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Reviews
Gregorianische Gesänge für Kaiserin Kunigunde (Schola Bamberg)

Nova Historia


Info
Musikrichtung: Gregorianik

VÖ: 01.04.2004

Christophorus / Note 1 (CD DDD (AD 2003) Best. Nr. CHR 77269)

Gesamtspielzeit: 62:22



GRGORIANISCHE SCHWÄRMEREIEN FÜR EINE HEILIGE KAISERIN

Wahrlich eine Geschichte, wie sie das Mittelalter liebte: Die ebenso schöne wie gottesfürchtige Kaisersgattin aus bestem Hause entscheidet sich trotz dynastischer Verpflichtungen zur Kinderlosigkeit, sprich: zur Ehe in Keuschheit. Fast schon ein Skandal, aber ein heiliger! Stattdessen investiert sie zusammen mit ihrem Gemahl, dem sie quasi als Mitregentin zur Seite steht, bevorzugt in himmlische Reichtümer: in Form von Bistumsgründungen, Kirchenbauten und Klöster - und dies in einem Umfang, der die weltlichen und politischen Verhältnisse mitunter auf den Kopf zu stellen droht.
Das alle wäre natürlich nichts, gäbe es nicht Neider und zurückgewiesene Liebhaber, die für die nötige Spannung sorgen. Einer davon schwärzt die hohe Dame bei ihrem Mann an: Von wegen keusch! Ehebruch!
Um ihre Unschuld zu erweisen, wählt die Kaiserin ebenso demütig wie selbstbewusst das Gottesurteil: Sie wird über glühende Pflugscharren schreiten! Bleibt sie unverletzt, ist ihre Unschuld erwiesen. Andernfalls …
Sie bleibt natürlich unverletzt.

Das ist nur die berühmteste Episode aus dem Leben von Kaiserin Kunigunde (um 979-1033), der Gemahlin von Kaiser Heinrich II. (973-1024). Historische Wahrheit und fromme Legende lassen sich wie so häufig nicht mehr genau trennen. Beider Einsatz für die Kirche und wohl nicht zuletzt ihre „Josefsehe“ führten im Fall von Heinrich bereits 1146, bei Kunigunde dann 1200 zur Heiligsprechung.
Die Zeugnisse der Verehrung insbesondere von Kunigunde im Mittelalter sind sehr reich - neben Maria oder der Hl. Elisabeth von Thüringen gehörte sie zu den beliebtesten Heiligen.

Im Bistum Bamberg, das sich einer Stiftung von Heinrich und Kunigunde verdankt und wo beide auch begraben sind, wurde der Kunigunden-Kult besonders intensiv gepflegt. Der Heiligen zu Ehren dichtete man nicht nur Hymnen, sondern komponierte auch ganz neue Melodien für das Stundengebet, das (wie bei anderen Heiligen auch) am Festtag Kunigundes ihrem ruhmreichen Angedenken gewidmet war.
Durch entsprechende Antiphonen vor den Psalmen, gesungene Lektionen aus der Vita der Heiligen sowie dazu passende Responsorien wurde im Laufe eines Tages das ganze heiligmäßige Leben Kunigundes memoriert und lobend besungen.
Das Idiom der Musik mag zwar gregorianisch anmuten, geht aber über die erhabene Schlichtheit der klassischen Gesänge hinaus: Aus der virtuosen, reich verzierten Melodik mit den großen, emphatischen Intervallsprüngen spricht ein beinahe schwärmerischer Geist. Die neue Leidenschaft korrespondiert mit der gesteigerten Subjektivität in der Frömmigkeit, die sich auch gefühlsmäßig ausdrücken und das Heilige emotional erleben wollte.

Eingerahmt vom Klang der Bamberger Kunigunden-Glocke, stellt die vorliegende Aufnahme mit repräsentativen Auszügen aus der Nova Historia der Hl. Kunigunde Ergebnisse der jüngsten Quellenforschung zur Musikgeschichte des Bistums Bamberg vor. Doch ist diese Einspielung mehr als nur eine interessante Bereicherung für das Repertoire mittelalterlicher liturgischer Musik. Die kundige Darbietung der Schola Bamberg sorgt nicht nur für eine adäquate Wiedergabe des Notentextes, sondern überzeugt zudem durch die Intensität des Vortrags und Sensibilität für die verborgenen Ausdruckswerte der Musik.



Georg Henkel



Trackliste
01-14 Ad Vespera
15-21 Ad Primam Nocturnam
22-28 Ad Secundam Nocturnam
Besetzung

Schola Bamberg

Ltg. Werner Pees



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