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Harte Saiten nach Elfenklängen – Peter Gabriel Gitarrist David Rhodes gastiert in Berlin




Info
Künstler: David Rhodes und Paintbox

Zeit: 13.05.2010

Ort: Quasimodo, Berlin

Besucher: 100

Veranstalter: Quasimodo

Fotograf: Norbert von Fransecky

Internet:
/www.davidrhodes.com
http://www.myspace.com/paintboxpaintbox

David Rhodes – nie gehört. Also flog sein Debütalbum Bittersweet eher beiläufig, als Teil des Pflichtprogramms, in den CD-Wechsler von Norbert von Fransecky. Als die CD dann tatsächlich unter den Laser rutschte gab es erstmal Irritationen. „Ich hab doch gar nichts von Peter Gabriel in Arbeit,“ stutzte er. Ein Blick in den Promozettel lieferte die Erklärung – 30 Jahre Gitarrist bei Gabriel. Das und die Qualität des Albums lies ihn zum Hörer greifen und bei der Promofirma um Berücksichtigung auf der Gästeliste am Himmelfahrtsabend in Berlin zu bitten.
Und so machte er sich nach einem trüben Tag mit Andreas Schneider auf den Weg, um zu schauen, wie Rhodes sich auf der Bühne macht.




Harte Sounds in Jesus-Latschen von Norbert von Fransecky

Voll war das Berliner Quasimodo nun wirklich nicht. In Mainz musste das David Rhodes-Konzert wegen mangelndem Interesse sogar abgesagt werden. „Immerhin sind genug Leute da, dass Stimmung aufkommen kann,“ höre ich einen Kommentar vom Nachbartisch. Und so hatte jeder einen guten Blick auf die Bühne und zumindest fast jeder einen Platz, um das Bier oder den Rotwein zu parken.

Dabei war hier kein ganz Unbekannter unterwegs. Seit 30 Jahren verleiht Rhodes mit seiner Gitarre den Peter Gabriel Alben einen Teil ihres charakteristischen Sounds. Ungünstig dürfte sich für Rhodes ausgewirkt haben, dass sich die Veröffentlichung seines Solo-Debüts auf den 1. Juni, also die Zeit nach der Tour, verschoben hat. So konnte also niemand, der nicht ein Vorabexemplar sein eigen nennt, mit dem Material vertraut sein. (Wer etwa gar auf den ein oder anderen Gabriel-Klassiker gehofft hat, sollte enttäuscht werden.) Für die Konzertbesucher mag das aber auch ein Glücksfall gewesen sein. Denn das angetretene Trio – neben Rhodes selber Ged Lynch am Schlagzeug und Charlie Jones am Bass – inszeniert das Material hier deutlich anders, als im Studio.


Das Album Bittersweet klingt über weite Strecken wie ein Frühwerk von Peter Gabriel und verzaubert mit oft zarten, fast zerbrechlichen Atmosphären. „Bittersüß“ beschreibt das Ganze wirklich nicht schlecht.
Im Quasimodo wurde das Material wesentlich schärfer angerichtet. Insbesondere die beiden Saiten-Künstler fegten oft mit einer Brachialität über den Teppich, die manch einer Prog Metal Band gut zu Gesicht stehen würde.
Hatte man sich an die andere Herangehensweise aber erstmal gewöhnt, war dem Auftritt durchaus etwas abzugewinnen. Er hatte etwas schamanisch Hypnotisierendes. Das mag an der sehr ähnlichen Grundstruktur der Stücke liegen, die nur von wenigen packenden Refrains durchbrochen wurde. In Erinnerung bleiben vor allem „Reality slips“, „Monster Monster“ und „One Touch“.

