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Reviews
Dufay, G. u. a. (Allégorie)

L’Arbe de Mai – Chansons & danses au temps de Guillaume Dufay


Info
Musikrichtung: Renaissance-Musik

VÖ: 01.05.2004

Alpha / Note 1
CD DDD (AD 2002) / Best. Nr. Alpha 054


Gesamtspielzeit: 60:18



WELTLCHE LEIDEN UND FREUDEN

Noch immer ist das musikalische Bild, das wir heute von der Renaissance haben, vor allem durch die hohe Kunst der geistlichen Vokalpolyphonie geprägt: kontrapunktisch raffiniert gesetzte Messen, imitatorische Stimmführungen, delikate Mehrklänge und meistens nur die nackte menschliche Stimme - erhaben, entrückt, mystisch. Die Aufnahme von Guillaume Dufays (um 1400-1474) Messe Se la face ay pale (Alpha 051), die ich in der Juni-Ausgabe von MAS vorgestellt habe, ist dafür ein gutes Beispiel: Diese Musik will den Himmel auf die Erde holen und bleibt dabei zugleich himmlisch entrückt.

Vom gleichen Dufay gibt es auf einer ebenfalls bei Alpha erschienenen Platte des französischen Ensembles Allégorie nun ganz andere Töne zu hören: weltgewandt und unterhaltsam, mehr von irdischen Liebes- (oder Kriegs-) Freuden und -Leiden singend als von den Genüssen der ewigen Seligkeit. Und auch die übrigen Stücke anonymer oder bekannter Zeitgenossen klingen nicht erhaben, sondern schwungvoll und tänzerisch bis zum Übermut. Ein Saltarello hat seinen Namen schließlich nicht von ungefähr. Gebändigt wird diese pralle Sinnlichkeit vor allem durch den erlesenen Geschmack der Interpreten.
Die Eleganz der Musik verweist auf ihren höfischen Ursprung. Das gilt besonders für die verhaltenen und melancholischen Stücke, z. B. ein Chanson von Loyset Compère (1445-1518). Doch selbst da, wo kontrapunktischer Ehrgeiz die Stimmen mal gegeneinander führt, bleibt die Musik geschmeidig und sanglich, so in Dufays Quel fronte signorille in paradiso.

Archaische Melodien mit ausgesprochenem Ohrwurmcharakter gibt es auf dieser Produktion immer wieder zu entdecken, virtuos ausgeziert, in phantasievollen Arrangements u. a. aus Fideln, Lauten, Guiterne (einer Vorläuferin der Gitarre) und diversem Schlagzeug, meist Handtrommeln.
Heimlicher Star der Aufnahme ist allerdings das Cornet (Zink), ein altertümliches Instrument, das (wie der französische Name schon sagt) die konische Gestalt eines Hörnchens mit Grifflöchern hat und mit trompetenartigem Ansatz geblasen wird. Hier kommt es als krummes Cornet à bouquin und als Cornet muet (gerader, „stiller“ Zink) zum Einsatz. Lange Zeit galt das Instrument als kaum sauber zu spielen. Hier jedoch erklingt es lupenrein intoniert in den Händen (bzw. an den Lippen) von Marie Garnier-Marzullo. Mit seinem charakteristischen herb-weichen, etwas heiserem Timbre wird es zum regelrechten Renaissance-Vorläufer des Saxophons.
Auch die klaren, leicht geführten Stimmen von Caroline Magalhães und Francisco Orozco, der in Anlehnung an die historische Praxis zugleich die Laute spielt, treffen bestens den mal delikaten, mal etwas derberen Stil der Stücke.



Georg Henkel



Trackliste
1Amoroso - Manuscrit de Marguerite d’Autriche02:15
2Le grand désir - Loyset Compère (1445- 1518)04:43
3Saltarello - Estampie italienne XIV siècle05:37
4Tenez ces fols en joye - Manuscrit de Bayeux (1515) 03:28
5La Danse de Cleves - Hellas mon cueur04:45
6Bon jour, bon mois - Guillaume Dufay (1400/1474)02:25
7Resvelons nous, amoureux / Alons ent bien tos au may - Guillaume Dufay02:00
8Petits riens – Anonyme01:46
9Ce jour de l’an voudray joye mener - Guillaume Dufay03:28
10Parlamento - Estampie italienne XIVème siècle05:42
11Vergene bella - Guillaume Dufay03:29
12Vive le noble roy de France - Loyset Compère02:18
13Basse danse La Spagna - Gulielmus l’hébreu (XV siècle)03:05
14A cheval, tout homme à cheval – Anonyme02:54
15Mit ganczem Willen04:07
16Quel fronte signorille in paradiso - Guillaume Dufay02:19
17Par droit je puis bien complaindre - Guillaume Dufay03:18
18In tua memoria - Arnold de Lantins (XV siècle)03:21
19Pues no mejora mi suerte - Chansonnier de La Colombina (XV siècle)02:46
Besetzung

Caroline Magalhaes, Mezzo-Sopran
Emmanuelle Guigues, Fideln
Marie Garnier-Marzullo, Cornet à bouquin & Cornet muet
Francisco Orozco, Tenor & Lauten
Jean-Paul Bazin, Guiterne
Bruno Caillat, Schlagzeug



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