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Reviews
Uwe Busse

Kleine Sommersünden


Info
Musikrichtung: Deutscher Schlager

VÖ: 13.04.2004

Koch Universal

Gesamtspielzeit: 44:09

Internet:

http://www.uwebusse.de


Man sagt dem deutschen Schlager in regelmäßigen Abständen nach, er wäre (mal wieder) tot. Eine der Hauptursachen dürfte in der Vernachlässigung durch die großen Medien liegen, denn seit dem Ende der ZDF-Hitparade gibt es kaum noch eine Fernsehsendung, die sich als Gradmesser der bundesdeutschen Schlager- und Pop-Szene versteht. Lediglich der MDR hält dem deutschsprachigen Liedgut die Stange. Doch wer sich ein wenig näher mit diesem Genre befasst, entdeckt mit Erstaunen und Freude, dass sich der Totgeglaubte bester Gesundheit erfreut, denn wer dem teilweise äußerst nervigen Einheitsbrei der international bestückten Radioküche entgehen will, landet zwangsläufig im Wohnzimmer der modernen deutschen Popularmusik und findet dort neben altbekannten Namen auch viele neue Interpreten, die sich wie die Hechte im Karpfenteich benehmen und so richtig Schwung ins Bassin bringen.

Zu diesen "Hechten" gehört auch Uwe Busse, der - ohne großartig das Rampenlicht aufgesucht zu haben - seine Wände mit inzwischen 7 Platin- und 27 Gold-Alben verzieren darf. Dieser Erfolg wurde ihm zuteil als Komponist und Produzent der "Flippers", die seit ihrem Comeback Mitte der Achtziger aus der deutschen Schlagerszene nicht mehr wegzudenken sind. Nun hat Uwe Busse sich also die Zeit genommen, sich 13 Lieder auf den Leib zu schneidern und sie unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Es kann durchaus sein, dass sich hier mit dem nach "Ich habe einen Traum" zweiten eigenen Album ein Durchbruch ankündigt, bei dem ein gewisser Horst eine führende Rolle spielt. Doch dazu später mehr!

Im Einzelnen:

Beim Intro zu "Kleine Sommersünden" wird schon hörbar, wem die Flippers viele ihrer Songs zu verdanken haben, denn das typische Sommerfeeling macht die Gehörgänge bereit für eine Melodie, die auch der Feder von Gerd Grabowski, besser bekannt als "G.G. Anderson", entsprungen sein könnte. Unterstützt wird dieser Eindruck dann auch noch durch die optische Ähnlichkeit von Uwe Busse und G.G., die bereits beim ersten Blick auf das Cover ins Auge springt. Doch es gibt Schlechteres als einen Titel in der Qualität eines der erfolgsreichsten Hitlieferanten der Szene zu schreiben. Textlich erwartet uns bei diesem Song gute Laune, hübsche Mädchen und Sonnenschein, also genau dass, was ein Sommerschlager so braucht. Und dann kommt Horst! Lied Nr. 2 "Horst ist ein Held" preschte dem Album bereits voran in die Charts und soll so dem Longplayer den Weg bereiten. Erzählt wird vom netten, handwerklich überaus begabten Nachbarn, der stets hilfsbereit ist und seinen Mitmenschen etwas Nettes tut. Der Anfang erinnert ein wenig an "Hier kommt Kurt" von Frank Zander, kommt dann aber schnell zur Sache und bietet einen gut tanzbaren Song mit schönem Groove und einem Refrain, der jede Gartenparty und jedes Straßenfest prägen kann, denn so gut wie jeder Vorname passt dort hinein. Die Stimme von Uwe Busse kommt auch hier gut zur Geltung und klingt richtig gut, ein wenig sanft, aber doch klar.

"Alles, alles geht vorbei" schaltet einen Gang zurück und tröstet mit der Hoffnung auf einen neuen Morgen. Gesanglich gut aufbereitet trifft man hier jedoch auf die genreüblichen Text-Phrasen. "Du bist die Königin" kehrt zum flott tanzbaren Rhythmus zurück und dürfte auch bei Discotheken mit entsprechender musikalischer Spannweite die Tanzfläche bevölkern lassen. Flotte Grooves und modernes Arrangement kommt hier gut rüber, bevor "Ein Hauch von Liebe" die Tanzenden näher aneinanderführt, denn wer auf die Balladen von Howard Carpendale steht, dürfte auch bei diesem Titel auf seine Kosten kommen. Doch dass er die Frau seines Freundes ins Bett gelockt hat, können wir ihm nicht so schnell verzeihen. Das tut man nicht, Herr Busse! Doch bei "Endlich frei" herrscht schon wieder gute Laune im G.G.Anderson-Stil. Ein Wochenend- und Feierabend-Song, der die Freizeit auf seinen Schild hebt. Doch neben den teilweise hasserfüllten Songs der internationalen Charts ist dies das Reservat des deutschen Schlagers: gute Laune, um auch mal den Alltag zu vergessen. Und das hat dieser Titel geschafft. Doch kämpft der deutsche Schlager auch oft mit dem Vorwurf einer recht dünnen Lyrik. Diesen Vorwurf kann "Jonny spielte Saxophon" nicht unbedingt entkräften, denn die Geschichte von dem Saxophonisten, der den ganzen Abend lang immer nur ein Stück spielt für ein Mädchen am Bühnenrand, obwohl er am Ende eine andere küsst, klingt nicht überzeugend.

