Musik an sich


Reviews
Flaming Bess

Wächter des Lichts


Info
Musikrichtung: Artrock

VÖ: 25.04.2008

(Eigenvertrieb)

Gesamtspielzeit: 77:49

Internet:

http://www.flaming-bess.de


Das fünfte Album von den schon seit 1979 existierenden Band Flaming Bess bietet wie gewohnt ein Artrockalbum, das von einem Hörspiel umrahmt ist. Die Fantasiewelten um Arcana, Flaming Bess, dem Dieb und der Sphärenharfe sind interessant und recht gut gemacht, doch Hauptaugenmerk sollte natürlich der Musik gelten. Ich finde es, das sei noch bemerkt, etwas befremdend, daß das Hörspiel und die Titel der Songs in deutscher Sprache, die gesungenen Texte aber durchweg in Englisch sind. Laut Aussage der Band kämen ihnen die Fantasietexte in Deutsch etwas zu kitschig rüber. Dies kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn die Güte eines Textes wird durch die Sprache eigentlich nicht verändert, und die Texte sind in englisch recht ansprechend, warum sollten sie es also in deutsch nicht sein?

Doch nun endlich zur Musik, diese bewegt sich zumeist auf einem hoch melodischem Artrock, der den späten (Gilmour) Pink Floyd sicher sehr nahe steht. „Wächter des Lichts“ , der Opener ist absolut modern produziert, hat einen knackigen Bassrhythmus und eine feine Gitarre. Das Gleiche gilt für „Aklabeth“. „Der Dieb“ lebt von seiner Mixtur aus echten und synthetischen Perkussionen, dem Saxophonsolo und den Gitarrenriffs.

Nun die weiteren zehn Stücke aufzuzählen würde zu weit führen. Flaming Bess bleiben das ganze Album über ihrem Stil treu, der mal mystisch, mal bombastisch, dann wider etwas rockiger, je wie es zur erforderlichen Situation der Geschichte paßt, arrangiert wird. Das Album hat einen einheitlichen Sound und wird in erster Linie von der gut eingespielten Truppe getragen. Man bewegt sich in traditionellen Artrockgefilden, baut jedoch genügend ungewöhnliche Parts ein und traut sich auch durchaus, mal modernere Sounds und Rhythmen einzusetzen. Somit positioniert man sich trotz aller Tradition modern genug, um nicht als altbacken zu gelten.

Man vermeidet bravourös den Schiffbruch, den viele andere (über)ambitionierte Werke des Art und Progrocks erlitten haben. Dies verdankt man einer satten Produktion, die aber nicht darauf vertraut, nur mit tollen Tricks und Sounds alte Klischees zu bedienen, sondern ein wohlüberlegte Story und Idee umgesetzt hat und vor allem auch starke Kompositionen als Herzstück aufweisen können.
Zur rechten Zeit macht es Spaß, zu diesem Kopfkino einfach nur die Augen zuzumachen, sich in die Welt der Flaming Bess fallen zu lassen.

Auflockernd wirkt in erster Linie, daß die Gruppe auch mal fremde Dinge zuläst (Dark Wave ähnliches mit afrikanischen Rhythmen und Gesängen in „Der Verhüllte“ zum Beispiel) und die Vielzahl der unterschiedlichen Sänger und Sängerinnen.
Flaming Bess ist mit Wächter des Lichts eine tolle Produktion gelungen, die sich, ohne großartig neue Wege zu beschreiten, trotzdem vom Einerlei der Neoprogger und Neoartrocker absetzen kann.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Prolog0:49
2 Wächter des Lichts5:28
3 Aklabeth4:50
4 Die Hallen der Diebe1:57
5 Der Dieb4:32
6 König für einen Tag4:46
7 Verrat1:43
8 Der Verhüllte4:04
9 Welt der Lügen4:53
10 Ein langer Weg4:16
11 Die Höhle unter dem Eis2:44
12 Serbender Stern5:11
13 Flucht und Verfolgung5:18
14 Stimmen5:05
15 Die Dämonenforte2:06
16 Die Höhle der Mara Morbis 5:08
17 Erkenntnis5:46
18 Endloser Fall5:33
19 Sphärenmusik 3:40
Besetzung

Hans Wende
Peter Fige
Achim Wierschem
Dieter Joswig
Claas Reimer

Gäste

Jenny K.
Sarah Joswig
Erika Naidenow
Sara Englsnd
Anika Redemacher
Rene Lenting
Mike Pearse
Ned Selfe



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>