Musik an sich


Reviews
Terradellas, D. (Schiavo)

Furor


Info
Musikrichtung: Barock Oper

VÖ: 01.06.2009

(Fuga Libera / Note 1 / CD / 2008 / Best. Nr. FUG551)

Gesamtspielzeit: 66:04



QUIZFRAGE

"Spanischer Opernkomponist des Barock, geboren 1713, erfolgreich tätig in Neapel, Rom und Venedig, stilistisch Hasse oder Graun näherstehend als Vivaldi oder Jomelli?" - Die meisten dürften bei so einer Quizfrage wohl (je nach Fernsehgeneration) entweder ein "E" kaufen oder den Telefonjoker bemühen. Letzteres wird wenig hilfreich sein, das "E" hingegen brächte einen weiter, denn davon führte Doménec Terradellas (1713-1751) ja mehrere im Namen.
Nun, den Namen darf man sich ab jetzt durchaus merken. Stefano Demicheli hat sich in der Vergangenheit mit seinem Orchester Dolce&Tempesta bereits um die Wiederentdeckung des neapolitanischen Barockkomponisten Fiorenza verdient gemacht (siehe MAS-Review) und sorgt nunmehr in nicht weniger ambitionierter, engagierter Art für die Ersteinspielung von Arien und Opern-Sinfonien aus dem Oeuvre Terradellas´.

Ob es klug war, dabei vornehmlich auf die titelgebende Schublade "Furor" zu setzen und somit zahlreiche agitato auszuführende Sopranarien aneinanderzureihen, darf allerdings durchaus bezweifelt werden. Sicher, viel Effekt machen sie und die abverlangten Koloraturen erreichen schon fast ein bizarres Maß. Aber auf die Dauer ist soviel Erregung dann doch ein wenig anstrengend und eindimensional.
Wie dem auch sei: Maria Grazia Schiavo ist eine Sängerin, die die hochvirtuosen Arien mit Bravour meistert und sich ein ums andere Mal in Zorn, Eifersucht, Rachedurst und Liebeskummer hineinsteigert. Sieht man davon ab, dass ihre Stimme in den extremen Höhen zur Überspitzung tendiert und damit etwas zu häufig einen hysterischen Beiklang bekommt, hätte man sich eine bessere Sachwalterin für dieses Repertoire kaum vorstellen können. Ähnliches gilt für das ausgezeichnete, höchst aufmerksame Orchester, das zum vokalen den nötigen instrumentalen Furor als Gegenpart beisteuert.

Auch wenn Terradellas weniger als Vordenker oder verkanntes Genie gelten darf, sondern eher als besonders typischer Repräsentant des damaligen Zeitgeschmacks und Stils, lassen einige der Arien doch eine eigene Handschrift und erhebliche Originalität erkennen (z.B. Track-Nr. 6, 7 und 13). Für die Fans der Barockoper gilt es hier somit, einen lohnenden Seitenpfad zu entdecken.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Sinfonia (Sesostri, re d'Egitto, 1750-51)
1 Allegro
2 Larghetto
3 Spiritoso
4 "Dono d'amica sorte non cura il mio valore" (Merope, 1743)
5 "Solitudini amene - Spiega omai le placid'ali" (Sesostri, re d'Egitto, 1751)
6 "Dove si vide mai di me più sventurata" (Merope, 1743)
7 "Per quel paterno amplesso" (Artaserse, 1744)
8 "Ah scellerato! - Un empio m'accusa" (Merope, 1743)
9 "L'onda dal mar divisa" (Artaserse, 1744)
Sinfonia (Merope, 1743)
10 [Allegro con brio]
11 Larghetto
12 Allegro
13 Qué trágico espectáculo, cantata als Dolors de Maria Santíssima
per a soprano, corda i continu.
14 "Qual sventura è la mia - Se perde l'usignolo" (Sesostri, re d'Egitto, 1751)
15 "Fra l'ombre del timore" (Sesostri, re d'Egitto, 1751)
16 "Tremate, sì tremate, mostri di crudeltà" (Sesostri, re d'Egitto, 1751)
Besetzung

Maria Grazia Schiavo: Sopran

Dolce & Tempesta

Stefano Demicheli: Leitung & Cembalo


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>