Musik an sich


Reviews
Schmierer, J. A. (Wagner)

Zodiaci Musici (1698) – Orchestersuiten


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 08.05.2015

(ACCENT / Note 1 / CD / 2013 / Best. Nr. ACC 24294)

Gesamtspielzeit: 71:57

Internet:

Petr Wagner / Ensemble Tourbillon



RÄTSELHAFT

Wer Rätselspiele mag, kann direkt beim Namen anfangen: Hieß er nun Schmierer, Schmirer, Schmicerer, Schmicorer oder Schmikerer? Und was verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Titel „Zodiaci Musici“, den der Augsburger Komponist für seine 1698 erschienene Sammlung von Orchestersuiten wählte: Ein geheimnisvolles, bis heute nicht entschlüsseltes astrologisches Programm oder doch nur ein barocker Marketinggag? Und: Wo ist der zweite Teil der Sammlung, der 1710 vollmundig angekündigt wurde, von dem bis heute aber jede Spur fehlt, so dass letztlich sogar unklar bleibt, ob er je existiert hat?

Wer des Kopfzerbrechens müde ist, darf sich getrost in die Sofakissen fallen lassen, und einfach die Musik genießen. Stilistisch steht Schmierer den Lullisten nahe, jenen Komponisten also, die Ende des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum dem französischen Geschmack nach Jean-Baptiste Lully nacheiferten. Zu ihnen zählten u.a. Muffat, Kusser, Erlebach und J.C.F. Fischer. Tänzerisch unterhaltsam und kleingliedrig fällt dementsprechend auch Schmierers Musiksprache aus. Mögen die einleitenden Ouvertüren auch nicht unbedingt komplex erscheinen, so haben doch die nachfolgenden Tanzsätze Witz und Esprit, so dass die Suiten bis heute zu unterhalten vermögen.

Das Ensemble Tourbillon hat sich unter seinem Leiter Petr Wagner für wechselnde Besetzungen entschieden, was der Aufnahme zu größerer Farbigkeit verhilft. Schmierer selbst schreibt lediglich vier Streichinstrumente vor, dazu ein Cembalo ad libitum. Das Ensemble wählt diese Besetzung für die Suiten Nr. 1 und 4, reichert die dritte Suite aber um Flöte und Violine an. In der fünften Suite agiert eine gemischte Besetzung aus Streichern und Bläsern, während die sechste Suite in reiner Bläserbesetzung präsentiert wird, was erstaunlich gut funktioniert. Insgesamt lässt Wagner mit flotten Tempi musizieren, dazu galant ohne banal zu sein. Herausgekommen ist eine erfreuliche´Tafelmusik´ im besten Sinne.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-8 Suite Nr. 1 F-Dur 12:42
9-16 Suite Nr. 2 d-moll 13:41
17-23 Suite Nr. 3 D-Dur 11:50
24-31 Suite Nr. 4 h-moll 12:52
32-39 Suite Nr. 5 B-Dur 10:07
40-47 Suite Nr. 6 g-moll 11:16
Besetzung

Ensemble Tourbillon

Petr Wagner: Viola da gamba & Ltg.



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>