschaut... Auf jeden Fall schien Iggy heute gut gelaunt und nahm zusätzlich noch ein Bad in der Menge, was die Security nicht besonders entzückte. Iggy war schließlich mikrotechnisch "angeleint".
Faithless: Endlich, endlich kamen Faithless. Zwar wäre es mir schon lieber gewesen, wenn es dunkler gewesen wäre (Faithless im Hellen ist schon grandios, wie wäre es dann im Dunklen...), aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Maxi Jazz dirigierte spitzbübig grinsend die Menge, als wollte er sagen "Jetzt müsst ihr euch anstrengen". Bei großen und kleinen Hits wie "Insomnia", "God Is A DJ" oder auch der neuen Single "We Come 1" ging die Menge ab und forderte schließlich am Ende Zugabe. Und Faithless erfüllten diesen Wunsch.
Placebo: Geht Faithless denn noch zu toppen, fragte ich mich. Es ging. Und wie es ging. Schon allein der Auftritt von Brian Molko, der frisch und gutgelaunt im schicken Mantel auf die Bühne kam. Es wurde ein phantastisches Konzert mit phantastischen Songs, "Taste in Men", "Pure Morning", "Every You Every Me", "Slave to the Wage" und "Special K", um nur ein paar zu nennen. Erfreut hat mich auch die Tatsache, dass Brian Molko nach eigener Aussage in seiner Ansprache zu Peeping Tom niemals in eine TV-Show, wie etwa Big "fucking" Brother, gehen wird. Er hat seine Deutsch-Hausaufgaben gemacht, der Herr Molko. Begrüßte das Publikum schon am Anfang mit "Guten Abend meine Damen und Herren. Wir sind Placebo." Und selbst bei technischen Pannen kann er das Ganze schon auf Deutsch erklären: "Entschuldigung meine Damen und Herren. Wir haben ein Problem mit der Tecknik." Placebo waren mit ihrer großen musikalischen Leistung und der Sympathie mein Favorit und ein gelungener Abschluss dieses großartigen Festivals.
Doch wenn man dachte, dass Festival war nach dem Auftritt von Placebo letztendlich vorbei, hatte man sich schon getäuscht. Auf dem Campingplatz 3 wurde nämlich noch mit einer Container-Schlagzeug-Session bis in den frühen Morgen gefeiert. Als Schlagzeugstöcke dienten auseinandergenommene Pavillon-Stangen.
Julia

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