Musik an sich


Editorial

Liebe Leser,

Musikdownload-Shops haben die Musikwelt längst erobert. Doch wenn man einmal davon absieht, dass die Musik nicht mehr materiell im Laden, sondern in digitaler Form direkt von zuhause aus gekauft wurde - viel geändert hat sich dadurch eigentlich nicht.

Die nächste große Neuerung in der Welt der kommerziellen Musik, die neben dem Vertriebsmodell auch gleich das Finanzierung auf neue Beine stellt, könnten die Crowdfunding-Plattformen sein. "This is the future of music" sagt Ex-Dresden-Dolls-Sängerin Amanda Palmer da einfach mal frech - und legt mit ihrem eigenen neuen Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter gleich ein verdammt gutes Indiz dafür vor, dass ihre Behauptung zutreffen könnte. Bei einer angestrebten Zielsumme von 100.000 Dollar erhielt sie von knapp 25000 "Backern" (Unterstützern des Projekts aus der Fangemeinde) eine Summe von beinahe 1,2 Mio. Dollar.

Der Clou für die Fans, die mehr zahlen, als ein gewöhnliches Album kosten würde: Ab bestimmten Stufen gibt es zusätzliche Belohnungen, z.B. ein signiertes Album, Einladung zu besonderen Konzerten in kleinen Locations oder ein Auftritt der Band auf der eigenen Party.

Wenn dieses Konzept Schule macht, könnte dies ein Gewinn für Musikliebhaber wie Künstler sein - die Kreativen erhalten mehr Unabhängigkeit gegenüber oft starren Label-Strukturen und können sich auf das Vertrauen ihrer Fan-Basis stützen, die Fans wiederum haben die Möglichkeit, den Entstehungsprozess zu begleiten und sich den einen oder anderen besonderen Wunsch zu erfüllen. Warten wir's ab, wie sich die Sache entwickelt.

In der aktuellen Ausgabe haben wir für Euch zunächst einmal Interviews zu diversen Erstlingswerken: Mario Karl hat mit den Ides of Gemini über ihr in Kürze erscheinendes Debüt gesprochen, Rainer Janaschke hat die Sängerin M. Lazar interviewt, die unter ihrem Pseudonym September Mourning den ersten Teil einer Konzeptreihe vorstellt, und Denise Börner befragt die Schweizer Rock'n'Roller von The Fires zu deren Erstlingswerk.

Doch auch sonst hat die Juli-Ausgabe einiges zu bieten: Norbert von Fransecky setzt mit dem mittlerweile 16. Teil seine Reihe "Mein Leben mit der CD" fort, Stefan Graßl berichtet vom Blüe Oyster Cult-Konzert in Nürnberg und Georg Henkel hat sich in Düsseldorf Morton Feldmans Oper "Neither" angesehen, die mit einer spektakulären körperbetonten Choreographie zu begeistern weiß.

Wie immer viel Spaß beim Lesen wünscht Euch

Euer Linus