Musik an sich


Artikel
Noch immer eine Live-Macht: Bon Jovi




Info
Künstler: Bon Jovi

Zeit: 18.05.2013

Ort: München - Olympiastadion

Internet:
http://www.bonjovi.com
http://www.bon-jovi.de

Bon Jovi haben mit What About Now ein neues Album veröffentlicht, das heuer mit einigen Konzerten in Deutschland betourt wird. Das erste Konzert zu der Tour findet im altehrwürdigen Olympiastadion in München statt. Als Vorband wurde bereits im Vorfeld die Bayern 3-Band und die Österreicherin Christina Stürmer präsentiert.

Am Stadion angekommen ist bereits die Stimme von CHRISTINA STÜRMER zu hören, die pünktlich um 18.45 Uhr begonnen hat. Frau Stürmer legt sich mächtig ins Zeug und auch ihre Band gibt alles. Der Sound ist gut, die Spielfreude stimmt auch - nur kommt ohne Licht und dem Einsatz von Leinwänden nicht wirklich Stimmung auf. Mir fällt auf, dass ich doch sehr viele Songs bereits kenne. Die Lieder sind beileibe nicht schlecht, allerdings nicht mein Musikgeschmack. Das sehen auch viele der Anwesenden so. Die Band bekommt leider nicht mehr als Höflichkeitsapplaus. Meiner Meinung nach war die Wahl von Frau Stürmer als Vorband nicht besonders ideal. Mich würde mal interessieren, wer sich so etwas ausdenkt. Christina Stürmer ist sicher nicht schlecht, allerdings als Vorband für eine Arena-Rock-Band wie Bon Jovi total unpassend.

Vor einigen Wochen war zu lesen, dass Ur-Gitarrist Richie Sambora nicht mehr in der Band wäre. Der wirkliche Grund wurde nicht bekannt gegeben. Die Gerüchte gehen von „musikalischen Differenzen“ bis hin zu Drogenproblemen. Ich finde es sehr schade, dass er nicht dabei ist. Als Ersatz für ihn wurde der Gitarrist Phil X engagiert. Phil X hat bei dem Album „Edge Of Excess“ der kanadischen Rockband Triumph mitgewirkt. Um 20 Uhr sieht man, dass ein paar Limousinen ins Stadion fahren. Das Publikum beginnt zu jubeln: BON JOVI werden ins Stadion chauffiert. Dann geht’s mit einem Spitzensound und einer coolen Lightshow los. Die Bühne sieht aus wie die Vorderseite eines Cadillacs. Darunter stehen die Musiker - wirklich sehr originell. Der erste Song ist vom neuen Album, dann geht’s mit einem coolen Klassikerblock weiter. „You Give Love A Bad Name“ versetzt das ganze Stadion innerhalb von Sekunden in einen Hexenkessel. „Raise Your Hands“ geht ab ohne Ende und der Überklassiker „Runaway“ sorgt dafür, dass das Publikum bereits nach dem fünften Song komplett Kopf steht. Die Songs vom neuen Album werden vom Publikum begeistert aufgenommen, können jedoch mit der Qualität der Klassiker nicht ganz mithalten.

Bon Jovi präsentieren sich an dem Tag überaus spielfreudig und als Band, die richtig hart rockt. Schlagzeuger Tico Torres sorgt für den notwendigen Drive und liefert mit Bassist Hugh Mc Donald einen bombastischen Rhythmusteppich. Jon Bon Jovi ist bis in die Haarspitzen motiviert und liefert eine überzeugende Show ab. Er durchlebt die Songs förmlich und gibt alles. Bei manchen Songs ist das vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Vor allem bei den Songs aus der Keep The Faith-Phase fällt auf, dass sich Jon doch sehr anstrengen muss. Mehrmals ist seine Stimme an der äußersten Schmerzgrenze und am Gesichtsausdruck auf der Videoleinwand kann man erkennen, dass er wirklich mit seiner Stimme und den hohen Lagen kämpft.

Die Balladen kommen insgesamt sehr gut an und der doch sehr große weibliche Publikumsanteil singt hier textsicher mit. Bei „I’ll Sleep When I’m Dead“ zollen Bon Jovi ihren alten Helden Tribut und spielen ein Medley aus Rolling-Stones-Songs und dem Status Quo-Klassiker „Rockin‘ All Over The World“. Jon Bon Jovi bringt hier eine coole Imitation von Mick Jaggers Tanz, der ihm viel Applaus einbringt. „Bad Medicine“ beschließt den regulären Teil und mit Blick auf die Uhr fällt mir auf, dass bereits zwei Stunden vorbei sind. Es ist bekannt, dass Bon Jovi sehr lange spielen. Was an diesem Abend abläuft, ist allerdings unfassbar. Der Zugabenblock dauert eine komplette Stunde! Highlights dabei sind „Wanted Dead or Alive“, „Have a Nice Day“ und „Livin' on a Prayer”. Auch bei “Livin’ On A Prayer” singt Jon Bon Jovi wieder am obersten Limit und man kriegt teilweise richtig Angst.

Mit „I Love This Town“ endet das Konzert nach drei Stunden. Bon Jovi bekommen vom kompletten Stadion einen fulminanten Applaus und haben sich diesen völlig verdient. Viele der sogenannten „Top-Bands“ spielen 90 Minuten - vielleicht noch 120 Minuten. Dann ist aber meistens schon Schluss. Ich hab in all den Jahren, in denen ich auf Konzerte gehe, noch nie erlebt, dass eine Band drei Stunden live spielt. Auch wenn Bon Jovi bezüglich ihrer musikalischen Ausrichtung bei vielen früheren Fans kritisiert werden, muss man eins klar stellen: Das Konzert war wirklich klasse und live sind die Edel-Rocker immer noch eine Macht. Falls Richie Sambora wieder zurückkehren sollte, muss er sich warm anziehen: Phil X hat seinen Job mehr als gut und den Sound rauer und härter gemacht. Er präsentiert die Songs fast schon metallisch, spielt sehr aggressiv und hat ein sehr furioses Stageacting. Am besten kam das bei dem Song „Keep The Faith“ rüber. Hier liefern sich Keyboarder David Bryan und Phil X einen regelrechten Zweikampf in der Tradition von Ritchie Blackmore und Jon Lord von Deep Purple. Vergleicht man dies mit Richie Samboras Bühnenpräsenz auf der DVD Live At Madison Square Garden von 2009 wirkt Sambora dagegen fast müde. Jon Bon Jovi sollte mal einer den Tipp geben, die hohen Songs einfach etwas tiefer zu spielen. Das machen andere Bands auch und haben kein Problem damit. Bleibt zu hoffen, dass er dies schnell einsieht - bevor er seine Stimme ruiniert.


Setlist Bon Jovi:
That's What the Water Made Me
You Give Love a Bad Name
Born to Be My Baby
Raise Your Hands
Runaway
Lost Highway
It's My Life
Because We Can
What About Now
We Got It Goin' On
Keep the Faith
(You Want to) Make a Memory
Bed of Roses
When We Were Beautiful
Captain Crash & the Beauty Queen From Mars
We Weren't Born to Follow
Who Says You Can't Go Home
I'll Sleep When I'm Dead
Bad Medicine
---
Dry County
Wanted Dead or Alive
Have a Nice Day
Livin' on a Prayer
In These Arms
Someday I'll Be Saturday Night
Always
These Days
I Love This Town



Stefan Graßl



 << 
Zurück zur Artikelübersicht
 >>