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Musik an sich
 
Standstill live in Karlsruhe, Erdbeermund, 02.05.03
 
Standstill live in Karlsruhe, Erdbeermund, 02.05.03

In einer sehr außergewöhnlichen Location machten Standstill auf ihrer diesjährigen Deutschland-Tour Stopp. Der Erdbeermund hat einen sehr zwielichtigen Touch. Das Logo eines Kussmundes scheint nicht nur über den Bands sonder leuchtet auch auf jedem einzelnen Tisch der "Kuschelnischen". In diesen Nischen sind nun die Merchandising-Stände platziert. Eine Bühne gibt es keine. Doof ist, dass man die Band deshalb schlecht sieht, doch trotzdem fühlt man sich ihr näher. 

Für den Headliner eröffnen Ende Oktober aus Karlsruhe. Ich habe von der Band noch nicht gehört. Sie sind aber an den Erwartungen gemessen, die man an einen Local Support hat, ganz nett. Sie machen schnellen, aggressiven New-School-Hardcore. Der Sänger brüllt etwas zu viel. Nichts gegen Brüllen, aber es verliert einfach die Wirkung, wenn es durchgehend ist. Der Effekt schwindet daher und der Auftritt hat daher einen Verfallscharakter. Man kann wirklich gute Ansätze erkennen, doch fehlt noch ein wenig Entwicklung um wirklich interessant zu werden. 

Standstill haben zudem noch die Labelkollegen von Engrave dabei. Am Bass spielt Defiance-Records-Chef Roland. Engrave sind eine gute Band, die ihren Sound auch ohne großen Soundcheck gut gefunden haben. Extrem schnelle Bundwechsel des Gitarristen erzeugen einen sehr noisigen Sound, der das Erscheinungsbild stark prägt. Der Sänger steigert sich wirklich mit Leib und Seele in seinen Gesang und lässt alle Wut raus, die er verspürt. Engrave haben schon mit Szene-Größen wie Shelter, Earth Crisis, Cave In, ... zusammen gespielt. Dass die Jungs gut ankommen, liegt daran, dass ihre Musik sehr ehrlich wirkt. Die Quittung dafür sind, wie mir der Frontmann verriet, überraschend viele verkaufte Shirts und Platten. 

Standstill betreten also die Bühne. Schon seit Monaten hatte ich mich auf das Konzert gefreut und jetzt ist es so weit. Das Intro gestalten die Spanier selbst. Eine verblüffende Geräuschkulisse wird immer klarer, als ob es sich um einen Prozess handeltn würde, bei dem sich die Instrumente erst ganz langsam näher kommen müssen. Als erstes Lied spielen Standstill "Ride Down The Slope", das auch auf dem aktuellen Album "Memories Collector" der Opener ist. Vom ersten Akkord an ist klar, dass das Konzert geil wird. Über die gesamte Zeit hinweg überzeugen die Jungs aus Barcelona in allen Belangen. Musikalisch ist es Wahnsinn und zudem ist die Performance sehr expressiv. Standstill führt das Publikum durch den Kompletten Cosmos ihrer Klangwelten. Neben absoluten Krachern wie dem "Two Minutes Song" haben auch ruhige Stücke ihren Platz in der Set-List. Es ist sehr verblüffend in wie viele verschiedene Stimmungen man als Zuschauer geleitet wird. Zudem muss man die Band für die Preise loben. Bei 7 €  Eintritt und 10 €  für ein T-Shirt kann wirklich keiner meckern. 

Ein tolles Konzert in Karlsruhe bewegte mich dazu, eine Woche später nach Esslingen zu fahren um die Jungs dort im Juze Komma anzuschauen. Dieser Club hat schon mal ne Bühne, was im Prinzip schon ein großer Vorteil für Live-Gigs ist. Hier spielen Standstill auch zwei Stücke ihrer Akustik-EP "The Latest Kiss". Der Sound ist noch ein Stück besser und zum Schluss fordert der Schlagzeuger das Publikum noch auf, die Band, weil es Samstag Abend ist, noch wohin mitzunehmen um Party zu machen. 

Bei Standstill handelt es sich einfach um eine sehr sympathische Band, die ohne sich irgendwelche Klischees anzueignen, sehr ausdrucksvolle, kreative Musik macht. Das ist progressiver Hardcore!

Kevin Kirchenbauer
 

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