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Riefenstahl

Instinkt


Info
Musikrichtung: Deutscher Metal

VÖ: 25.05.2007

(Rude Records / Remedy / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 45:45

Internet:

http://www.riefenstahl-music.de


Eine Band, die sich im Bereich der „Neuen Deutschen Härte“ bewegt, die so neu ja nun nicht mehr ist, und sich Riefenstahl nennt, wirft natürlich sofort Fragen auf. Rechtslastige Töne sind auf Instinkt aber nicht zu finden – auch wenn es sicher möglich ist, die eine oder andere Zeile mit etwas übel wollender Gewalt in diese Richtung zu verbiegen.
Verschieben wir also alle Bemerkungen über dieses Thema auf ein Interview, das uns die Band hoffentlich demnächst gewährt. Die entsprechenden Anfragen sind bereits getätigt.

Was aber steht in den Texten? Und schon fällt wieder eine Klappe, die schnell in Richtung „rechts“ misdeutet werden kann. Immer wieder generieren sich Riefenstahl als die unschuldigen Opfer, die Standhaftem, der Stahl, der nicht zerbricht. Gegner werden gewarnt, denn Riefenstahl sind die Größten. Feinde können ihnen nichts. Wen würde das nicht an die Böhsen Onkelz erinnern? Mit derem archaischen Street Punk haben Riefenstahl allerdings wenig zu tun.

Der Name Riefenstahl selber verweist natürlich auch auf Rammstein, die bekanntlich in einem Video Aufnahmen der Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl benutzt haben. Mit Ausnahme der Textzeile “Wenn ich wiederkomm, werd ich kein Engel sein“, erinnert aber auch an die martialischen Deutsch-Metaller kaum etwas.

Was steckt also wirklich hinter Riefenstahl?
Erst einmal eine deutschsprachige Metalband mit einem extrem geilen fetten Sound. Mit den Bands der neuen deutschen Härte hat das aber so gut wie nichts zu tun. Musikalisch erinnert das Ganze oft eher an die wieder auferstandenen Metallica der St. Anger-Phase (“Augen auf“), die sich in ruhigeren Momenten des Gitarrensounds von P.O.D. bedienen (“Ein Wort von dir“, „(Ich) halt dich fest“).

Dabei gelingt es dem Quartett fast immer auf den Punkt zu kommen und kaum „falsche Töne“ zu produzieren, bei deutschsprachigen Bands eine Seltenheit.

Herauszuheben sind noch drei Stücke in der zweiten Hälfte der CD, die neue Aspekte bringen und Riefenstahl aus der Masse der Bands, die sich nur selbst kopieren herausheben. “Wenn ich wiederkomm“ ist eine wunderbar atmosphärische Nummer, die Anklänge an neuere Subway to Sally hat. Das sehr softe “Es tut so weh“ bringt einen völlig neuen Ton ins Programm. Das Antikriegslied “Lass mich nicht allein (War for Peace)“, das die Hohlheit des sogenannten Heldentods entlarvt, spricht allen Vorurteilen Hohn, die Metallbands Gewaltverherrlichung vorwirft.

Eine der besten deutschen Metal-Produktionen seit Langem!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Es ist vorbei 3:18
2Augen auf 3:12
3Ein Wort von dir 3:28
4Venusschrei 3:18
5Mit brennender Wut 4:28
6Die Zeit heilt nicht alle Wunden 3:55
7Wenn ich wiederkomm 4:20
8Es tut so weh 3:!6
9Lass mich nicht allein (War for Peace) 5:00
10(Ich) halt dich fest 4:24
11Kalter Traum 3:17
12Dein Weg 3:48
Besetzung

Daniel Peschel (B)
Jens Esch „die Schabe“ (Voc)
Sven Petersen (Dr)
Ralph Laskowski (Git)



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