Musik an sich


Reviews
Kings of Leon

The Collection (5 CD + 1 DVD)


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 10.05.2013

(Sony Music)

Gesamtspielzeit: 337:36

Internet:

http://www.kingsofleon.com


CD-Boxen mit dem Komplettwerk oder mehrteiligen Diskografieausschnitten von Bands und Künstlern haben bei den (großen) Plattenfirmen derzeit Hochkonjunktur. Jetzt hat es auch die Kings of Leon erwischt. Ähnlich wie bei Bruce Springsteens The Collection 1973-84 wurde hier ein feines Paket geschnürt und einfach mal alle fünf Alben der Band sowie die DVD Live at the O2 London in einen schmucken, stabilen Karton gepackt. Darin findet man alle sechs Silberlinge in die typischen Pappschuber („Vinyl-Replicas“) gehüllt. Hier kann man Sony Music ein Lob aussprechen, denn die Hüllen enthalten auch die Booklets der ursprünglichen Veröffentlichungen. Zum Preis von rund 22,- Euro bekommt man also was geboten. Als alter Fan darf man aber daran vorbei gehen. Denn Boni enthält das schwarze, goldbedruckte Schächtelchen nicht. Schauen wir uns trotzdem mal den musikalischen Inhalt etwas näher an.

Die Anfänge der Followill-Familienbande unterscheiden sich noch sehr von dem Sound, den man spätestens seit dem vierten Album Only by the night kennt. Youth & the young manhood aus dem Jahr 2003 war ein noch recht ungestümer Rohdiamant. Der Sound klang wie eine Garage Rock-Version von CCR und wurde zusätzlich mit einer großen Portion Südstaatenflair angereichert, wie man beim entspannten „Joe’s head“ oder „Talihina Sky“ hören kann. Auch eine leichte Bluesnote kann man nicht leugnen. Dazu war der Gesang damals noch ziemlich rau und schluderig und scheute vor großen Melodielinien zurück. Trotzdem war der Einstand aufgrund seiner jugendlichen Stimmung ziemlich gelungen und warf mit „California wating“ und „Molly’s chambers“ mindestens zwei Hits ab.

Auf Aha shake heartbreak versuchte sich das Quartett ein Jahr später hörbar weiterzuentwickeln. Erste Anflüge von Stadionambitionen waren schon zu vernehmen („Kings of rodeo“). Aber doch wird das Album von einer großen Portion Indie-Charme durchzogen, der aber ein Stück gemäßigter rüberkommt. Überhaupt schienen die Songs insgesamt etwas ruhiger. Leider wirken einige davon latent unfertig und wo man dies beim Debüt mit jugendlicher Euphorie wettmachte, fehlt hier ein wenig der Kick. Hörbar das Produkt einer Band im Wandel.

Für den Nachfolger Because the times (2007) ließ man sich etwas mehr Zeit, was man auch hört. Die Kings of Leon waren wieder auf der Spur und lieferten ein gutes Album ab. Das Motto schien „weg von Lo-Fi“. Den Hang zum großen Sound lebte man voll aus und so klang die Platte ziemlich groß. Speziell die überlange Eröffnung „Knocked up“ und das danach blubbernd groovige „Charmer“ sind gute Beweise für die neu gewonnene Dynamik. Auch sonst hatten die Songs jede Menge Substanz und wussten zu unterhalten. Egal ob fetzige Rocksongs wie „Camaro“ und „Black thumbnail“ oder luftiges Material wie „On call“ und „Fans“.

Mit Only by the night war dann der Zeitpunkt für den großen Durchbruch gekommen, was vor allem an den beiden Singles „Sex on fire“ und „Use somebody“ lag, die sogar beste Plätze in den Formatradio-Playlisten besetzen konnten. Die Songs waren einfach unverschämt eingängig und empfahlen sich geradezu als Stadionhits. Kein Wunder, dass Ausverkauf-Rufe zu hören waren. Denn auch sonst waren die Lieder teilweise etwas glatt und einfacher gestrickt. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf der anderen Seite standen auch Songs wie das flirrende „Closer“, das aufschaukelnde „Crawl“ oder das atmosphärische und äußerst leidenschaftliche „Cold desert“. Der kommerzielle Erfolg war also durchaus berechtigt.

