Musik an sich


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Paradies, Reichenauer, Pepusch, Hertel u.a. (Charivari Agréable)

Concerti Curiosi


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 1.5.2011

(Signum / Note 1 / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. SIGCD249)

Gesamtspielzeit: 62:23

Internet:

Charivari Agréable



UND ÄRGERN, ÄRGERN

Keine Kuriositäten in unserem Wortsinne versammelt diese Zusammenstellung barocker Orchesterwerke. Vielmehr bezieht sich der Begriff auf das frühere Verständnis, das mit diesem Adjektiv eine rare, seltene, geschickte und fein gearbeitete Sache beschrieb. Dies alles trifft auf die programmatisch klug zusammengestellten Werke zu, die sehr schön zeigen, wie das Concerto sich langsam von seinen italienischen Ur- und Vorbildern entfernte, sie aber doch nie ganz vergessen ließ. Bedauerlicherweise aber treffen jene Umschreibungen nun ganz und gar nicht auf das Spiel von Charivari Agréable zu: Man fühlt sich ungut an die 70er erinnert, als der Laut-Leise-Kontrast noch das einzige Artikulationsmittel bei der Interpretation barocker Musik zu sein schien. Die Wiederholung jeder Sentenz erfolgt exakt in gleicher Phrasierung, sofern man überhaupt von einer solchen sprechen möchte. Vom Humor und Esprit der Stücke ist nichts zu spüren, selbst die langsamen Mittelsätze geraten unidiomatisch und ausdrucksschwach. Man höre vergleichsweise einmal Hertels Trompetenkonzert in der Einspielung mit dem (auf modernen Instrumenten, aber historisch informiert musizierenden) Württembergischen Kammerorchester: dort hat es Pfiff, Verve und Glanz zugleich (MAS-Review). Bei Charivari Agréable hingegen bleibt davon keine Spur übrig, wozu noch zusätzlich die schwache Leistung des Solo-Trompeters Simon Desbruslais beiträgt. Pars pro toto...

Kurzum: eine ärgerliche Produktion, die viel von den Möglichkeiten dieser keineswegs unoriginellen Musik verschenkt.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Paradies: A favourite concerto
4-5 Reichenauer: Concert à 5 für Oboe
7-9 Berlin: Sinfonia à 5 für Horn
10-12 Pepusch: Concerto für vier Violinen
13-15 J. W. Hertel: Concerto Nr. 3 für Trompete
16-18 Croft: Sonate für vier Violinen und B.c.
19-21 Baldassari: Sonate für Horn und Streicher
Besetzung

Charivari Agréable

Kah-Ming Ng: Leitung


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