Peter Cornelius begeistert den Nürnberger Serenadenhof




Info
Künstler: Peter Cornelius

Zeit: 09.06.2017

Ort: Nürnberg - Serenadenhof


Schon als kleiner Junge hat mir die Melodie des Liedes „Du entschuldige I kenn di“ sehr gut gefallen. Und auch heute noch höre ich den Song und etliche andere des Österreichers Peter Cornelius gerne im Radio. Zweimal wollte ich mir bereits ein Konzert von ihm anschauen, was leider aus zeitlichen Gründen nie geklappt hat. Aber: Alle guten Dinge sind bekanntlich Drei!

Der Nürnberger Serenadenhof ist ein Idyll für Konzerte im Freien. Das Ambiente ist fantastisch. Der Innenhof ist mit einer tollen Efeuhecke eingewachsen und man wird von einem Zeltdach vor Sonne und Regen geschützt. Essen und Getränke sind günstig und lecker, was will man mehr? Gut besucht ist das Konzert auch, es gibt nur noch sehr wenige freie Plätze.

Bereits um 19.30 Uhr kommt Peter Cornelius mit seiner Band auf die Bühne und beginnt mit „Irgendwann im nächsten Leb’n“. Den Song kenne ich gut von der CD, aber die hier dargebotene Version ist eine gänzlich andere. Seine Band besteht aus Bassist Matt Baumann, Schlagzeuger Alex „Sushi“ Schuster und Keyboarder Robert Schmidt. Alle verstehen ihr Handwerk bestens. Alex „Sushi“ Schuster erinnert vom Stil her eher an den früheren Led-Zeppelin-Schlagzeuger John Bonham, als an einen Pop-Schlagzeuger. Und auch Cornelius selbst spielt eine Vintage-E-Gitarre mit astreinem Klang. Der Sound kommt glasklar aus den Boxen raus, man hört jeden Ton perfekt. Cornelius singt sehr kraftvoll und zeigt keinerlei Schwächen. Überhaupt enthält seine Stimme viel Rauch und Blues, was einem bei den Radioversionen gar nicht so stark auffällt. „Die Wolk'n“ spielt er in einer Version, wie er sich das Stück eigentlich für die Platte gedacht hat. Er spielt dabei eine feine Slide-Gitarre, die ich so von ihm garantiert nicht erwartet hatte.

Zwischendurch erzählt der sympathische Österreicher immer wieder ein paar lustige, aber auch sehr nachdenkliche Anekdoten aus seinem Leben und zu den einzelnen Songs. „Die unbequemen Freund“ widmet er all denjenigen, die ihn gewarnt haben, als er großen Erfolg hatte und auch in schlechten Zeiten zu ihm gestanden haben. Dabei zeigt er Wiener Lockerheit gepaart mit viel Humor, der ehrlich und ansteckend ist. Bei „Ganz Wien hat den Blues“ spielt er eine Original Gibson Thunderbird-Gitarre. Der Song enthält im Mittelteil ein Blues-Solo, das er sehr mitreißend spielt. Ich habe nicht gewusst, dass er ein so guter und leidenschaftlicher Gitarrist ist. Überhaupt hat der Mann ein Faible für Original-Vintage-Gitarren. Er spielt z. B. noch zwei Rickenbacker-Modelle, denen er den typischen Beatles- bzw. Tom-Petty-Sound entlockt. Das ist kein Schaulaufen - der Typ weiß, welches Lied welchen Gitarrensound braucht. Ich bin begeistert!

Nach einer kurzen Pause geht’s mit „Wenn der Wind zum Sturm wird“ weiter. Seine Band präsentiert sich dabei als gut eingespieltes Team das sichtlich viel Spaß auf der Bühne hat. Der Song erinnert mich hin und wieder an „Road To Hell“ von Chris Rea. Bassist Matt Baumann sorgt zusammen mit Schlagzeuger Alex „Sushi“ Schuster für ein sehr solides Rhythmusfundament, auf dem Cornelius seinen Gesang und seine Gitarren ausbreiten kann. Der Titel „Kinder spür’n“ handelt von Kindern aus schwierigen familiären Verhältnissen. Auch er stammt, wie er erzählt, aus einer zerrütteten Ehe. Den Song hat er aus Rücksicht vor seinen Eltern erst aufgenommen, als beide verstorben sind. Hier stellen sich mir sämtliche Nackenhaare auf, der Text geht unter die Haut. Es spricht für Cornelius, dass er den Song erst nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hat.

„Der Kaffee ist fertig“ wird zum Schleicher schlechthin. Dabei spielt er mit seiner rauchigen Stimme und verpasst dem Song eine gewaltige Portion Erotik. Witzig ist sein Keyboarder Robert Schmidt. Er ist mit großer Begeisterung bei der Sache und singt alle Lieder auswendig und mit sehr ausdrucksvoller Miene mit. „Bevor I geh“ und „Segel im Wind“ werden vom Nürnberger Publikum begeistert gefeiert. Die Stimmung ist überhaupt während des kompletten Konzertes sehr locker und äußerst entspannt.

Cornelius und seine Bandkollegen freuen sich sehr über die Publikumsreaktionen. Die letzte Zugabe besteht erwartungsgemäß aus seinem wohl größten Hit „Du entschuldige I kenn di“. Eingeleitet wird er mit Rickenbacker-Klängen zu „Gimme Shelter“ von den Stones, ehe die Anfangsakkorde des Stückes ertönen. Bei dem Refrain singen die Fans in ohrenbetäubender Lautstärke mit - das muss man erlebt haben. Cornelius bedankt sich während des Songs und geht noch während die Band das Stück zu Ende spielt in lässiger Elvis-Presley-Manier nach zwei Stunden von der Bühne. Der Serenadenhof bebt in seinen Grundfesten, grenzenloser Applaus beendet das Konzert. Auch die sympathischen Musiker bedanken sich beim Publikum und verlassen zügig die Bühne.

Nachdem der letzte Ton ausgeklungen ist gibt es ein Gewitter, das fast schon Orkan-Ausmaße hat. Es regnet in Strömen, jeder möchte nur noch zum Auto kommen. Ich hätte nie gedacht, dass Peter Cornelius so ein guter Musiker und Gitarrist ist und eine dermaßen tolle Stimmung verbreitet. Wir sind allesamt restlos begeistert. Ein toller Konzertabend mit einem überaus sympathischen und ehrlichen Musiker!


Setliste:
1. Irgendwann im nächsten Leb'n
2. Es wird immer sein so wie es war
3. Süchtig
4. Die Wolk'n
5. Die unbequemen Freund
6. Wenn das Geld ausgeht
7. Zeitsprung
8. Ganz Wien hat den Blues
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9. Wenn der Wind zum Sturm wird
10. Hinterhofprinzessin
11. Streicheleinheiten
12. Kinder spür'n
13. Reif für die Insel
14. Der Kaffee ist fertig
15. Bevor i geh
16. Segel im Wind
17. Du entschuldige i kenn di


Stefan Graßl



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