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Kentucky Colonels

1966


Info
Musikrichtung: Bluegrass

VÖ: 20.05.2016 (1978)

Gonzo(Shiloh)

Gesamtspielzeit: 21:48

Internet:

http://www.in-akustik.com/de/


Da mag wohl ein gewaltiger Jubelschrei durch die Reihen der Anhänger der Kentucky Colonels geschallt haben, als bekannt wurde, dass diese legendären Aufnahmen nun wieder erhältlich sind, nach einer Erstveröffentlichung im Jahre 1978.
Und Freunde von Clarence White, einem der interessantesten und innovativsten Gitarristen überhaupt, dürften verzückt frohlockt haben, gibt es nun weitere Beispiele, dem Können dieses Mannes zu lauschen.

Am Anfang standen ohnehin die Gebrüder White, Roland, Eric und Clarence, die 1954 ihre Karriere als “The Three Little Country Boys“ starteten.
Clarence White, Roland White, Eric White, Billy Ray Lathum & LeRoy Mack veröffentlichten 1959 ihre erste Single, "I'm Head Over Heals In Love With You" / "Kentucky Hills".
1962 erschien ein erstes Album unter dem neuen Namen Kentucky Colonels (“New Sound Of Bluegrass“), mit Clarence White, Roger Bush, Billy Ray Lathum & LeRoy Mack und als Gast Gordon Terry.

Die Brüder Eric und Roland waren allerdings bereits ausgestiegen. Die Besetzung wechselte um jene Zeit öfter, und 1964 erschien das zweite Album, “Appalachian Swing“ mit Clarence White, Roland White, Billy Ray Lathum & Bobby Slone.
Das folgende Album, “Long Journey Home“, war ein Mitschnitt vom legendären Newport Folk Festival und untermauerte ihre Stellung sehr eindrucksvoll. Es sangen und spielten Clarence White, Roland White, Billy Ray Lathum, Roger Bush, Doc Watson & Bill Keith.

Ja, in Anlehnung an den Titel der ersten Platte war es in der Tat so, dass ein neuer Sound im Bluegrass-Genre im Entstehen war, später auch “Progressive Bluegrass“ genannt.
Doch durch den Wandel im Zuge des Folkbooms, in dem verstärkt Schwerpunkt auf elektrische Instrumente gelegt wurde, löste sich die Band Ende 1965 offiziell auf.
Ende 1966 reformierte man sich jedoch zunächst, und zwar in der Besetzung Roland White, Eric White, Bob Warford, Dennis Morse, Jimmy Crane, und etwas später stieß auch Clarence White wieder hinzu. In Paramount, in der Nähe von Los Angeles soll man am 2. Februar 1967 die Demos für dieses Album eingespielt haben, insofern ist der Titel mit der Jahresangabe irreführend. Und auch die Angaben im Booklet sind insofern nicht korrekt. Egal, was auch immer stimmt, es sind eh‘ nur Daten.

Einer der Toningenieure war übrigens Russ Kunkel, der sich später einen Namen als bekannter Session-Drummer machen sollte. Zwar in Mono aufgenommen, wurde die Songs später „reprocessed for stereo“.
Interessant ist sicher noch, dass der am Banjo agierende Bob Warford später eine von Clarence White’s Gitarren übernehmen sollte und nach dessen Tod genau diese spezielle Spielweise der Gitarre fortführte, so exakt, dann man später glaubte, Clarence würde noch leben.

Lange sollte es dauern, dann tauchten 1973 die New Kentucky Colonels auf, man spielte in wechselnden Besetzungen mit Clarence White, Roland White, Eric White & Herb Pedersen, Alan Munde. Man firmierte jedoch auch unter dem Namen “The White Brothers“.
Der wohl bekannteste “Colonel“ wurde dann wohl der Gitarrist Clarence White, der bereits mit der Band “Nashville West“ 1967 einen Vorgeschmack davon gab, wie die Byrds später aussehen sollten, waren doch er und Gene Parsons beteiligt. White stieg bei der berühmten Platte “Sweetheart Of The Rodeo“ als Session-Gitarrist bei den Byrds ein, bis er kurze Zeit später Vollmitglied wurde. Und der Rest ist Geschichte…

Doch was erwartet uns nun bei den Aufnahmen der vorliegenden CD?
Wie bereits angedeutet, galten die Colonels als Vorläufer der Bewegung des Progressive Bluegrass. So wurde sie teilweise enthusiastisch gefeiert als Band, die dem Bluegrass frischen Wind einblies. Eigentlich war das oft bereits ein Sturm, der hier wehte, erweiterte man das Genre doch bereits um einige Elemente, die später Basis für die weitere Entwicklung sein sollten.
Neben dem unbestritten virtuosem Spiel Aller, man lausche einmal den rasenden Songs “Take Off Your Cheaters“ oder “Cotton Eyed Joe“, war die Musik unglaublich kraft-und ausdrucksvoll, Improvisation, weit ausgestaltet, nahm einen wichtigen Platz ein, und man schien so manches Mal über den Tellerrand zu schauen. Das ist in der Tat Bluegrass der ersten Liga, besser ging es kaum, schade, dass sich die Band seinerzeit auflöste. So blieb sie letztlich eine Legende.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Soldier's Joy
2 The Fugitive
3 Rubens Train
4 One Tear
5 I Might Take You Back Again
6 Take Off Your Cheaters
7 Old Country Church
8 Earl's Breakdow
9 Give This Message To Your Heart
10 Rubens Train (second cut)
11 Cotton Eyed Joe
12 Soldier's Joy (conclusion)
Besetzung

Clarence White (guitar, vocals)
Roland White (mandolin, vocals)
Eric White (bass)
Dennis Morris (guitar)
Bob Warford (banjo)
Jimmy Crane (fiddle, lead vocals - #4, 11, high harmony vocals)



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