Come around sundown - Album Nr. 1 nach dem großen Erfolg. Albumtitel und vor allem das Coverartwork waren super gewählt und zeigen gleich die Richtung in die es geht. Platte Nummer fünf ging etwas auf Abstand zum Vorgänger wirkte nämlich wie der ruhige, entspannte Bruder von Because the times. Die einzelnen Stücke luden zum genaueren Hinhören ein. Songs die sich beim ersten Hören in die Gehörgänge bohren gab es eher wenige - am ehesten noch die Vorab-Breitwandsingle „Radioactice“. Ansonsten empfahl sich das Album als guter Hängematten-Soundtrack, mit einigen schönen Momenten. Genannt seien zum Beispiel „Pyro“, „Mi amigo“, „Mary“ oder das countrylastige „Back down south“. Allerdings gerieten auch einige Songs etwas zu fluffig. Trotzdem ein recht nettes Ding.

Ein kleines Highlight der Box für sich ist die beiliegende DVD Live at the O2 London, England. Der Titel sagt bereits wo sie aufgenommen wurde. Auf der Tour zu Only by the night präsentierte sich den Kings of Leon ein randvoller, ehemaliger Millenium Dome. Die Stimmung des relativ jungen Publikums war sehr ausgelassen und so war es für das Quartett keine große Schwierigkeit, die Menge Atmosphäre anzuheizen. An sich ist die zu sehende Show relativ unspektakulär: der Bühnenaufbau und die Lichtshow sind regelrecht simpel und auch die Musiker geben sich eher zurückhaltend, fast schon schüchtern. Es ist aber die leidenschaftliche Performance - vor allem von Sänger Caleb - die mitreißt. Zudem hielt man sich mit dem Schnitt angenehm zurück und präsentiert keine Perspektivenwechsel im Sekundentakt, was das Zusehen angenehm macht. Die Setliste war gut durchmischt. Die wilden Anfänge fügten sich gut mit den damals aktuellen, neuen Songs zusammen, was vor allem daran lag, dass man die Frühwerke ziemlich abgeklärt spielte.



Mario Karl



Trackliste
D1: Youth & the young manhood
1. Red Morning Light
2. Happy Alone
3. Wasted Time
4. Joe's Head
5. Trani
6. California Waiting
7. Spiral Staircase
8. Molly's Chambers
9. Genius
10. Dusty
11. Holy Roller Novocaine
12. Talihina Sky

CD2: Aha shake heartbreak
1. Slow Night, So Long
2. King Of The Rodeo
3. Taper Jean Girl
4. Pistol Of Fire
5. Milk
6. The Bucket
7. Soft
8. Razz
9. Day Old Blues
10. Four Kicks
11. Velvet Snow
12. Rememo
13. Where Nobody Knows

CD3: Because the times
1. Knocked Up
2. Charmer
3. On Call
4. McFearless
5. Black Thumbnail
6. My Party
7. True Love Way
8. Ragoo
9. Fans
10. The Runner
11. Trunk
12. Camaro
13. Arizona

CD4: Only by the night
1. Closer
2. Crawl
3. Sex On Fire
4. Use Somebody
5. Manhattan
6. Revelry
7. 17
8. Notion
9. I Want You
10. Be Somebody
11. Cold Desert
12. Frontier City

CD5: Come around sundown
1. The End
2. Radioactive
3. Pyro
4. Mary
5. The Face
6. The Immortals
7. Back Down South
8. Beach Side
9. No Money
10. Pony Up
11. Birthday
12. Mi Amigo
13. Pickup Truck
14. Celebration
15. Radioactive (Remix featuring the West Angeles Mass Choir)
16. Closer (Presets Remix)

DVD: Live at the O2 London, England
1. Notion
2. Be Somebody
3. Tapper Jean Girl
4. My Party
5. Molly's Chambers
6. Red Morning Light
7. Fans
8. California Waiting
9. Milk
10. Closer
11. Crawl
12. Four Kicks
13. Charmer
14. Sex On Fire
15. The Bucket
16. On Call
17. Cold Desert
18. Use Somebody
19. Slow Night, So Long
20. Knocked Up
21. Manhattan
22. Black Thumbnail
Besetzung

Caleb Followill (Gesang, Gitarre)
Matthew Followill (Gitarre, Keyboards, Background-Gesang)
Jared Followill (Bass, Keyboards, Background-Gesang)
Nathan Followill (Schlagzeug, Perkussion, Background-Gesang)


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