Gute-Laune-Musik ist es, die bei "Gloria" wiederum zum Besuch der Tanzfläche einlädt. Zwar werden auch hier keine Textweisheiten verkündet, die man von den Flippers und Herrn Anderson noch nicht gehört hat, doch darf man es sich durchaus zunutzen machen, dass bei flotten und gut ins Ohr bzw. Bein gehenden Songs der Rhythmus mehr trägt als der Text. Und Rhythmus hat dieser Song. Der Umkehrschluss ist natürlich, dass man sich gerade bei Balladen mehr Mühe mit der Lyrik geben muss, um nicht in Kitsch und Phrasen unterzugehen. Bei "Leise, leise ruft der Sommerwind" handelt es sich um eine durchaus schöne Ballade, die liebevoll umgesetzt wird, doch enthält der Text einige Ungereimtheiten. Der Refrain von "Mein Herz in deinen Händen" kommt auch etwas pompös daher, wirkt aber durch den wiederum gut tanzbaren Rhythmus erheblich frischer und könnte sich zu einem beliebten Song bei Hochzeiten entwickeln, denn gerade dort ist Gefühl in vierlagiger Version immer gut angebracht. "Der Soldat und sein Teddybär" sollte seine Hörer nicht dazu verführen, sich bildlich vorzustellen, wie ein Soldat im Krieg mit seinem Teddybären durch die Schützengräben läuft und dann ("Soweit die Füße tragen" lässt grüßen) gen Westen zieht. Dieser Titel enthält leider zuviel Pathos und zuviel Teddybär!

Die Rettung naht in Form eines von Hormonen geschüttelten Mannes in den 40ern bei "Die Hormone fahren Achterbahn". Das ist okay, damit kann man sich identifizieren, das kennt man! Schon ist der Teddybär vergessen und man flirtet gesanglich, was der Text hergibt. Diese Art des Schlagers, flott und rhythmusbetont, scheint das Refugium des Uwe Busse zu sein, hier gehört er hin. Den Beweis hierfür liefert auch die letzte Ballade des Albums. "Ein Künstlerherz ist manchmal einsam" ist ein typisches Abschiedslied am Ende eines Konzertes, wie es fast jeder Sänger in seinem Repertoire hat. Doch so schlimm wie er es besingt, scheint es Uwe Busse doch nicht zu haben, denn wenn sein Herz beim Abschied wirklich weinen sollte und es still in seiner Welt wird, wenn das Publikum den Saal verlässt, dürfte er den falschen Beruf ergriffen haben. Auch hier hätte etwas weniger Pathos mehr bewirkt.

Fazit:

Uwe Busse hat - auch dank einer sehr angenehmen Stimme - mit "Kleine Sommersünden" ein Album vorgelegt, dass durchaus in der Lage ist, den Hörer in gute Laune zu versetzen und zum Mitsingen und Tanzen zu bewegen, denn musikalisch treffen sich hier G.G. Anderson und die Flippers. Die Zusammenarbeit mit beiden scheint sich zu einer guten Symbiose zu entwickeln. Dabei ist es absolut nebensächlich, ob man den Stil der Flippers heraushört oder nicht, denn eigentlich singt nicht Herr Busse im Flippers-Stil, sondern es singen die Flippers im Busse-Stil.

Die Schwachpunkte des Albums findet man hingegen bei den Texten einiger Songs, insbesondere den Balladen, die gelegentlich zu stark in pompöse Formulierungen übergehen oder altbekannte Phrasen zitieren. Es mag durchaus viele Hörer geben, die sich gerade diesen Liedern verbunden fühlen, doch werden hier wieder einmal alte Schlagerklischees aufgewärmt, die Uwe Busse wohl aufgrund der Vielzahl hervorragender von ihm geschriebener Lieder nicht nötig hat. Eines sollte man aber trotzdem festhalten: Seine Allround-Schlagerstimme hat Potenzial und wird uns - mit ein bisschen Glück - auch in den nächsten Jahren mit gut tanzbarer Musik "Made in Germany" beglücken.



Lothar Heising



Trackliste
1Kleine Sommersünden3:21
2Horst ist ein Held3:19
3Alles, alles geht vorbei3:16
4Du bist die Königin3:06
5Ein Hauch von Liebe3:16
6Endlich frei3:14
7Johnny spielt Saxophon4:15
8Gloria 20043:12
9Leise, leise ruft der Sommerwind3:31
10Mein Herz in deinen Händen3:40
11Der Soldat und sein Teddybär3:25
12Die Hormone fahren Achterbahn3:21
13Künstlerherz ist manchmal einsam3:13

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