Musik an sich


Reviews
Förtsch, J. Ph. / Österreich, G. (Cordes)

Trauermusiken des Gottorfer Hofes


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 25.04.2016

(cpo / jpc / CD / 2015 / Best. Nr. 555010-2)

Gesamtspielzeit: 68:26

Internet:

WESER-RENAISSANCE Bremen



ZENTRUM STATT PROVINZ

Das stolze Schloss Gottorf war im 17. Jahrhundert als Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf nicht nur ein politisches Schwergewicht im hohen Norden, sondern vor allem dank des musikliebenden Herzogs Christian Albrecht auch Wirkungsstätte bedeutender Komponisten. Diesen kam als eine der vornehmsten Aufgaben u.a. die Pflicht zu, die Trauermusiken des Hofes beim Ableben von Mitgliedern der Herzogsfamilie zu komponieren. Die auf dieser CD vereinten Werke legen beredt Zeugnis ab von der hohen musikalischen Qualität am Gottorfer Hof. Dabei sind die Stücke von Johann Philipp Förtsch (1652-1732) und Michael Österreich (1658-nach 1709) eher konventionelle, solide Staatsmusiken, während sich in den Kompositionen von Georg Österreich (1664-1735) ein Mehr an Experimentierfreude findet. In ihrem dramatischen Impetus spiegeln seine Werke auch den Schock der höfischen Gesellschaft angesichts des Todes des noch jungen Herzogs Friedrich IV wider, der 1702 in Polen fiel.

Das Ensemble Weser-Renaissance macht sich unter seinem Leiter Manfred Cordes schon seit geraumer Zeit um die Wiederentdeckung der musikalischen Schätze aus Gottorf verdient. Somit liegen die Trauermusiken an sich in kundigen, versierten Händen. Das Orchester spielt dann auch gut disponiert und gibt den instrumental reich besetzten Werken klangvolle, feierliche Größe ohne ehrfürchtige Erstarrung bei. Im Vergleich dazu werden die Vokalstimmen aber eher eng geführt und sind tontechnisch suboptimal in den Hintergrund gerückt, so dass die Stimmen bisweilen kaum durchdringen. Bei den solistischen Partien wirken die Sängerinnen und Sänger zudem häufig zu statisch und monochrom im Vortrag und beim Altus David Erler lässt überdies die Textverständlichkeit zu wünschen übrig. So bleibt von dem Potential, das in dieser Musik steckt, leider einiges auf der Strecke.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 J. Ph. Förtsch: Unser Leben währet siebzig Jahr 16:36
2 M. Österreich: Ich habe einen guten Kampf gekämpfet 08:37
3 J. Ph. Förtsch: Ich vergesse, was dahinten ist 06:04
4 G. Österreich: Unser keiner lebet ihm selber 18:41
5 G. Österreich: Plötzlich müssen die Leute sterben 19:06
Besetzung

WESER-RENAISSANCE Bremen

Manfred Cordes: Ltg.


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