Musik an sich


Reviews
Bruce Cockburn

Big Circumstances


Info
Musikrichtung: Songwriter / Rock

VÖ: 1989

(High Romance / Pläne)

Gesamtspielzeit: 61:20

Internet:

http://www.brucecockburn.com


Mit „Lovers in a dangerous Time“ hatte Bruce Cockburn einmal einen veritablen Hit in unseren Breiten. So richtig durchgestartet ist er aber nicht. Das mag daran liegen, dass bei ihm viel in den Texten liegt, die nun nicht jeder gleich versteht; vielleicht auch daran, dass seine Scheiben (zumindest in den für ihn wichtigen 80ern) bei dem DKP-nahen Label Pläne erscheinen sind, dessen Veröffentlichungen eher in linken Buchläden als in Mainstream Plattenläden erhältlich waren.

Aber die Umgebung passte. Denn es waren die Themen der Friedens-, Umwelt- und Gerechtigkeitsbewegung, die die engagierten Texte des Kanadiers prägten. Die Rodung der Regenwälder bei gleichzeitiger Vernichtung der dort lebenden Kulturen, um Fleisch „für 1.00.000 Burger“ zu züchten, wird kritisiert. Der radioaktive Regen nach Tschernobyl, wird ebenso angesprochen, wie das Aufeinanderprallen pittoresk armer Kulturen mit (Individual)Touristen und der Terror der Todesschwadronen in Südamerika. In „Gospel of Bondage“ prangert der engagierte Christ den Missbrauch des Evangeliums zur Absicherung der Mächtigen an.

Lobenswert ist die Ausstattung meiner CD-Ausgabe von 1989, in der die Texte sowohl im Original, wie in deutscher Übersetzung abgedruckt sind.

Aber auch musikalisch kann sich Big Circumstances hören lassen. Ein klarer Hit, wie das bereits erwähnte „Lovers in a dangerous Time“ oder „If I had a Rocket Launcher“ sind hier auf den ersten Hör zwar nicht zu finden. Aber es gibt bei den rockigen Songwriternummern, die die Herkunft von Cockburn aus dem Folk nicht verleugnen, nicht einen einzigen Ausfall. Im Gegenteil: Sämtliche Stücke nehmen den Hörer auf eine unaufdringlich atmosphärische Reise mit, die sehr unterschiedliche Atmosphären kennt.

Da gibt es die upliftende Country Nummer „Shipwrecked at the Stable Door“, den bedrohlich treibenden Rhythmus von „Where the Dead Squad lives“, der den passenden Hintergrund für die harten Worte des Textes liefert, das ruhige, weiche „Radium Rain“, das mit fast zehn Minuten Spielzeit genug Raum für einen sehnsüchtig verlorenen Gesang und ausführliche langsame Instrumentalparts hat, den laid back Rhythmus von „If a Tree falls“ mit seinem anklagenden Gesang, den von Myron Schultz auf der Klarinette begleiteten fantastischen Rhythmus von „Anything can happen“ und die exotische Atmosphäre von „Tibetean Side of Town“.

An wem Bruce Cockburn bislang vorbei gegangen ist, der sollte diese Review zum Anlass nehmen, sich einer echten Perle zu nähern – und Big Circumstances ist nicht die schlechteste Einstiegsdroge in das Werk Cockburns.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1If a Tree falls 5:43
2 Shipwrecked at the Stable Door 3:38
3 Gospel of Bondage 5:45
4 Don't feel your Touch 4:48
5 Tibetean Side of Town 7:00
6 Understanding nothing 4:25
7 Where the Death Squad lives 4:23
8 Radium Rain 9:22
9 Pangs of Love 5:19
10 The Gift 6:04
11 Anything can happen 4:30
Besetzung

Bruce Cockburn (Voc, Git, Mundharmonika)
Jon Goldsmith (Keys)
Fergus Jemison Marsh (B)
Hugh Marsh (Violine)
Myron Schultz (Klarinette)
Michael Sloski (Dr, Perc)
Judy Cade (Back Voc)
Mary Margaret O’Hara (Back Voc)
Mose Scarlett (Back Voc)



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