Optisch hatte das Ganze etwas sympathisch Legeres an sich. Rhodes erschien in einfachen Jeans, bedrucktem Hemd und nackten Füssen in Jesus-Latschen und spulte sein Programm mit solider Unaufgeregtheit routiniert herunter. Dass ein Publikum anwesend war, dass möglicherweise ein Urteil über seinen Auftritt fällen würde, schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken. Einige nette ansagen. Ansonsten machte er seine Arbeit ohne sich sonderlich zu präsentieren.
Zwei, die jeden Bühnen-Klamotten-Designer (und Frisör - Red.) in den Wahnsinn treiben – Jesus Rhodes und Dirty Jones

Jones dagegen stand entweder still an seinem Platz – oder hüpfte im Takt heftig auf der Stelle auf und ab – very strange indeed. Dazu passte vor allem seine Kleidung. Der Bassist wirkte als habe er unter der Brücke geschlafen und sich hinterher Klamotten angezogen, die man bei der Altkleidersammlung aussortiert hat.

Positiv kam Rhodes besonders dann rüber, wen man in den heftigsten Momenten des Konzertes merkte, wie viel Spaß ihm die Sache gerade machte.
Negativ wirkte sich dagegen der Verzicht auf einen Keyboarder aus. Wenn Rhodes sich immer wieder an der Technik zu schaffen machen musste, um Samples abzurufen, brachte das doch ziemlich massive atmosphärische Brüche mit sich. Hier hätte er dann lieber konsequent sein sollen. Denn die Kompositionen hätten auch ohne die Zauberkiste gewirkt.

Der Auftritt hatte insgesamt durchaus seine Momente, wenngleich David Rhodes live bei weitem nicht so überzeugend war, wie auf CD. Immerhin gab es für das Publikum vorweg noch etwas zu entdecken. Ebenfalls in Trio-Besetzung sorgten Paintbox aus Schweden für zarte Minuten.



Elfenmusik aus Schweden lässt den Vulkan vergessen von Andreas Schneider


Pink Floyd veröffentlichten 1967 auf der B-Seite ihrer Single „Apples and Oranges“ das Lied „Paintbox“ mit der Stimme von Keyborder Richard Wright. Vielleicht war das der Anlass der die drei Schweden aus Halmstad - Linnea Olsson: (Vocals, Cello, Bass, Ukelele), Fredrik Johansson (Guitar, Bass, Keyboards) und Magnus Helgesson (Drums, Keyboards) - ihre „Art-Popband“ so zu nennen, um mit pastellfarbenen Tönen und butterweichen Soundarrangements als Vorgruppe des Gitarristen David Rhodes die interessierten Zuhörer im Traditionsclub Quasimodo förmlich einzulullen.

Mit einem Cellointro begann die 53-minütige Performance der recht positiv gestimmten und um gute Sommerstimmung bemühten Gruppe. Hier kommt keine Hektik auf. Die Klänge von Cello und Gitarre kreieren Träume und Liebesassoziationen. Vielleicht sollte der zuckersüße, aber auch etwas flach wirkende Gesang von Linnea Olsson die Zuhörer in das Land der Elfen entführen, wenn man schon wegen des Ausbruchs des Eyjafjallajoekull auf Island nicht nach Island, Norwegen, Schweden oder Finnland reisen kann.....
Setlist „Paintbox“

Jedenfalls wurden verträumt wirkende Songs aus ihrem ersten Album von 2008 Bright Gold and Red wie „Love“, „Heaven“, „Lighthouse“ und „Wild Chance“ engagiert und gut abgemischt präsentiert. Neue Songs wie „Clowns“, „Dream on“, „Traces“ und „Mindreader“ standen ihnen in ihrer Qualität in nichts nach. Hervorzuheben ist dabei das couragierte und sehr melodische Gitarrenspiel von Frederik Johannsson, welcher den verträumten Gesang von Linnea Olsson sichtlich bereicherte. Gespannt kann man dabei auf das kommende Album sein, welches vielleicht wieder ein kurzweiliges Sommermärchen aus Schweden werden könnte.

Ich wünsche der Band eine engagiertere und entschiedenere Gesangspräsentation von Linnea Olsson, so wie diese von ihren großen Kolleginnen Mari Boine, Tori Amos und Karin Dreijer Andersson bestens praktiziert wird! Bestimmt wird man dann noch viel von Paintbox hören.

Den Zuhörern und auch der Band hat dieser Auftritt sichtlich gefallen!




Norbert von Fransecky & Andreas Schneider



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